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Flandrin , Auguste
Flandrin, Jean Paul.
hervorragendes Talent für die Landschaftsmalerei bemerkbar und bildete dasselbe
besonders in Italien. Hierauf begleitete er 1839 die französische Expedition nach
Constantine und machte 1842 und 1844 grössere antiquarische Reisen in Persien und
Assyrien mit, von welchen er mit reicher künstlerischer Ausbeute zurückkehrt-e.
Auf der grossen Pariser Kunstausstellung im Jahr 1855 sah man von ihm einige sehr
hübsche Ansichten von Konstantinopel, vom Bosporus und von Ispahau. Flandin
ist seit 1842 Ritter der Ehrenlegion.
Flandrin, Auguste, ein Bruder der Folgenden , geb. 1806 zu Lyon , gest. daselbst
1842, war ein geschickter Porträtmaler.
Flandrin, Jean Hippolyte, ein ausgezeichneter Porträt- und Historienmaler, geb.
1815 zu Lyon, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst auf der St. Pierreschule
seiner Vaterstadt, wurde dann ein Schüler von Ingres in Paris und zeichnete sich
frühzeitig durch ein hervorragendes Talent aus, so dass er schon 1832 den grossen
Preis erhielt, mit welchem eine Reiseunterstützung nach Rom verbunden ist. Die
Zeit während seiner italienischen Reise wandte er hierauf so weise zu seinem Studium
an, dass er nicht lange nach seiner Rückkehr bereits zu den ersten französischen
Malern auf dem kirchlichen Gebiete gezählt wurde. Seine Gemälde empfehlen sich
durch die verständige, im strengen historischen Style gehaltene Composition, Ein-
fachheit und Klarheit, schöne und gefällige Natur, durch das Streben nach tiefem
Seelenausdruck, Reinheit der Zeichnung, Geschmack inder Anordnung der Gewänder
und gewissenhafteste Ausführung. Zu seinen ersten grösseren Bildern gehörten: Dante,
der mit Virgil die erblindeten Neidischen im Fegfeuer besucht (1836) und St. Clair,
der erste Bischof von Nantes, die Blinden heilend (in der Kathedrale zu Nantes).
Dann sah man 1837 auf der Kunstausstelluug zu Lyon: einen Hirten in der römi-
schen Campagna, und Euripides in der Begeisterung von ihm. Auf diese Gemälde
folgten: Christus, der die Kindlein zu sich kommen lässt, ein wunderliebliches Bild,
über das eine sanfte höchst wohlthuende Poesie ausgegossen ist (1839); ein blinder
Mönch, durch einen Novizen geführt; Savonarola in Florenz predigend (1840). Im
Jahr 1842 wurde Flandrin beauftragt, im Chor der alten Kirche Saint-Germain-des-
Pres zu Paris die Hauptmomente aus dem Leben des heil. Germanus, des Stifters
dieser Kirche, darzustellen, eines Auftrags, dessen er sich mit ausgezeichnetem
Erfolge entledigte, und im Jahr 1853 vollendete er in der Kirche des heiLVincenz
von Paula ebendaselbst ein umfangreiches Werk von hoher Vortreiflichkeit, das in
Gestalt eines Frieses die ganze Fläche der beiden Seitenwände des Schiffs einnimmt-H
Flandrin's Bildnisse nehmen einen kaum minder hohen Rang ein, als seine historischen
Darstellungen. Es herrscht in ihnen dieselbe ernste Richtung, derselbe grossartige
Styl, und dieselbe hohe Meisterschaft der Technik erhebt sie hoch über die gewöhn-
lichen Erscheinungen im Fache der Porträtmalerei. Wil- kennen von Flandrin auch
einige Lithographien: die heiligen Bekenner; die heiligen Jungfrauen und die heil.
ltlärty-i-er (aus dem über seine YVandgemälde in Saint-Vincent-de-Paula erschienenen
Werke). Der Künstler wurde 1841 Ritter, 1853 Offizier der Ehrenlegion und im
letzteren Jahre auch noch Mitglied des Instituts.
Flandrin, Jean Paul, ein ausgezeichneter Landschaftsmaler, der Bruder des
Vorigen, geb. 1817 zu Lyon, erhielt den ersten Unterricht in der Kunst in der
St. Pierreschule seiner Vaterstadt, trat später in In gres' Atelier zu Paris und bildete
sich sodann auf Reisen durch eigene Kraft Selbstständig aus. Seine Vorliebe für
die Darstellung der ruhigen, heiteren leidenschaftslosen Natur führte ihn zu land-
schaftlichen Compositionen, die Schäfer- und Hirtengedichten voll kindlicher Unschuld
gleichen. Sie sind nie der Wirklichkeit entnommen, sondern Schöpfungen einer
durch langen Umgang mit der Natur und mit ihren edelsten Bildungen vertrauten
Einbildungskraft; es herrscht aber in ihnen, trotz der idyllisch heiteren Stimmung,
eine Würde der Auffassung und eine Grösse des Styls, die ihnen zuweilen den Aus-
druck des Erhabenen und Heroischen verleiht. Dessenungeachtet fehlt es ihnen nn
jenem Leben, welches das Licht auf alles Erschaifene ausgiesst, an jener Betonung,
die die Natur den Gegenständen gibt, an jener unmittelbaren Frische des eben Er-