Volltext: F - L (Bd. 2)

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Goes, Hugo van der. 
der Flügel eines Hausaltärchens gewesen. Ein drittes Gemälde, das in der Mitte 
die Verkündigung, auf-den Seitenflügeln den Stifter und die Stifterin, auf den Aussen- 
seiten die Verkündigung zeigt, im Hause Puccini zu Pistoja, trägt nebenstehendes 
Monogramm. Diesseits der Alpen ist uns nur ein durch die Jahreszahl und Inschrift 
heglaubigtes Bild des Meisters bekannt. Dasselbe befindet sich in der Pinakothek 
zu München und stellt Johannes, den Täufer, in der Wüste dar, mit einem Lämmchen 
zu seiner Linken. Es ist bezeichnet: HVGO. V. D. GOES. 1472, und stimmt 
in der Behandlungsweise ganz mit dem grossen Florentinerbilde überein, ist aber 
kein ausgezeichnetes Werk des Meisters. Auch vier kleine Heiligenbildchen von 
sauberer Ausführung in der ehemaligen Gallerie des Königs von Holland, und die 
Innenseiten des grossen Reliquienschranks im Dom von Aachen mit Bildern aus der 
heil. Geschichte und einzelnen Heiligentiguren entsprechen so ziemlich dem Styl des 
Hugo van der Goes. Eine Maria mit dem Kinde, das den ihm von dem heil. Antonius 
empfohlenen Donator segnet , in der Bildersammlung in Alton Tower, mit der Jahrs- 
zahl 1472 , ist ein gutes, wohlerhaltenes Bild von Goes. 
Andere dem Hugo van der Goes zugeschriebene Bilder sind, im Museum zu 
Berlin: Maria mit dem Kinde unter einem Thronhimmel sitzend; eine Verkündi- 
gung; der heil. Augustinus unter einem Baldachin stehend, zu seinen Füssen kniet 
in Verehrung der Stifter, ein junger Geistlicher, der von Johannes, dem Täufer, 
empfohlen wird; Christus, dornengekrönt und mit dem Purpurmantel angethan; eine 
Verkündigung, ein Bild von der grösstmöglichen Ausführung; Johannes, der Evange- 
list; das Antlitz des dornengekrönten Christus , nach dem altchristlichen Typus; das 
jüngste Gericht; in der (schon genannten) Pinakothek zu München; die Verkün- 
digung Maria; die um den Sohn trauernde Maria, umgeben von heiligen Frauen und 
dem heil. Johannes , Maria mit dem Kinde in einer Halle sitzend; in der Gallerie des 
Belvedere zu Wien: die Mutter Gottes mit dem Kinde auf dem Schosse, sitzend 
unter einem Thronhimmel, zur Rechten einen knieenden Engel, zur Linken den 
knieenden Stifter. Die beiden Flügel dazu , enthaltend rechts Johannes , den Täufer, 
mit dem Lamm auf dem Arme, links Johannes, den Evangelisten, mit einem Kelche 
in der Hand, sind in einem besonderen Rahmen vereinigt. Zwei Flügelbilder im 
Palast von Kensington bei London, auf den Aussenseiten einen König von Schottland 
mit seinem Sohne, hinter ihnen den heil. Andreas, und die Königin mit ihrer Tochter, 
hinter ihr den heil. Georg, auf den Innenseiten links ein Bild der Dreieinigkeit, rechts 
einen knieenden Chorherrn darstellend, haben in der Behandlungsart viel von Hugo 
van der Goes. Der Leichnam Christi, von Nikodemus und Joseph von Arimathia 
gehalten, im Museo Borbonico zu Neapel, dürfte ebenfalls von diesem Meister 
herrühren. 
Van der Goes soll sich auch mit der Glasmalerei beschäftigt haben, und unter 
Anderem die Fenster der St. Jakobskirche zu Gent, für welche Kirche er überhaupt 
auch anderweitig vielfach thätig gewesen, so meisterhaft gemalt haben, dass viele 
der Meinung gewesen, er habe sich dabei der Zeichnungen und Anleitung seines 
Lehrers bedient. 
Was Hugo van der Goes besonders von den anderen Schülern der Brüder van 
Eyck unterscheidet, ist, dass er der realistischen Richtung des Jan Van Eyck 
noch ausschliesslicher folgt, als jene, so dass heilige wie profane Personen bei ihm 
durchaus ein porträtartiges Ansehen haben. Er hat zwar weniger Geschmack und 
Schönheitssinn als Rogier van der Weyden und der Ernst und die Strenge in 
seinen Charakteren grenzt oft an das Herbe, auch spricht sich in seinen Gestalten 
keine sonderliche Tiefe und Freiheit des geistigen Lebens aus. Dagegen finden wir 
seine gefällig geordneten Figuren sehr entschieden und naturwahr gezeichnet und 
namentlich in den weiblichen einen sprechenden Ausdruck, in Welchem er seine Zeit- 
genossen übertraf. Die Gesichtszüge der Mutter Gottes bewahren noch die stille 
Gemüthlichkeit, ungeachtet die Gestalt schon durch eigenthiimlichen Adel sich hebt, 
Sehr beachtenswerth sind die tredlichen Motive der Gewandung, obgleich die ein- 
zelnen Falten etwas steif und hart, von sehr scharfen und kleinlichen Brüchen
	        
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