Volltext: F - L (Bd. 2)

Grünewald , Matthias. 
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befindet sich noch in der Stiftskirche zu Aschaffenburg. Die fünf Tafeln in München 
stellen die h. h. Erasmus (unter dem Bildniss des Kurfürsten Albrecht), und Mauritius, 
die heil, Maria, Magdalena (unter dem Porträt der Geliebten Albrechts, Magdalena 
Riidinger, einer Bäckerstochter aus Mainz) und die heil. Martha, die h. h. Lazafug 
und Chrysost-omus dar. In der Stiftskirche zu Aschaffenburg, in der Maria Schnee- 
oder Bfarldenburgerkapellß befindet sich noch der vergoldete Sockel eines Altarblatts 
mit einer Inschrift der Donatoren, der Jahrszahl 1519 und nebenstehendem Mono-  
gramm Grünewalds, auf welch' letzterem die Bedeutung des Buchstaben N, welcher  
sich auch bei dem zweiten neben verzeichneten Monogramme nachgesetzt findet, bis j 
heute nicht ermittelt ist. Vielleicht sind eine Reihefolge von Bildern einzelner Hei- 
liger, welche man in der Gemäldesammlung des Schlosses von Aschaßenburg sieht, 
Theile jenes Altars. Sie stellen die h. h. Stephan, Martin, Mauritius und Ursula 
in vier Bildern, welche jedoch nur von Schülern GrünewaltPs ausgeführt sind, die 
Messe des heil. Gregors (unter dem der Künstler abermals den Besteller Albrecht 
von Brandenburg darstellte) in zwei Tafeln und den Erasmus und die heil. Maria 
Magdalena (wiederum Bildnisse des Kurfürsten und seiner Freundin), ebenfalls in 
zwei Gemälden dar. Letztere sind vom Meister selbst auf's Sorgfaltigste gemalt. 
Auf einem Seitenaltar in der Aschadenburger Stiftskirche sieht man ein ursprünglich 
grösser gewesenes, behufs der Aufstellung in den Altarjedoch abgeschnittenes Ge- 
mälde, Christus in der Vorhölle und die Auferstehung darstellend, das übrigens nur 
von einem dem Meister nahe stehenden Schüler gemalt sein kann. 
Weniger bedeutend und auch nicht so schön behandelt, wie seine anderen Ar- 
beiten  sind mehrere Bildnisse unseres Meisters in der Gemäldegallerie des Belvedere 
zu Wien , unter denen wir zweimal Kaiser Maximilian I., den König Ladislaus II. von 
Ungarn, dessen Sohn, den König Ludwig II. von Ungarn, und ein Bildniss Kaiser 
Karl V. als Knabe finden. Auch die Bibliotheksammlung zu Mainz ist im Besitz 
einiger Bilder mit Heiligen , die aber ebenfalls nicht von erheblicher Bedeutung sind. 
Dagegen ist das Madonnenbild im Besitz des Hrn. Rentamt-mann Kees in Aschaifen- 
burg, Maria mit dem Kiude erscheint in goldener Glorie neben dem Apostel Bartholo- 
mäus dem verehrenden Donator, ein Gemälde von grosser Anmuth. Schon etwas 
dem Manierirten zugewandt, wie es nach dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts 
herrscheud geworden, sind sodann wieder zwei grau in grau gemalte Bilder des 
Künstlers im StädePschen Institut zu Frankfurt a. M., den heil. Laurentius und den 
heil. Cyriakus darstellend. Sie stammen aus der dortigen Dorninikanerkirche. Ein Altar 
in der S.Annakirche zu Annaberg, in der Mitte den Tod der Maria (nach M. Schön), auf 
den Flügeln Legenden und einzelne lebensgrosse Heilige darstellend, steht dagegen 
wieder an Geist und Schönheit den Münchner Bildern so nahe, dass man ihn gleich 
diesen zu den bedeutendsten Werken desMeisters zählen muss. Dann werden ihm 
die Aussenüügel eines Altarschreins in dem einen Seitenschiffe der Klosterkirche zu 
Heilsbronn, einzelne Heiligeniigureu enthaltend, Gemälde, die durch die seltene 
Schönheit der Formen und grosse Reinheit des keuschen, edlen Ausdrucks, die 
schlanken Gestalten, edlen Stellungen überraschen, mit grosser Wahrscheinlichkeit 
zugeschrieben. Ein Altar in der Marienkirche zu Lübeck mit einzelnen Heiligen- 
gestalten und einer ausserordeutlich schön componirten Kreuzabnahme, scheint eben- 
falls an Adel und Freiheit der Conception und der Technik der besten Zeit Grüne- 
wald's würdig. Nach den Bildern in der Pinakothek zu schliessen, gehören Grüne- 
wald endlich auch die Flügelbilder des Altarwerks im Dome zu Brandenburg von 
1518 an, die heil. Magdalena und den heil. Benedikt, den heil. Bernhard und die 
heil. Ursula, mit den vier Kirchenvätern auf der Rückseite darstellend, Gestalten, 
unter denen besonders die weiblichen durch Schönheit und Liebreiz einen ausser- 
ordentlichen Zauber ausüben, Ausserdem besitzen wir in der Marienkirche zu Halle 
eine Afbeit Grünewalifs vom Jahr 1529, die zuverlässig das bedeutendste von allen 
seinen YVerken ist, einen grossen Altarschrein mit doppelten aussen und innen be- 
malten Flügelthüreu , der zugleich den sichern Beweis liefert, dass Lucas Kranach 
wenigstens einige Zeit mit Grünewald gearbeitet hat. Die Aussenseite enthält eine 
Müller, Künstler-Lexikon. II. 20
	        
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