Loggia. de' Lanzi.
Pisa.
159
wir wieder demjenigen Raum- und Formgefühl, Welches S. Maria
novella, S. Croce und den neuen Dom von Siena schuf. Der Ort, WO
die Obrigkeit ihre feierlichsten Functionen vollzog, wo sie vor dem
Volk auftrat und mit ihm redete, in einer Zeit, da die Florentiner
sich als das erste Volk der Welt fühlten eine solche Räumlichkeit
durfte nicht in winzigem und niedlichem Styl angelegt werden. Mög-
lichst Wenige und dabei grossartige Motive konnten allein der "lllaje-
stiit der Republik" einen richtigen Ausdruck verleihen. Die einfache
Halle von drei Bogen Breite umfasst einen ungeheuern Raum, mit ge-
waltigen Spannungen, ilber leicht und originell gebildeten Pfeilern;
ihr Oberbau hat unabhängig von antiken Vorbildern gerade diejenige
Form getroffen, Welche für Auge und Sinn die hier einzig wohlthuende
ist: über breiter Attica tüchtige Consolen und eine durchbrochene
Balustrade.
Von dem als Kornspeicher erbauten Ors anmicchele ist schon
oben (S. 144) die Rede gewesen.
Die Thore von Florenz, meist aus dem XIII. Jahrhundert, über-a
raschen durch den mächtigen Ernst der Construction, die Grösse der
Pforte und die Höhe des stadtwärts schauenden Bogens. Nebst den
meisten andern italienischen Stadtthoren dieser Zeit entbehren sie der
überragenden Seitenthürme, welche hiiuiig an deutschen Stadtthoren
vorkommen; in Italien z. B. am Arco delP Annunziata zu Lucca, anb
der interessanten Porta della Vacca in Genua, an einem andern Bin-c
ncnthor daselbst, etc. Die wenigen daran angebrachten Decorationen
durchgängig solld und einfach; im Bogen gegen die Stadt Fresco-
gemälde, die Mutter Gottes und die Schutzpatrone darstellend.
In Pisa ist das Doganengebäude unweit der mittlern Brücke eind
ernsterer steinerner Zierbnu, das jetzige Caffe delP Ussero gegenübere
am Lungarno ein leichterer baeksteirlerner (XIV. Jahrhundert, mit
einzelnen Veränderungen der Fenster im Renaissancestyl). Die Flä-
chen, wie sie sich durch die Einrahmung mit. Pilastern, Bogen etc.
ergaben, sind ganz naiv mit gothisehem Blattwerk ausgefüllt, nach
einem schon wesentlich modernen Gefühl. Einzelne Details von fein-
ster Eleganz.