Renaissance-Decoration.
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Ein ausserordentlicher Luxus, dessen Fülle jetzt noch in Er-
staunen setzt-, wurde auf die Grabmäler verwandt. Gegen das
manierirte italieniseh-gothisehe Grab gehalten, ist das Renaissancegrab
in jeder Beziehung im Vortheil. Der bisherige Sarcophag auf Säulen
oder Tragfiguren, mit seiner unsichtbar hoch angebrachten liegenden
Statue, der Tabernakel auf Siiulen mit seinem Gemälde im tiefen
Schatten, seinen allzuhoch aufgestellten Statnetten, seinen Vorhang-
ziehenden Engeln u. s. w. Diess Alles wurde schön und sinnvoll
in vernünftigen Verhältnissen umgestaltet. Das Ganze bildet in der
Regel eine nicht zu tiefe Nische, in Welcher unten der Sarcophag
steht; auf diesem liegt entweder unmittelbar oder über einem zier-
liehen Paradebette die Statue. Im obern Halbrund findet man ins-
gemein eine Madonna mit Engeln in Hochrelief, oder auch die Ge-
stalten von Schutzheiligen. Die Pfosten der Nische, die Enden des
Sarcophages, die Ansätze und die Mitte des obern Bogens erhalten
dann noch je nach Umständen eine Anzahl von Statuetten oder Re-
lieffiguren, welche Heilige, Kinderengel (Putten) , Allegorien etc. dar-
stellen. An Gräbern von Kriegern und Staatsmiiimern, die zumal in
Venedig und Neapel vorherrschen, macht sich eine sehr vielgestaltige
Composition, bisweilen auch schon ein Missbrauch der Allegorien
geltend.
In den Sacristeien und in der Nähe der Klosterrefectorien finden
sich oft reichverzierte Brunnen.
Das Gitterwerk einzelner Kirehenräume ist nicht selten mit
vielem decorativem Geschick behandelt.
Die wenigen ehernen Kirch enpf orten, die man hauptsächlich
um ihrer Sculpturen willen betrachtet, sind durchgängig (Ghibertfs
Thiiren) in decorativem Betracht nicht minder bewnndernswcrth.
Die Holzdecoration (Chorstühle, Sacristeischränke etc.) wird
imten im Zusammenhang erörtert werden.
hia, von welchen z. B. Rafael die (jetzt ganz ausgetretenen) Bodenplatten:
für die Loggien bezog. Etwas besser erhalten: einige Reste in den Stanzen
des Vaticans. Aus früherer Zeit: diejenigen in der Capella Bentivoglio, in
S. Giacomo maggiore zu Bologna; und diejenigen in der fünften Capelle
links zu S. Petronio ebenda, letztere sechseckige Plättchen mit Ornamenten
und Figuren. In Neapel dauert die Sitte noch heute.