230
Renaissance-Decoration.
Die Arabeske.
In profanen Gebäuden ist aus begreiiliehen Ursachen Weit weniger
von dem alten Zierrath zu finden, als in Kirchen, und des Wenige
(einzelne Thürexi, Kamine u. dgl.) ist nicht immer leicht sichtbar. Da.
die Wände fast bis unten mit Teppichen bedeckt Wurden, so con-
trastirten sie nicht wie bei ihrer jetzigen Nacktheit gegen die ge-
aschnitzte und vergoldete Decke. In einzelnen Beispielen (sixtinische
bCapelle, Sala de' Gigli im Pal. vecchio zu Florenz) wurde auch für
den Anblick bei weggenommenexi Teppichen durch bloss gemalte ge-
sorgt. Wir rechnen übrigens im Nachstehenden nicht nur die gemal-
ten Einfassungen von Räumen, Oeifnungen und Gemälden, so weit
sie von sprechender Bedeutung sind, ebenfalls zu dieser Gattung,
sondern die Decorationsmalerei im Weitem Sinne. Mit einer
Übersicht der Denkmäler der letztem wird vorliegender Abschnitt
schliessen.
Die Architektur und das Arabeskenwerk an diesen Ziergegen-
Ständen ist noch bis über die Hälfte des XV. Jahrhunderts hinaus
einfach im Vergleich mit dem spätem Raffinement, ja selbst befangen
und unsicher. Vielleicht waren es weniger die grossen Baumeister,
als die Bildhauer und Maler, Welche die Ausbildung dieses Kunst-
zweiges bis zur höchsten und edelsten Eleganz übernahmen. (Wobei
freilich nicht zu vergessen, wie oft die drei Künste damals in Einer
Hand beisammen Waren, sodass nur der Zufall über die grössere Be-
sehäftigung und Anerkennung in einer derselben entschied.)
Die Arabeske des XV. und beginnenden XVI. Jahrhunderts ist
eine fast selbständige Lebensäiusserung der damaligen Kunst; von ver-
hältnissmässig gewiss sehr wenigen, bloss plastischen antiken Vor-
bildern (Thürpfosten, Idriesen, Sarcophagen) ausgehend, hat sie das
Höchste erreicht aus eigenen Kräften. Ich glaube, ohne es beweisen
zu können, dass dem Desiderio da. Settignano ein wesentlicher Theil
dieses Verdienstes angehört. An den ihm zugeschriebenen Werken
ist die Arabeske und das Architektonische vielleicht am Frühsten
ganz edel und reich gebildet. Von seiner WVerkstatt ging dann Mino
da. Fiesolc aus, der ihm eine ausserordentliche Gewandtheit und De-
lieatesse in der Behandhmg des Marmors verdankte. Mino's Stellung