Bologna.
Paläste.
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Für Paläste "der Friihrenaissanee (die wir hier, wie bemerkt,
noch über die ersten Deeennien des XVI. Jahrhunderts ausdehnen
müssen) ist Bologna eine der Wichtigsten Städte Italiens. Allerdings
treten zwei beinahe durchgehende Beschränkungen ein, welche eine
ilorentinische oder venezianische Entwickelung des Palastbanes hier
unmöglich machen: der Backstein und die Verwendung des Erd-
geschosses zur Strassenhalle. Letzterer Gebrauch, an sich sehr schön
und für Sommer und Winter Wohlthätig, hat eben doch das Aufkom-
men jeder streng geschlossenen Composition verhindert; es entstanden
fast lauter Horizontalbauten, bei welchen das Verhältniss der Länge
zur Höhe gar nicht beachtet, keine Mitte bezeichnet und z. B. die
Thiir ganz willkürlich angebracht wird.
Innerhalb dieser Schranken aber äussert sich die Renaissance
hier äusserst liebenswürdig, ja. es giebt in ganz Italien Wenige Räume,
wo der Geist des XV. Jahrhunderts uns so ergreift, wie in einzelnen
Hofriiumen von Bologna. Das Detail ist meist gerade so reich als der
Backstein es gestattete; allerdings liegt zwischen hier und Rom Wie-
der ein Gebirge mehr, und die antiken Formen werden schon mehr
wie von Hörensagen reproducirt. Die Backsteinsäulen des Erd-
geschosses, meist mit einer Art einbliittriger korinthischer Capitäle,
tragen reichprofilirte Bogen; über einem Sims setzen dann die rund-
bogigeil Fenster des Obergeschosses an, oft sehr prächtig, mit einer
Art von Akroterien seitwärts und oben; in dem (bisweilen noch be-
malten) Fries finden sich runde, auch rundschliessende, auch vier-
eckige Luken. Das Kranzgesimse mit seinen kleinen und diehtstehen-
den Consolen tritt nur xiitissig vor. In den Höfen, WO sie wohl
erhalten sind, entspricht den untern Säulen oben die doppelte Zahl
von Säulchen (seltener Pilaster mit Zwisehenbogen), welche eine Ga-
lerie um den grössten Theil des Hofes bilden; oder auch Fenster, die
den äussern ähnlich sind. Die Friese, Einfassungen u. dgl. meist um
einen Grad reicher als aussen.
Diese Bauweise dauerte bis gegen die Mitte des XVI. Jahrhun-
derts, und gerade aus dieser spätern Zeit giebt es Beispiele von be-
sonderer Schönheit. Der Baumeister Formigine bemühte sich da-
mals, den jetzt sandsteinernen Capitälen eine möglichst reiche und
abwechselnde, oft ügurirte Bildung zu geben. In den Höfen bemerkt