Perugia.
Viterbo etc.
161
keit, eine beständige Verwechselung der Wappengegenstände mit Sym-
bolen und Emblemcn anzutreffen, die von Hause aus etwas ganz an-
deres sind; hier dagegen sind alte Wappen sammt Helmzicrden und Zu-
thaten echt lieraldisch und mittelalterlich gehandhabt. Leider hat eine
neuere Restauration Einiges im Styl von Theaterdecorationen hinzugefügt.
Besonders edel und glücklich ist die Fensterbildiuig am Palazzo a
del Commune zu Perugia, wo je 3 oder 4 durch Siiulchen gc-
trennte Fenster zusammen in ein guirproiilirtes Quadrat eingerahmt
sind. Diese Fenster sind, wie auch das prachtvolle Portal, als Ein-
zelschmuck nicht sehr regelmässig in die durchaus glatte Quaderfronte
eingesetzt und so der Anspruch auf organische, strenge Gesammt-
composition ganz geflissentlich vermieden. Zwei Consolenfricse und
oben ein Bogenfries sind die einzigen durchgehenden Glieder.
WVeiter nach Süden besitzt Viterbo ein artiges gothisches Pa-b
lästchen (wenn ich nicht irre, das Vescovato) in der Nähe des Domes.
Die Brunnen, wofür diese Stadt namhaft ist (Fontana grandec
1206-1279 etc.), sind wie die meisten italienischen Brunnen des
Mittelalters, Breitbauten, während in der nordischen Gothik auch der
Brunnen ein Stück Kirchenbau, und zwar ein Abbild des Kirchthurms
darstellen muss. Der schönste italienische Brunnen dieser Zeit ist derd
dreischaligc zu Perugia, den wir bei Anlass der Sculptur wieder er-
wähnen müssen. (Die Brunnen von Siena verlangten als grosse Was-
serbehälter einer Bergstadt jene besondere Form.)
Von den gothischen Profanbauten der Mark Ancono. und der Ro-
magna von Bologna abwärts bedaure ich keine Rechenschaft geben
zu können. In Ancona ist, wenn ich mich recht erinnere, die Börsee
ein stattlicher Baoksteinbau dieser Zeit. In Ravenna nichts von Be-
lang. Rimini soll Mehreres enthalten.
Rom besitzt mit Ausnahme der Minerva. und einiger Flickbauten
an iiltern Kirchen überhaupt nichts von germanischem Styl; Neapel
wenigstens keinen Profanbau von höherer künstlerischer Bedeutung.
Dergleichen Gebäude reichen in der Regel so weit damals ein freies
municipales Leben reichte.
Cicerone.
11