Förster, Ernst Joachim.
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zu, deren Anfangsgründe er in Berlin unter K. Zimmermann und W. Schadow er-
lernte, bis er im Jahr 1 823 in Cornelius' Schule zu München trat. Hier machte er seine
erste Studien in der Frescomalerei in der Glyptothek, übte sich darin weiter, indem er
von 1824-1825 unter Herm ann's Leitung an dem grossen Frescogemälde der Theo-
logie in der Aula zu Bonn arbeitete, und dann an der Ausschmiickung der Arkaden
des Hofgartens zu München mit Fresken aus der deutschen Geschichte Antheil nahm,
unter denen er die Befreiung des deutschen Heers in der Veroneser Klause durch 13T?
Otto von Wittelsbach malte (mit nebenstehendem Monogramm bezeichnet), ein Bild, 18- 28
in welchem sich das Streben der Münchner Schule nach Bedeutung und Charakteristik
ganz besonders ausspricht. Durch das Zusammenleben mit den anderen Künstlern
Münchens, deren heitere Feste er durch Gabe-n der Dichtkunst verschönern half,
mehr aber vielleicht noch durch die Verbindung mit der Familie des Jean Paul, dessen
Tochter er heirathete, wurde er wiederum wissenschaftlichen Arbeiten zugeführt,
indem er im Auftrag der neuen Verwandten sich dem Ordnen der schriftstellerischen
Hinterlassenschaft seines Schwiegervaters unterzog. Er gab dessen Briefwechsel
mit Otto heraus, setzte nach dem Tode des ersten Herausgebers die unter dem Titel:
„Wahrheit aus Jean Pauls Leben" begonnene Biographie des Dichters fort (1826
bis 1833 , vom vierten bis achten Band) und liess dieser später die „Politischen Nach-
klänge von Jean Paul (1832), und endlich als Anhang zu dessen sämmtlichen Werken
den. literarischen Nachlass desselben in fünf Bänden folgen. Inzwischen wurde seinen
schriftstellerischen Tendenzen bald eine andere, den gemachten Kunststudien ver-
Wandtere, seiner ganzen Individualität mehr zusagende Richtung gegeben. Nach-
dem er schon früher zwei Reisen nach Italien unternommen, erhielt er im Jahr 1832
von dem damaligen Kronprinzen Max von Bayern den Auftrag, abermals dorthin zu
reisen und eine Sammlung von Handzeichnungen nach unedirten Meisterwerken mittel-
alterlicher Malerei und Sculptur anzufertigen, bei welcher Gelegenheit er zugleich
Muse fand , in Bibliotheken und Archiven kunsthistorischen Forschungen obzuliegen,
deren Ergebnisse er später in den "Beiträgen zur neuern Kunstgeschichte" (Leipzig
1835) niederlegte, für die ihm die Tübinger philosophische Fakultät das Diplom als
Doktor der Philosophie zusandte. Im Herbstl833 aus Italien zurückgekehrt, nahm
er wieder den Pinsel zur Hand, indem er im neuen Königsbau zu München im Schlaf-
gemach der Königin einige Bilder aus Göthes Gedichten, nach Cartons von Kam]-
bach al fresco, und im Salon der Königin eine Reihe von Darstellungen aus Wie-
lands „Musa.rion" und den „Grazicn", ebenfalls nach Kaulbachs Zeichnungen, en-
kaustisch malte. Hierauf gab er zur Erklärung der Bilder des gedachten Palastes
seinen: „Leitfadeu zur Betrachtung der Wand- und Deckenbilder des neuen Königs-
baues in München" (München 1834) heraus. In der Zwischenzeit entstanden auch
einige Oelbilder, von denen wir aber nur das: befreite Hellas (im Besitz des Herzogs
von Meiningen) und: Giotto und Cimabue (vom Fürsten v. Metternich erkauft) kennen.
und die im Jahr 1836 gemalten Bildnisse des Herzogs von Altenburg, der Herzogin
und dreier ihrer Kinder angeführt finden. Im folgenden Jahre unternahm er eine
vierte Reise nach Italien, die dadurch höchst interessant wurde, dass er Während
derselben die längst vernachlässigten Malereien der Kapelle S. Giorgio zu Padlla
wieder auffand und für ihre 'Wiederherstellung und Reinigung Sorge trug, eine Ent-
deckung von sehr grosser Wichtigkeit für die Kunstgeschichte. Er gab diesen
bedeutenden Fund später in einem eigenen Werke unter dem Titel: nDie Wand"
gemälde der St. Georgenkapelle zu Padna" mit 14 Abbildungen (Berlin 1841) im
Drucke heraus, wovon im Jahr 1846 eine italienische Uebersetzung erschien, und
für das er vom Könige von Preussen die grosse goldene Medaille für Kunst und
Wissenschaft erhielt.
Von nun an widmete sich Förster fast ausschliesslich nur noch schriftstellerischen
Arbeiten und nahm höchstens den Stift zur Hand, um diese mit den nöt-higen Illustra-
tionen zu begleiten, Im Jahr 1838 schrieb er die geistreichen „Briefe über Malerei
in Bezug auf die Gemäldesammlungen zu Berlin, Dresden und München"; und später
ein Handbuch über München, das seither die 7. Auflage erlebte, Auch sein: „Hand-