Glockendon, Georg, der ältere
Glockendon , Nikolaus.
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mit jenem Albrecht Glockendon, von dem Neudörffer, in seinen „Na.chrichten
von den vornehmsten Künstlern und Werklcuten, so innerhalb hundert Jahren in Nürn-
berg gelebt haben (l546)", als einem Bruder des Nikolaus Glockendon spricht und
von dem er sagt: „er sei im Illuminiren ileissig und in Teutschen Versen zu machen schier
ein halber Poet gewesen, mit solchen Versen ziert er Historien und Gemälde", und von
dem die Bibliothek zu Berlin einen Kalender (1526) besitzt, der mit kleinen Monats-
bildchen und Monatsversen geschmückt ist. Die Malereien darin sind in artiger
Sauberkeit, obwohl ohne sonderlichen Geist, ausgeführt. In der Derschauischen
Sammlung zu' Nürnberg befanden sich Glasgemälde des Künstlers mit der Jahrs-
zahl 1543.
Glockendon , Georg, der ältere , ein Illuminist und Formschneider zu Nürnberg,
der schon um 1480 arbeitete und 1520 starb. Von ihm kennen wir: Maria, von
fünf heiligen Frauen umgeben, und die Himmelfahrt Christi (1520).
Glockendon, Georg, der jüngere, Formschneider, Briefmaler und Illuminist
zu Nürnberg, geb. 1492, gest. 1553, der Vater von Albert, dem jüngeren, und
Nikolaus Glockendon. Wir kennen von ihm: die Geschichte des ungerechten
Haushalters und den grossen Grundriss der Stadt Nürnberg und seiner Umgebung,
nach der Zeichnung des Mathematikers Erhard Etzlaub in vier Platten.
Glockendon, Nikolaus, Miniaturmaler zu Nürnberg, gest. 1560, erlernte die
Kunst bei seinem Vater G eorg Glockendon, dem älteren, und scheint sich ledig-
lich mit der Miniaturmalerei abgegeben zu haben. Solche Künstler wurden, zum
Unterschiede von den Malern im Grossen, im 16. Jahrhundert Illuministen genannt.
Von ihm sieht man in der Hofbibliothek zu Aschaffenburg ein Missale, das in dem
malerischen Schmucke zu den reichsten Denkrnalen dieser Art gehört. Dasselbe
wurde im Auftrag des kunstliebenden Kardinals Albrecht von Brandenburg, Erz-
bischof von Mainz, für die Summe von 500 Gulden ausgeführt und trägt auf dem
letzten Blatte folgende Inschrift: Ich Niklas Glokendon zu Nurenberg hab
disses Bhuch illuminiert vnd vollent im jar1524. Dasselbe enthält zwölf
Randverzierungen zu einem Kalender, die ländlichen Verrichtungen in den zwölf
Monaten des Jahrs darstellend, 23 grössere Miniaturgemälde, nach M. Schön,
L. Kranach, Albr. Dürer und 116 kleinere, meist in den Initialen befindliche
Bilder. Ferner bewahrt man an demselben Orte ein Gebetbuch, von dessen eilf
Bildern aber (nach Waagen) nur acht von der Hand des Künstlers sein sollen (voll-
endet 1531). Dieselben stellen Scenen aus dem Leben der Maria dar, meist nach
eigenen Compositionen Glockendoms. Auch ein für denselben Kardinal gefertigtes,
in der StiftSkiTChe Zll Aschaffenburg befindliches Missale (vom Jahr 1533) enthält ein
die Dreifaltigkeit darstellendes Gemälde, eines der ausgezeichnetsten Werke Glocken-
don's. Ferner rühmt sich die Wolfeubüttler Bibliothek einer Bibel mit herrlichen
Miniaturen nach Dürer's Holzschnitten, an deren Ende die Inschrift steht: NicklaS
Glockencloll lllllminiSt Zu Nurenberg 1524. Endlich enthält ein Brevier in.
der Bibliothek Zu Bamberg Arabesken auf Goldgrund von N. Glockendon.
Aus Glockendoms Bildern spricht eine treuherzige Naivetät, eine ehrliche Tüch-
tigkeit, ein frommes Gefühl neben fröhlichen oder schalkhaften Spielereien. Sie
verrathen ausserdem Empfänglichkeit und Sinn für die Natur und ihre Formationen
in Thier- und Pilanzenwelt. Des Künstlers Hauptverdienst bestand aber in einem
sehr ausgebildeten und vielseitigen technischen Geschick, sowohl in eigentlichen
Bildern, als in den Randverzierungen. Die Zeichnung der Figuren lässt zwar viel
zu wünschen übrig, auch scheint die Erfindung nicht seine starke Seite gewesen zu
sein, da die meisten Gedanken auf seinen Gemälden Kupferstichen und Holzschnitten
nach anderen Meistern entlehnt sind; obgleich einzelne Bilder den Beweis liefern,
dass es ihm, wenn es galt, keineswegs an einer glücklichen Erlindungsgabe gefehlt
hat. Seine Farbe ist frisch und kräftig, in Auswahl und Nuancirung verständig,
besonders aber zeigt er sich in der Ausführung landschaftlicher Gründe als Meister,
Der zarte Duft über den Fernen, die leichte Behandlung des Wassers , die Goldlichter
der Bäume können mit Recht gelobt werden.