Die Florentiner.
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den Löwenköpfen an der untern Schale möchte vielleicht sein Bestes
in dieser ganzen Gattung und eines der trefflichsten Zierwerke der
Friihrenaissance überhaupt heissen dürfen.
Ghiberti geht als Decorator in Erz sogleich weit über die
Schranken der Arabeske hinaus, am Anfang noch mit einiger Scheu,
zuletzt ohne Rückhalt. Die Pfosten seiner drei Thüren haben an dera
Innenseite nur flache Arabesken, die späteste (mit den Thiirflügeln
Andrea Pisanifs) gerade die schönsten; an den Aussenseiten dagegen
stellte er Fruchtgewinde und Vögel, auch Köpfe u. in voller unter-
höhlter Arbeit dar, an der Nordthiir noch massig, an der Ostthiir sehr
reich und schön, an der spätesten, südlichen schon iibcrreich und na-
turalistisch, als wlire der Guss über den Gegenstand selbst gemacht
werden. An den Pforten der Ostthür sind die Einrahmungen zwar
zum Stoif und zur Function trefflich gedacht, in der Einzelform aber
nicht ohne einen barocken Anklang. An den beiden Reliquienkastenb
(snunten) ist das Ornament mehr als billig untergeordnet.
Donatello ist in seinen Decorationen überaus gewagt. (Ein-
fassung seiner Annunziata in S. Croce, nach dem fünften Altar rechts,v
des wunderlichen llladonnenreliefs in der Capelle Medici ebenda, mitd
binitem Glas; reiche Nische an Orsanniichele mit der Gruppe Ver0c- c
chiois.) Es ist mehr die muthwillige Seite der Frührenaissance, welche
mit ihrem von Rom geholten Reichthum noch nicht Haus zu halten
weiss. Von seinem Bruder, dem schon genaimten Simons, rührt das
prächtige eherne Gitter an der Capelle der Madonna della. Ointola imf
Dom _von Prato her, mit den durchsichtigen Friesen und Seitenfriesen
von Rankenwerk und Figürchen, und den Palmetten und Candelabern
als Bekrönung; ebenso die Einrahmnng der Hauptpforten von S. Peterg
in Rom. Ausserdem stammt wohl von Simonc ein gewisser ein-
facherer Typus von Grabmonumenten, welcher schon seit Mitte des
XV. Jahrhunderts, vielleicht zuerst am Grabe des Gianozzo Pandol-h
fino 1457) in der Badia und dann noch öfter recht schön vor-
kömmt. Er besteht in einer halbrunden, mit Laubwerk eingefassten
Nische, in Welcher der mehr oder weniger verzierte Sarcophag auf-
gestellt ist ; die Wand darunter wird durch wohl eingefasste farbige
Steinplatten als eine Art Unterbau charakterisirt. (S. Crocc, Capellai