die andere aber:
"Non mihi sit laudi, quod eram velut alter Apelles,
Sed, quod lucra tuis omnia, Christe, dabam:
Alt-era nam t-erris opera extant, altera coclo.
Urbs me Ioannem {los tulit Etruriae."
"Nimmermehr rühme man mich, dass ich war ein zweiter Apelles,
Sondern, dass Christus allein all mein Verdienst ich geweiht:
Denn für die Erde die Einen, für den Himmel Andere bilden.
Tusciens Stolz heisst die Stadt, die mich, Johannes, gebar."
lautet, sein Andenken ehrt und Zeugniss gibt- von dem tiefen und unvergänglichen
Seelenfrieden, welcher über sein Wesen verbreitet gewesen sein muss. Seine hohe
Frömmigkeit und Sittenreinheit, von denen sein Leben, gleichwie seine Werke Kunde
geben, erwarben ihm nach seinem Tode die Seligsprechung daher sein Beiname,
„Beato" und seine Bilder, von denen Vasari sagt, dass man glauben sollte,
sie wären von der Hand eines Heiligen oder eines Engels ausgeführt, den Namen des
Engelgleichen Angelico. Er hätte, so schreibt sein eben erwähnter Biograph,
gemächlich in der Welt leben und sich durch seine Kunst, die er schon in seiner.
Jugend wohl verstand, reichliche Einkünfte verschaffen können; aber er zog es vor,
Zu seiner Befriedigung und Ruhe, und vornehmlich zum Heil seiner Seele in den
Orden der Predigermönche zu treten. Er nahm nie Geld für seine Bilder, sondern
genügte ohne YVeiteres gern eines Jeden Bitte, sofern sich dieser die Erlaubniss
des Priors eingeholt oder sich sonst mit diesem abgefunden hatte; ja, er war so
bescheiden, so wenig nach Ehre und Würden begierig, dass er, als ihm Papst Niko-
laus V., seines reinen und heiligen Lcbenswandels wegen, das Erzbisthum von Florenz
übertragen wollte, er denselben dringend hat, einen anderen dafür auszuerwählen,
da. er sich zum Regieren nicht berufen fühle. Nie ging er an die Arbeit, nie
nahm er den Pinsel in die Hand, ohne vorher gebetet zu haben, und seine Seele
war so erfüllt von seinen Werken, dass er nie die Leiden des Erlösers malte, ohne
dass ihm die 'l'hränen über die YVangen strömten. Desshalb betrachtete er auch
alles, was er gemalt, als eine unmittelbare göttliche Eingebung und wagte es nie,
etwas zu überarbeiten oder eine nachbessornde Hand anzulegen.
In Fiesole's Werken flammt die Richtung Giott0's, ja der germanische Styl
überhaupt, noch einmal zu einer herrlichen Erscheinung auf, ja er erreicht in ihnen
gleichsam den höchsten und letzten Gipfel. Entbehrte derselbe bis daher noch der
Rundung, des tieferen Eingehens in die Austheilung, der Physionomik, so liess sich
jetzt, während Masaccio sich der Erforschung des Helldunkels, der Modellirung,
der Auseinandersetzung zusammengeordneter Gestalten berleissigte, Fiesole die Er-
gründung des Innern Zusammenhangs in dem Darzustellenden, der physiomischen
Feinheit und Schärfe, der innewohnenden Bedeutung geistiger Affekte auf den mensch-
liehen Gesichtszügen angelegen sein , deren Fundgruben er zuerst der Malerei erölf-
nete und in höchster Fülle benützt-e. Er, war einer der ersten, der den Köpfen durch-
gängig das Allgemeine benahm und sie persönlich belebte; er hat das-grosse Ver-
dienst, zuerst die mannigfaltigsten Stimmungen und zartesten Bewegungen der Seele
und ihre feinsten Abstufungen in den Veränderungen der menschlichen Gesichts-
formen ausgedrückt zu haben. Mit dieser Gabe der feinsten lndividualisirung, mit
einem hohen Sinne für Schönheit, verband er aber zugleich einen auf's Mannigfachste
abgestuften Ausdruck fast überirdischer Reinheit und Schönheit, WuSSße 61' in Seinen
YVerken den tiefen Frieden seines Gemüths, die stets reine und heilige Stimmung,
die gläubige Eingebung seiner Seele, den Grundcharakter seines ganzen Wesens,
abzuspiegeln. Eine ganze grosse ideale Seite des Mittelalters blüht in ihnen voll
und herrlich aus; wir wissen durch sie am Genauesten und Vollständigsten, wie das
Relch des Himmels, der Engel, Heiligen und Seligen im frommen Gemüthe der da-
mahgefl Menschheit sich spiegelte. Keinem Künstler ist vielleicht der überirdische
und mit göttlicher Liebe erfüllte Charakter der Engel undhder Ausdruck der himm-
115911911 Wßrme der Seligen so vollkommen gelungen, wie ihm. Menschliche Leiden-