Jakob.
Felsing ,
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leicht treffender darzustellen sein dürfte. Diesen Illustrationen , die nicht verfehlten,
den Ruf des Künstlers in weiteren Kreisen zu verbreiten, folgte eine Anzahl grösserer
Handzeichnungen für Album's u. s. w. im Besitze seiner Familie oder von Kunst-
freunden, Randzeichnungen zu Diplomen u. s. w. Auch beschäftigte sich Fellner
fortwährend mit einem umfassenden Werke über Costüme des Mittelalters, wozu er
seit Jahren die gründlichsten und vielseitigsten Studien gemacht. Von Oelgemälden,
die der Künstler mittlerweile ebenfalls ausgeführt, sind zu nennen: die Bilder Kaiser
Konrad I. und Friedrich des Schönen im Kaisersaal zu Frankfurt; eine heil. Familie
im Besitze seiner Mutter, andere in Sammlungen von Freunden und Bekannten. Zu
Seinen letzten Arbeiten gehört: das in Gemeinschaft mit dem Maler Pilgram ausge-
führte Hauptaltarbild in der Kirche zu Burgberg (Württemberg), Maria mit dem Kinde,
dem kleinen Johannes und den Apostelfürsten Petrus und Paulus, sowie die Bilder zu
den beiden Seitenaltären, die h. h. Vitus und Joseph darstellend. Im Augenblick ist DY-
Fellner mit einem für demnächstige Publikation bestimmten Cyklus grösserer aus-
geführter Conipositionen zu den Sagen der Nibelungen, des heil. Grals, zu Tristan,
Z1! Dante's göttlicher Komödie, zu Shakespeares Dramen, Göthe's Faust und einigen
anderen Sagen und Legenden beschäftigt.
Fellner zeigt sich in allen seinen Darstellungen als ein tiefdenkender Künstler.
Mit einem, von poetischen: Hauch verklärten genialen Auffassungsvermögen und einer
reichen Phantasie verbindet er eine vielseitige wissenschaftliche Bildung, die ihn mit.
Gründlichkeit und Schärfe in den Geist seines Vorwurfs eindringen lehrt. Daher sind
seine Compositionen so sicher und fest aus dem Kern der jeweiligen Aufgabe ge-
griffen, Seine Gestalten so bestimmt charakterisirt. Seine Zeichnung verräth den-
Strengen Styl der Münchner Schule, und wie seine männlichen Figuren durch ihre-
Soharfe Bestimmtheit imponiren, so erfreuen uns seine weiblichen Gestalten durch
die hohe Anmuth, die über sie ausgegossen ist. Der Künstler bediente sich auf
mehreren seiner Zeichnungen nebenstehender Monogramme. F ellner's Bildniss brachte
neuerdings sein Freund Moritz v. Schwind auf dessen beriihmtexn Frescogemälde,
das den Sängerkrieg auf der Wartburg darstellt (im Innern der Wartburg) an.
Felsing, Jakob, ein ausgezeichneter Kupferstecher, geb. zu Darmstadt 1802, war
anfänglich ein Schüler seines Vaters Johann Konrad, ging aber später nach Mai-
land, um sich unter dem berühmten Longhi weiter in seiner Kunst auszubilden.
Von hier aus begab er sich nach Florenz, wo er die eigenthiimliche Kunstweise
R. Morghen's näher studirte und ein sehr schönes Blatt, Christus am Oelberg, nach
Carlo Dolci, stach, woiiir ihm von der Mailänder Akademie der grosse Preiss zuer-
kannt Wnfdß- Zu gleicher Zeit vollendete er die Zeichnung einer Madonna in trono
nach Andrea del Sarto's Bild in der Gallerie der Uflizien zu Florenz, deren Stich
er jedoch erst in Rom begann. Von einem längeren Aufenthalt zu Neapel brachte
er den begonnenen Stich einer Vermählung der heil. Katharina nach Correggio
mit nach Flüfenl Zurück, wo er ihn vollendete. Nach zehnjährigem Aufenthalte
in Italien und nachdem ihn die Florentiner Akademie zum Professor, die Mailänder
zum correspondirenden Mitgliede ernannt hatte , kehrte er im Jahr 1832 nach Darm-
Stndt zurück, wo er noch jetzt die Stelle eines Professofs und Hofkupferstechers be-
kleidet. Hier entstand zuerst sein Violinspieler nach dem Raphß-ehsßliell Bilde in
der Gallerie Sciarra zu Rom, dann das Düsseldorfer Kunstvereinsblatt: die Mädchen
am Brunnen, nach Bendemann. Eine Geschäftsreise brachte Felsing nach Paris,
yvoselbst die nähere Bekanntschaft mit dem tretflichen Kupferstecher Desnoyers
ihn in seiner Vorliebe iiir Einfachheit in der Behandlung der Stiche nach klassischen
Meistern bestärkte, wie ihn eine zweite 'Reise nach München auch mit dem Einfluss
bekannt machte, welchen die dortige Kunstrichtung auf die Kupferstecherkunst aus-
ubte. _Von diesen Reisen zurückgekehrt, stach er das tretfliche Blatt; Maria, mit
39m Kinde, der heil. Elisabeth und dem heil. Johannes, nach Overbeckg Bild in
hefl gäafl. Schönborrfschen Gallerie zu Reichertshausen (1839); darauf folgte: die
123.9 enoveva im Walde, nach Steinbrück; und das Düsseldorfer Vereinsblatt für
-184O: die Poesie nach Kühler. Im Jahr 1845 vollendete er einen Stich
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