Volltext: Architectur (Bd. 1)

Baptlsterium. 
San Miniato. 
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Sie sind von orientalischem Granit, ihre vergoldeten korinthischen Ca- 
pitäle aber ohne Zweifel für diese Stelle gearbeitet, mit genauem An- 
schluss an römische Vorbilder. Die Galerie des obern Stoekwerkes 
schliesst sich streng harmonisch an das untere an, mit korinthi- 
sehen Pilastern und ionischen Säulchen. Die bauliche Wirkung wird 
beeinträchtigt durch die Mosaikliguren auf blendendem Goldgrund, 
welche Friese, Brustwehr und zum Theil auch das Innere der Galerie 
in Anspruch nehmen, und vorzüglich durch die drückenden Mosaiken 
der Kuppel. Der Chorbau steht ausser Harmonie mit dem Übrigen, 
und sein Triumphbogen möchte wohl der Theil eines altern Ganzen 
sein.  Die Bodenplatten zum Theil als Niellen mit Ornamenten, ein 
Ersatz für Mosaiken, Wozu die harten Steine fehlen mochten. 
San Miniato al M o nte, vor dem gleichnamigen Thor, beschliesst a 
diese Reihe auf das ruhmvollste. Zwar hat die graziöse Fassade mehr 
Willkürliches, zumal im Farbenweehsel der Incrustation, als das Bap- 
tisterium, allein daneben finden sich die zartesten antiken Details 
(z. B. am Dachgesimse Cousolen); das Verhältniss des obern Stock- 
werkes zum untern ist vielleicht hier zum erstenmal nach einem rein 
ästhetischen Gefühl bestimmt, Weil keine antiken Säulen das Maass 
verschrieben. Im Innern findet man jene Unterbrechung des Basiliken- 
baues durch Pfeiler und Bogen, welche in S. Prassede zu Rom noch 
roh auftritt, in höchst veredelter Gestalt Wieder; auf jede zweite Säule 
folgt ein Pfeiler von vier Halbsäulen mit überleitenden Bogen. Der 
Dachstuhl, durchaus sichtbar, ist einer der sehr wenigen, welche noch 
ihre einfache ursprüngliche Verzierung behalten haben 1). Die Capitäle 
sind theils für das Gebäude gemacht und dann einfach, theils reich 
antik. Auch die Vorderwand der ziemlich hohen und bedeutenden 
Crypta und das Halbrund der Tribuna sind iucrustirt; an letzterem 
erscheinen die Säulen aus Einem Stein und antik, während die grossen 
Säulen der Kirche aus lauter Stücken zusammengesetzt sind. Die fünf 
Fenster der 'I'ribima sind mit grossen durchscheinenden Marmorplatten 
geschlossen. Die Steinschranken und das Pult des Chores gehören 
zu den prächtigen Decorationsstücken derselben Art wie die Sachen 
im Baptisterium zu Pisa; die Bodenplatten im Hauptschilfe vorn, mit 
1) Ein späterer, beiläulig gesagt, in S. 
Agostino zu Lucca.
	        
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