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Gouj on
hauptung des heil. Johannes, Nachtstück mit Fackelbeleuchtung. Auf mlwguß ä
seinen Blättern findet man nebenstehende Monogramme.
Goujon, Jean, der grösste französische Bildhauer des 16. Jahrhunderts, gest. 1572,
scheint sich in Italien gebildet zu haben, wie wir aus seinen Arbeiten schliessen,
da uns alle weiteren Nachrichten über sein Leben und seinen Bildungsgang fehlen.
Er vereinigte in seinen Werken, von denen eine grosse Anzahl zu Grunde gegangen
ist, in einem seltenen Maasse eine ausserordentlich reiche Erfindungsgabe mit einer
edlen stylgemässen architektonischen Anordnung, einem feinen Sinn für die Form
und einer zarten, verständigen, indess mehr naturalistischen als im Sinne der Alten
idealistischen Ausführung. So lebendig aber seine porträtartigen Sculpturen sind,
so leiden seine mehr idealischen Figuren, ungeachtet einer grossen Anmuth in der
Bewegung, dennoch an einer gewissen Einförmigkeit der überschlanken Verhältnisse,
einer zu grossen Leere der übrigens immer gefälligen, ja öfters schönen, wenn gleich
nicht immer correkten Formen.
Ein Hauptwerk des Künstlers ist der Brunnen des Innocents zu Paris, mit
seinen anmuthsvollen, durch die schöne Composition, die Zierlichkeit der Formen und
die Zartheit der Vollendung ungemein anziehenden Reliefs. Mit einem sehr reichen,
sich durch dieselben Vorzüge auszeichnenden plastischen Schmuck verzierte er die
Schlösser zu Fontainebleau und Ecouen, das sogenannte "Haus Franz und einen
Theil des Louvre zu Paris. ln einem Saale des letzteren Palastes wird eine Tribune
von vier Karyathiden getragen, die Goujon gefertigt und die sich durch die Anmuth
und Mannigfaltigkeit der Bewegungen sehr vortheilhaft auszeichnen. Ungleich be-
deutender noch ist die für das Schloss Anet gearbeitete Marmorstatue der Diana (jetzt
im Musee Angouläme ebendaselbst) , in deren feinen Gesichtszügen mit den sehr flach
liegenden Augen und dem verliebten Ausdruck der Künstler die bekannte Diana von
Poitiers , die Geliebte Heinrichs 11., yorträtirte. Ausserdem sieht man noch im
Louvre: eine Meeresnymphe auf einer Muschel, welche ihr iliegendes Gewand als
Segel benützt, nebst einem Liebesgott mit einem Seepferde; eine ähnliche Nymphe
in einer Muschel ruhend, zu ihren Füssen ebenfalls einen Amor auf einem Seeunge-
heuer; drei Reliefs von dem erwähnten Brunnen „des Innocents" ; Christus, von
Joseph von Arimathia und einem Jünger aufgehoben, um ihn in ein Leichentuch zu
wickeln, wird von den heiligen Frauen beklagt, ein sehr flach gehaltenes Relief von
vielem, künstlerischem Verstande, das ehedem nebst anderen bis jetzt noch nicht
wieder zum Vorschein gekommenen Sculpturen den von Pierre Lescot 1541-1545
erbauten Altar der Kirche St. Germain L'Auxerrois zu Paris schmückte.
Jean Goujon war auch Architekt des französischen Hofes unter Franz I., Hein-
rich II. und Karl IX. Er nahm als solcher in Gemeinschaft mit Pierre Lescot am
Bau des Louvre Antheil, d. h. an demjenigen Theil, der sich von dem Pavillon de
1'H0rloge bis in die Ecke des Hofes erstreckt, wie die Architektur an der "Fontaine
des Innocents" durchaus als von ihm allein herrührend_zu betrachten ist. Das Hötel
Carnavalet zu Paris ist ebenfalls unzweifelhaft von Goujon begonnen worden. Das
Portal mit den Löwen in halb erhabener Arbeit, wie der Schlussstein der Wölbung
sind ganz im Geschmack und Styl des Meisters behandelt.
Literatur. Quatremere de Quincy, Histoire de 1a vie et des ouvrages des P1118 ßäläbres archi-
tectes etc. Paris 1830. Quatremere de Quincy, Dictionnaire historillue d'Architecture. Per-i;
1882. Waagen, Kunstwerke und Künstler in Frankreich. Kuglßr, Handbuch d" Kunstgeschichte.
GOIIIOE, Francois Sebastien, ein französischer Kupferstecher, der zu Paris ar-
beitete. Wir kennen von ihm ein Bildniss Heinrichs IV., nach Pßrblls (1814).
Gounod, L. Urbain, ein französischer Architekt, der mit dem Bildhauer H, de
Triqueti im Jahr 1845 die neue Kanzel in der Kathedrale zu Troyes in streng
gothischem ganz an den Charakter des Bau's der Kirche sich anschliessenden Style
ausführte. .
Goupy, Joseph, einenglischer Maler und Kupferstecher, geb. 1729, gest. 1780,
bildete sich nach Salvator Rosa. Wir kennen von ihm nachfolgende Blätter:
Diana mit der Hirschjagd, nach Rubens; Mucius Scävola, und vier Landschaften,
letztere nach S. Rosa,