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Filhol
Filipevi-
Antonio Theil daran genommen haben. Sie sind sehr reich mit erhobener Arbeit
geschmückt und enthalten in ihren figürlichen Theilen die Gestalten des Erlösers,
der Madonna, der Apostelfürsten Petrus und Paulus, zu deren Fiissen den knieenden
Besteller der Thüren, und unter jeder Figur Darstellungen aus deren Leben. (Ab-
gebildet bei Ciampini, Vetera Monumente. T. I. C. V. p. 43 und bei Pistolesi.) Die
grösseren Figuren sind fast roh naturalistisch und von untergeordnetem Werthe , {lau
und fast wie von einem etwas verkommenen Meister der älteren Schule. Er brachte
darauf sein Porträt zweimal, einmal in einem Rundschild im Proül, das anderemal
in Gesellschaft seiner Schüler an. Bald dem Filarete, bald dem" Simone allein,
bald beiden gemeinschaftlich, wird das Grabmal des Papstes Martin V. (st. 1431)
in S. Giovanni in Laterano in Rom zugeschrieben: ein längliches Viereck von Marmor
mit einem Deckel von Bronze, auf welchem man die sehr würdige liegende Gestalt
des Papstes und Genien, welche das mit Blumen bekränzte Wappen der Colonna
halten, dargestellt ündet. Die Figur des Papstes und namentlich der Kopf ist sehr
schön; das übrige kommt aber den besten Arbeiten dieser Art aus jener Zeit nicht
gleich. Dann sieht man im Augusteum zu Dresden eine kleine bronzene Nachbildung
der Reiterstatue des Marc Aurel von ihm, welche zur Zeit der Vorfertigung der
bronzenen Thürdügel entstand und von Filaret-e laut der Inschrift darauf imJahr 1465
dem Piers di Medici geschenkt wurde.
Nach der Vollendung der Thüren für S. Pietro liess der Herzog Francesco Sforza,
der als Bannerträger der heil. Kirche zu Rom Filarete's Werke kennen gelernt hatte,
den Künstler nach Mailand rufen, um durch ihn das sogenannte grosse Spital nach
seinen Plänen aufführen zu lassen. Der Grundstein dazu wurde im Jahr 1456 ge-
legt. Das Gebäude ist eines der geräumigsten und grössten in seiner Art und an
seiner Fagade erscheinen in reicher Pracht die modernen Formen der Frührenaissance
ziemlich harmonisch mit denen des germanischen Styls verbunden. Die gothischen
Fenster daran sind vielleicht die reichsten und elegantesten, die sich mit Backsteinen,
aus denen das ganze Gebäude erbaut ist, bilden lassen. Später wurde auch die
Kathedrale zu Bergamo nach seinen Plänen erbaut; die Ausführung wurde jedoch
unterbrochen, weil das Gebäude zu klein ausfiel. Erst Carlo Fontana beendigte
es lange Zeit nachher. Während er mit dem Bau jenes Doms beschäftigt war, ver-
fasste er ein Werk über die Architektur, von dem zwei nur in einzelnen Punkten von
einander abweichende Handschriften existiren, deren eine dem Pietro de' Medici, die
andere dagegen dem Francesco Sforza gewidmet ist. Die Zeit der Entstehung des-
selben lässt sich mit ziemlicher Bestimmtheit zwischen die Jahre 1460 und 1464
setzen. Trotzdem, dass Vasari dasselbe bei nmanchem Guten doch meist sehr
lächerlich und albern" findet, muss dasselbe zu seiner Zeit dennoch nicht unbedeuten-
den Anklang gefunden haben, da sich Matthias Corvinus, König von Ungarn (regierte
von 1458 bis 1490), durch Antonio Boniinio eine lateinische Uebersetzung davon
machen liess. Filarete starb zu Rom in seinem 69. Jahre und wurde in S. Maria
sopra Minerva begraben. Schüler von ihm waren die Florentiner Varrone, Niccolo
und Pasquino da Monte Pulciano.
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. Dr. Gio. Guye,
("arteggio inedito däirtisti dci secoli_XlV., XV. XVI. Firenze, 1839. Plattner, Bnnsen, Gerhard
und Röstell, Beschreibung der Stadt Rom.
Filhol, 1111701110 Michel, Kupferstecher, geb. zu Paris 1759, gest. daselbst 1812,
war ein Schüler von F. D. Nee, unter dessen Leitung er sich besonders im Land-
schaftsfache viele Geschicklichkeit aneignete. Grosses Verdienst erwarb er sich
durch die Herausgabe des "Musee frangais" , für das er selbst mehrere Platten stach.
Filipepi, Alessandro, genannt Sandro Botticelli, ein treiflicher Maler, geb.
1447 zu Florenz, gest. daselbst 1515, war der vierte Sohn eines ilorentinischen
Bürgers Mariano Filipepi, wurde vom Vater mit aller Sorgfalt erzogen und, da er
frühe schon Geschick für die Zßichenkungt entfaltete, zu dem Goldschmied Botti-
celli, seinem Pathen, in die Lehre gethan, dessen Namen er, wie es damals üblich
war, in der Folge annahm. Der zu jener Zeit herrschende rege "Verkehr zwischen