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Goyen.
Künstlern Hollands, bei J. Claes, J. de Man, H. Klok und W. Gerrits gelernt
hatte, zu seiner weiteren-Vervollkommnung eine Zeitlang in Frankreich und bildete
sich zuletzt noch ein Jahr bei Esaias van der Velde zu Harlem. Seine Bilder
sind meist von einfacher Composition und bilden den entschiedensten Gegensatz so-
wohl zu den Landschaften der älteren Niederländer, als auch der gleichzeitigen, in
Italien arbeitenden Künstler. Die öden Sandllächen, die dürftigen Hügel, der graue
Nebelhimmel, welche auf ihnen dargestellt sind, geben ihnen in der Regel etwas
Eintöniges; Form, Farbe und Licht, die Elemente, in denen sich die früheren nieder-
ländischen Landschaftsmaler mit so grosser Meisterschaft bewegten, nehmen darin
eine ganz untergeordnete Stellung ein. Dagegen ist in ihnen fast. durchweg ein
Ton, eine bestimmte grosse, ernste Stimmung ausgesprochen; sie zeichnen sich
durch Feinheit des Gefühls, trelfliche Zeichnung und Beleuchtung und einen leichten,
geistreichen Vortrag aus.
Unter seine besten Gemälde zählt man: eine holländische Landschaft, die sich
einem Damm und einem Fluss entlang fortzieht; ein altes römisches Monument bei
Nymwegen, im Museum zu Amsterdam; einen Kanal mit seinem Ufer (bezeichnet
1636), ganz im Geschmack des Salornon Ruysdael ausgeführt, in der Gallerie
zu Augsburg; eine Landschaft, auf welcher sich neben einem mit dürftigem Ge-
strüpp bewachsenen Sandhügel ein Weg nach einem mit Bäumen bewachsenen Dorf
hinzieht, im Museum zu Berlin; eine Landschaft mit grossen Bäumen, vor einer
Hütte hält ein Wagen, an welchen vier Schimmel gespannt sind, in der Gemälde-
gallerie zu Darmstadt; eine Meeresküste und eine {lache Landschaft mit einer
Bauernhütte, vor der sich einige Bewohner befinden und eine Frau, die aus einem
Brunnen Wasser schöpft, in der Gallerie zu Dresden; ein Dorf an einem Kanal
in warmer Abendbeleuchtung in der Sammlung zu Castle Howard; eine Ansicht von
Nymwegen in der Grossvenorgallerie (zu London); eine Ansicht von Scheveningen,
in der Sammlung zu Lutonhouse (in der Grafschaft Bedford); eine Küste mit einem
Boot, in der Gallerie zu Alton Tower, sämmtlich in England; eine flache hollän-
dische Gegend (1631); Ansicht einer Gegend bei Vliessingen (1642); Ansicht des
Forts Lillo (1643) und eine llache niederländische Gegend, in der Gemäldegallerie
zu Gotha; eine Landschaft; einen Teich und eine holländische Winterlandschaft
mit Schlittschuhläufern, in der grossherzoglichen Kunsthalle zu Karlsruhe; ein
Vogelschiessen; eine Landschaft mit einem Hirten nebst seiner Heerde und zwei
Reitern; eine Landschaft, stafiirt mit einem Manne, der über eine Brücke geht und
einem Nachen mit vielen Personen; ein Nachtstück mit Gewitter; ein Seestück; eine
Landschaft, staffirt mit einem Nachen, in welchem drei Personen sitzen; eine kahle
Gegend, mit vielen Figuren staffirt; eine Landschaft , in deren Vordergrund man ein
altes Gebäude und einen Nachen mit zwei Personen sieht, sämmtlich in der gross
herzoglichen Gemäldegallerie zu Mannheim; ein Wirthshaus, vor welchem auf
einer Brücke viele Personen Stehen, in der Gemäldegallerie des Landauer Brüder-
hauses zu Nürnberg; die Ufer eines Flusses in Holland (1653); einen Kanal in
Holland (1647); einen Fluss (1644); eine Marine (1647) im Louvre zu Paris; eine
kleine Landschaft mit einem Kärner und seinem Weihe stafürt, in der Gemaldesamm-
lung im Museum der bildenden Künste zu Stuttgart; eine flache LßndSChaft mit
einer Brücke im Mittelgrunde, und eine {lache Landschaft 011116 Bällllle mit der
Staffage von Philipp Wouverman (wesshalb man auch auf letzterem Bilde die
nebenstehenden Monogramme der beiden Meister sieht), beide Bilder in der Gemälde- w
gallerie des Belvedere zu Wien. B's
Goyen radirte auch mit leichter und geistreicher Nadel in Kupfer; seine Blätter
sind aber äussert selten, da ihre Anzahl nicht sehr gross ist. Die bedeutendsten sind!
ein kleines Dorf, rechts mit einer Kirche, im Vorgrunde ein Kahn mit zwei Fischern;
ein grosser Kanal, in der Ferne Dörfer, rechts im Vorgrunde ein Kahn am Ufer,
eine Kuh , welche gemolken wird; das Innere eines Dorfes, im Vorgrunde ein Reiter
und ein Himd; das Innere eines Dorfes, links eine Kirche, im Vorgrunde eine Bogen-
brücke, die über einen Kanal führt.