Decoration.
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gewährt. Steinfarbe, Wassergräben, Vor- und Rückwärtstreten der
einzelnen Theile, treifliche Erhaltung ohne entstellende Zuthaten
Alles trägt dazu bei, die Burg des Hauses Este zu einem malerischen
Gegenstand zu machen, wie er sonst nicht Wieder vorkömmt.
Es sei noch eine Schlussbemerkung über die gothischen Brofaxi-
gebäude überhaupt gestattet, die sich auch auf unsere nordischen be-
zieht. Nur wo sehr reichliche Mittel vorhanden Waren, wird man eine
gegliederte Gesammtcomposition durchgeführt finden; sonst begnügte
sich das Mittelalter mit einzelnen reichornamentirten Theilen, die oft;
ganz unsymmetrisch an dem sonst schlichten aber mas siven Bau ver-
theilt sind. Und solche Gebäude machen gerade oft die nllerschönste
Wirkung. Sie geben ein unmittelbares Gefühl des Überilusses, wäh-
rend sog. durchcomponirte Gebäude unserer Zeit so oft den Gedanken
rege machen, es habe am Besten gefehlt.
Kleinere, de corative Arbeiten sind in Italien, wie angedeutet,
nicht die starke Seite dieses Styles. Von einem der wichtigsten Werke,
dem Tabernakel Oreagnxis, ist schon die Rede gewesen; anderes wird
unten bei Anlass der Seulptur zu erwähnen sein. In der Anord-
nung ist der echte Organismus des Gothischen durchgängig missver-
standen oder geflissentlich bei Seite gesetzt. Aber das von diesem
Zwang befreite Detail ergeht sich oft in einem eigenthümlichen har-
monischen Reichthum des Stoffes, der Form und der Farbe. Die Gos-
maten (Seite 96) hatten ein System von Zierfonnen geschaffen, wel-
ehem man gerade jetzt am wenigsten entsagen wollte und das man
mit den gothisehen Gnmdformen oft auf die ansprechendste Weise
verband. Die Fassade von Orvieto zeigt, wie weit dieses Streben bis-
weilen führte. Von kleinem Werken sind besonders Altartaber-
nakel und Grabmäler der Beachtung werth,
Der erstern enthält Rom vier bedeutendere: in S. Paul (kurza
vor 1300, von Arnulfus, vermuthlich Arnolfo del Caxnbio), in S. Ceciiiab
(von demselben), in S. Maria in Cosmedin (von dem Cosmaten Adeo-c
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