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Girart
Giraud, Pierre Frangois Eugöne.
Correktor und 1696 Kanzler an derselben. Nach Lebrun's Tod wusste er sich auch
in der Gunst von dessen Nachfolger, P. Mignard, zu erhalten. Es wird indessen
behauptet, dieser, ein Feind seines früheren Gönners, habe die Herrschaft über
Girardon nicht eben mit allzugrosser Bescheidenheit ausgeübt.
Girardon's ersten bedeutenden Arbeiten zu Paris waren zwei lebensgrosse Statuen
in der Kapelle Notre Dame de la Paix in der Rue St. Honore (1653). Hierauf fertigte
er für eine grosse Grotte in den Gärten von Versailles jene schöne Gruppe, welche
unter dem Namen des Apollobades (gest. v. Edelink und von Chatillon) bekannt
ist und den Apollo darstellt, wie er von den Nymphen der Thetis, welche ihm die
Füsse waschen, Wohlgerüche auf die Hände giessen und die Haare ordnen, bedient
wird. Er erhielt für dieses Werk aus den Händen Ludwig XIV. selbst eine Börse von
300 Louisd'or. Für eines seiner Hauptwerke hält man ferner: das Mausoleum des
Kardinals Richelieu in der Sorbonne (1694). Dasselbe ist nach einem Entwürfe von
Lebrun ausgeführt und stellt die Statue des Verstorbenen in Lehensgrösse dar, um-
geben von den allegorischen Gestalten der Religion und der Gelehrsamkeit (gest.
von Simoneau und B. Picart in 5 Blättern; ferner von Le Pautre). Dann
fertigte er (1699) die 21 Fuss hohe Statue Ludwig XIV. zu Pferde auf dem Platz
Vendäme (gest. von Simxnoneau und von Tardieu) , die in der Revolution (1792)
vernichtet wurde. Weitere Werke von ihm sind: der Raub der Proserpina (gest.
von G. Audran); ein Medaillon von Ludwig XIV. für das Stadthaus zu Troyes (gest.
von Menestrier), wofür ihm die grössten Ehrenbezeugungen zu Theil wurden;
ferner die Grabmäler seiner Gattin zu Landri, bestehend in einem Kreuz, an dessen
Fusse sich die heil. Jungfrau mit dem Leichnam Christi befindet (gest. v. Herisset);
der Prinzessin von Conti zu St. Andre des Arc's; des Ministers Louvois; der Frau
von Lamoignon zu St. Leu; des Kastellan zu St. Germain-des-Pres. Unter denjenigen
seiner Arbeiten, welche den Park von Versailles zieren, zeichnen sich ausserdem
noch: die Sculpturen am Bassin des Neptun; die Figur des Winters in der Gestalt
eines Alten mit der Gluthpfanne; die Pyramidenfontaine und eine grosse Anzahl von
Basreliefs aus. Eine sehr hübsche Figur des Jupiters von Girardon, aber nur in
Gyps ausgeführt, zierte eine Nische der Colonnade des Louvre zu Paris.
In Girardon's Werken zeigt sich eine Nachwirkung jener älteren französischen
Kunstrichtung, der Schule von Fontainebleau, aber schon verbunden mit einem dem
Bernini verwandten Streben, und einer allzutheatralischen bewusst repräsentirenden
Darstellungsweise, wie solche zu seiner Zeit am französischen Hof Sitte war. Sie
beurkunden eine gewandte Technik, Sicherheit in der Zeichnung und Zierlichkeit
in der Behandlung, gefällige Anordnung und eine gewisse Grazie. Tieferen Geist
und Ausdruck darf man aber kaum in ihnen suchen. In der Ausführung wird gar
Manches getadelt, doch soll diess davon herrühren, dass er dieselbe, weil zu viel
beschäftigt, meistens Gehülfen habe überlassen müssen, die seine Geschicklichkeit
nicht besassen.
Literatur. D'Ar'genvi11e, Vie des fameux sculpteurs.
Girart VOII Orleans, Meister, ein Maler, von dem das auf dem Kupferstich-
kabinet zu Paris befindliche Bildniss des Königs Johann VI. (reg. von 1350-1364)
herrühren soll.
Giraud, Charles, Historien- und Genremaler, geb. zu Paris. Auf dem Pariser
Salon im Jahr 1836 sah man von ihm: den Obersten der Pariser Kaufmannschaft,
Mafßel, den jüngeren Dauphin Karl vor der Wuth des empörten Volkes rettend;
1840 ebendaselbst: die Kinder eines Alpenführers , ein Bildchen voll Ausdruck. Für
die grosse Kunstausstellung zu Paris im Jahr 1855 hatte 61' ZWßi Bilder eingesandt:
das Ende des Kriegs auf Tahiti und den Speisesaal der Prinzessin Mathilde.
Giraud, Jean Baptiste , Bildhauer, geb. 1752 zu Aix, der Oheim des Folgenden.
war Mitglied der Akademie zu Paris, woselbst er auch seine Kunst ausübte. Als
Werke von ihm werden angeführt: die Marmorstatuen des sterbenden Achilles; eines
Merkurs; eines Fauns; eines Herkules.
Giraud, Pierre Franoois Eugene , Genre- und Porträtmaler, geb. zu Paris , ein