6
Architektur.
Tempel von Pästum.
nus, welche letztere durch eine ganz eigenthümliche Zusammenziehung
(Hohlkehle) am Oberende des Schaftes zwar erklärt, aber auch durch
das Grelle des Überganges um so viel fühlbarer wird. Diese gewal-
tige Breite des Echinus zieht dann eine verhäiltnissmässige Vergrös-
serung der Deckplatte nach sich. (Die Intervalle der Deekplatten sind
etwa gleich der Hälfte ihres Durchmessers.) Zu der geringem innern
Kraft der Säule passt dann ganz gut der schmalere Architrav. Statt
der Triglyphen und Metopen, welche von besserm Stein eingesetzt
waren, sieht man jetzt fast bloss deren leere Lücken. An den einst
her-abgestürzten und in neuerer Zeit wieder aufgesetzten Giebeln ist das
Obergesimse mit vertieften Cassetten verziert, die das Alter zum Theil
sogar durchlöchert hat. Von der Cella ist wenig mehr erhalten, als
die Grundmauern.
Noch deutlicher erscheint die Ausartung des dorischen Styles in
ader sog. Basiliea. Trotz auffallender Abweichungen, wie z. B. die
ungerade Neunzahl der Säulen an den beiden Fronten, ist diese Ge-
bäude ebenfalls ein Tempel gewesen; Gestalt, Lage, Stufen, Enge des
Raumes im Innern lassen den Gedanken an eine andere Bestimmung,
wie z. B. die der Basiliken wvar, gar nicht aufkommen. WViederum
sind die Säulen stark geschwellt und von dem sehr weichen imd run-
den Eehinus durch eine ähnliche Hohlkehle getrennt wie am Ceres-
tempel. Von dem Gebiilke ist ein schmaler Architrav ganz erhalten,
theiliveisci auch ein stark zurüektretender Fries, an welchem ohne
Zweifel scnlpirte Triglyplien und Metopen aus besserm Stein ange-
nietet waren (oder werden sollten, denn mit der Vollendung solchen
Tempelsehmuckes verhielt es sich nur zu oft wie mit dem Ausbau un-
serer gothisehen Kathedralen.) Innen beginnt die Cella mit einer
Vorhalle von drei Säulen und zwei Mauerpfeilern (Anton), welche
letztere, als stärkstes Merkmal der Entartung, die Verjüngung sowohl
als die Ansehwellung der Säulen mitmachen; auch ihr Capitäl- eine
Hohlkehle ist von gefühlloser Bildung. Im Innern steht auffal-
lender Weise eine Säulenreihe der mittlern Axe des Gebäudes ent-
lang; drei Säulen sind ganz, von zweien die Capitäle erhalten. WVelchen
Zweck und welche Bedachung man sich dabei vorzustellen habe, lässt
sich um so weniger entscheiden, da. dieser Innenbau vielleicht nicht
einmal der ursprüngliche ist.