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Venedig.
Verona.
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Das Anmuthigsfe dieser Richtung ist vielleicht der Fries mit Ge-
nien in dem hübschen kleinen Hof der Camaldulenser (Via. degli Alfani) a
links von der Kirche, nach 1621. In der zweifarbigen Malerei tönt
hier ein Echo der Robbia nach, obwohl die Formen der Pllttell schon
manirnt sind.
Mit der völligen Ausbildung des Barockstyles (seit etwa 1630)
nahm diese Art von Decorntion auch in Florenz ein Ende; man
scheint sie als etwas Kleinliches oder Kindisches verachtet zu haben;
mit ihr zehrt die Architektur das letzte freie Zierelement auf. An
ihre Stelle tritt, wo man der Decoration bedurfte, die Perspectiven-
malerei, in welcher sich einst schon Baldassare Peruzzi auf seine
Weise versucht hatte. XVir werden bei Anlass der spütern Epochen
darauf zurückkommen.
Venedig besitzt in dieser Gattung nur noch Wenigcs und im
Zustande fast totaler Zerstörung durch die Feuchtigkeit, aber von so
grossen Meistern, dass man gerne auch die Trümmer aufsucllt. S0
war der Fondaco dei Tedeschi am Rialto (jetzige Dogana), ein grossesb
einfaches Gebäude des Fra, Giocondo vom Jahr 1506, vollständig be-
malt von Tizian und seinen Schülern; hie und da. ist noch ein
schwacher Schimmer zu erblicken. Etwas besser erhalten sind die
Malereien an der Oberwand des Klosterhofes von S. Stefano, vonc
Giov. An t. Pordenone, theils alttestamentliche Geschichten, theils
vorzüglich schön belebte nackte Figuren (meist Kinder) und Tugenden.
Dieser Rest ist vielleicht die bedeutendste Aussenmalerei der goldenen
Zeit, welche überhaupt erhalten ist und wiegt alles Gleichartige in
Genua Weit auf.
Endlich muss Verona vor allen Städten Italiens durch Menge
und Werth bemalter Fassaden ausgezeichnet gewesen sein. Eine be-
sondere climatische Ursache oder irgend ein innerer Fehler des Mör-
tels hat leider bei weitem das Meiste davon zerstört und auch das
Erhaltene ist nur dürftig erhalten, mgleieh weniger als z. B. ähnliche
Malereien in Florenz. An vielen Häusern ist nur etwa das Haupt-