Volltext: Architectur (Bd. 1)

Idealdarstellungnn von Gebäuden. 
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ergiebt durchgängig Vieles, Dom. Ghirlandajo Einiges und Giltes (Chorä 
von S. M. novella in Florenz); selbst ein Maler dritten Ranges wie 
Domenico di Bartolo verleiht seinen Werken (Fresken im Ilospital b 
della Scala zu Siena) ein grosses Interesse durch solche Zuthaten. 
Sandro Botticelli und Filippino Lippi waren vollends unermüdlich 
darin. Vorzüglich aber offenbaren die Fresken des Benozzo Gozzoli 
im Campo santo zu Pisa den Geist der Renaissancebauten in reichemc 
blasse. Ausserdem möchte ich noch auf die kleinen Legendenbilder 
Pisanellws in der Sacristei von S. Fra-ncesco de, Conventuali zu Pe-d 
rugin aufmerksam machen, welche einen ganzen Cursus idealer Re- 
naissance ohne Phantasterei gewähren. In Rafaels Sposalizio (Brerae 
in Mailand) findet sich dann ein gesetzmässig schönes Zusammenwirken 
der geschichtlichen Composition und des baulichen Hintergrundes, wel- 
cher hierauf rasch seinen überreichen Schmuck verliert und in die 
Dienstbarkeit des malerischen Ganzen tritt. Daneben scheidet sich 
(schon mit Baldassare PeruzzPs Malereien im ersten obern Saal derf 
Farnesina. in Rom) eine sog. Prospectmalerei als eigene Gattung aus. 
Mehrere der grössten Historienmaler haben indcss fortwährend 
dem baulichen Hintergrund alle Sorgfalt zugewendet, wo der Gegen- 
stand denselben irgend zuliess. So vor allein Rafael, welcher schon 
wegen der Räumlichkeit der „Schule von Athen" und des „Heli0d0r" g 
den grössten Architekten beizuzählen sein würde. Dann zeigt sich 
Andrea del Sarto in seinen Fresken (Vorhalle der Annunziata zu Flo-h 
renz) als ein Meister einfach edler Baukunst. Von den später-n sind 
die Venezianer in dieser Beziehung am reichsten; Paul Veronese zu- 
mal, obschon alle seine Prachthallen das einzige Gebäude der Schule 
von Athennicht aufwiegen. In der Zeit der entarteten Kunst nahm 
dieser Bestandtheil der Malerei schonrals Hülfsrnittel der Illusion einen 
neuen, beträchtlichen Aufschwung und unsere bedeutendsten Historien- 
maler könnten wohl einen Pater Pozzi, einen Luca. Giordano und dessen 
Schüler um ihre ungemeine Fertigkeit in der Linien- und Liritper- 
spective architektonischer Gründe beneiden. 
Sehr edel, obwohl etwas kalt, ist die Architektur in den Bildern 
Nie. Poussin's (auch wohl Claude Lorranfs) gestaltet. 
Ausser den Gemälden sind auch die Intarsien (eingelegten Holz- 
arbeiten) an den Chorstühlen mancher Kirchen sehr belehrend; mit
	        
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