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Renaissance-Decoration.
Stein und Metall.
Mehr durch seine Ornamente und Proportionen im reinsten Styl der
Blüthezeit als durch seine (zum Theil auch sehr guten und als Jugend-
aarbeiten Michelangelds geltenden) Figuren behauptet der grosse Altar
Piccolomini-im Dom (linkes Seitenschiii", zunächst vor der Fronte der
Libreria) eine classische Stelle unter den damaligen Zierbauten. Als
Meister wird ein gewesener Andrea Fusina von Mailand genannt,
der das "Werk in Rom gearbeitet haben soll. Ein Triumphbogen um-
giebt die Nische, in welcher sich der zierliche Altar erhebt. (Dem-
hselben Andrea soll auch das schöne Denkmal des Erzbischofes Birago
in der Passione zu Mailand, hinten rechts, angehören.)
Sodann hat Baldassare Peruzzi in der aus Stucco bestehen-
cden Wandbekleidung der runden Capelle San Giovanni (im Dom, lin-
kes Seitenschitf) den besten Geschmack in der Verzierungsweise der
Blüthezeit bekundet. Er hatte die Sculpturen des Neroceio, die Fres-
ken Pinturicchiys einzuralunen und zugleich den Organismus seines
Baues zu behaupten. (Die Kuppel leider später; das Portal einpomp-
haftes und überladenes Werk, schwerlich nach PeruzzPs Erfindung.)
Von einfachem Altareinfassungen enthält z. B. S. Domenico zwei.
In der Regel hat der Barockstyl mit seinen weit und schattig vortre-
tenden Säulen und Griebeln diese mässigen, flachen Pilasterarchitek-
turenverdrangt oder verdunkelt. Reich, aber schon von zweideu-
atigeni Styl: die Treppe zur Kanzel im Dom.
Ausserdem ist Siena classisch für die bronzenen oder eisernen
Fahnenhalter und Fackelhalter mit Ringen, welche im XV. Jahrhun-
dert an den toscanischen Palästen angebracht wurden. Zwar über-
treffen die genannten Laternen am Palast Strozzi in Florenz an Ruhm
ealles von dieser Gattung, doch dürften diejenigen am Palazzo del
Magnifieo zu Siena (1504), von Ant. Marzini, ihnen im Styl über-
legen sein, wie sie denn zu den schönsten Erzzierrathen der Renais-
fsance gehören; eherne auch an Pal. della Ciaja; an den übrigen
Palästen (auch Piccolomini) ist das Material meist Eisen. Es ist
nicht bloss die Schönheit des einzelnen Stückes, mit seinen Akanthus-
blättern und seinen energischen Profilen, was uns diese Kleinigkeiten
werth macht, sondern viel mehr der Rückschluss auf den Humor imd
die echte Prachtliebe jener Zeit, die Monumentales verlangte in Fäl-
len, wo wir uns mit dem Flitter des Augenblickes zufrieden geben.