Giotto.
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und Vasari dem Giottino ertheilen. Besonders gerühmt wurde auch ein für
S. Remigio ebendaselbst ausgeführtes Temperagemälde, den von den Marien, Nico-
demus und anderen Gestalten beweinten todten Christus darstellend. Von Bildern,
die er ausserhalb Florenz malte, nennt man: die h. h. Cosmus und Damianus im
Kloster Campora vor dem Thore von S. Piero Gattolino; ein Tabernakel auf der
Brücke zu Romiti in Valdarno; eine historische Darstellung in S. Giovanni in Laterano
zu Rom; in einem Sale des Hauses Orsini ebendaselbst: eine Menge von Bildnissen
berühmter Männer, und in Araceli ebenfalls zu Rom: einen heil. Ludwig, Frescobild
auf einem Pfeiler; eine Krönung der Maria in der Unterkirche des heil. Franciscus
zu Assisi, eines der schönsten Gemälde des Meisters und heute noch wohl erhalten;
ein Frescobild in der Kirche S. Chiara derselben Stadt, die heil. Clara darstellend,
wie sie, von zwei Engeln in der Luft getragen, ein Kind vom Tode erweckt; Madonna
mit dem Kinde, dem heil. Franciscus und anderen Heiligen, in einem Bogen an
einem Thore in derselben Stadt.
Auch mit der Bildhauerkunst soll sich Giottino beschäftigt haben, und Vasari
erzählt, dass er für den Glockenthurm von S. Maria del iiore eine Marmorfigur von
vier Ellen Höhe gearbeitet habe.
Von weiteren Arbeiten des Giottino ist uns nichts bekannt. Eine Tafel in drei
Abtheilungen , die Madonna mit dem Kinde und dem heil. Bernhard, aussen mit ver-
schiedenen Heiligen, an der Staffel mehrere kleine Vorstellungen aus der Geschichte
dieser Heiligen, wird in der Akademie zu Florenz als ein Werk dieses Meisters
gezeigt.
Schüler Giottinds waren: Giovanni Tossicani, Michelino, und Giovanni
dal Ponte. Wenn Lippo , wie Vasari angibt, 1354 geboren ist, kann er nicht,
wie er ebenfalls behauptet, Giottino's Lehrer gewesen sein, da er ja sonach bei des
letzteren Tod erst zwei Jahre alt war.
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister.
GiOttO, eigentlich GiOttO di Bondone, einer der berühmtesten Maler, zugleich
Bildhauer und Baumeister, geb. 1276 zu Colle, einem Flecken der Gemeine Vespig:
nano , gest. 1336 zu Florenz, war der Sohn des Bondone, eines schlichten, einfachen
Landmanns, und musste als Knabe, so wird erzählt, die Schafe hüten. Da kam
eines Tages Cimabue des Weges. Er fand den zehnjährigen Giotto, wie dieser,
nach seiner Gewohnheit, die Zeichenkunst trieb, und, ohne je Zeichnungsunter-
richt genossen zu haben, während seine Thiere ruhig weideten, ein Schaf auf
eine Steinplatte mit einem zugespitzten Steine nach dem Leben zeichnete. Erstaunt
über das schon so frühe hervortretende bedeutende Talent des Knaben, nahm Cima-
bue denselben mit seiner und seines Vaters Einwilligung nach Florenz, und unter-
richtete ihn in der Kunst, in welcher er binnen kurzer Zeit ausserordentliche Fort-
schritte machte und sich namentlich sehr bald durch seine nach dem Leben gemalten
Bildnisse auszeichnete. Zu seinen ersten grösseren Arbeiten zählt man die Reihe
VOII Wandbildern iIl der 11m 1303 erbauten und ohne Zweifel in den nächstfolgenden
Jahren von ihm und einem oder mehreren Gehülfen ausgemalte Kapelle S. Maria- del?
Arena zu Padua. Er stellte dort in 42 schön eingefassten Gemälden, welche in drei
grossen Reihen den WVänden entlang sich ausbreiten, das Leben der heiLJungfrau,
V0l1 der Geschichte ihrer Eltern an bis zu ihrer Krönung, dar. Der Grund des ein-
fachen Bogengewölbes ist blau mit goldenen Sternen besät, zwischen welchen man
die Köpfe Christi, der Madonna und die Propheten und Vorfahren Christi erblickt;
übfßl: dem Chorbogen ist Christus in einer Glorie von Engeln abgebildet. An diese
131118911 Sceuen und Gestalten schliessen sich bedeutsame Beziehungen auf das sitt-
llßhe _Dasein des Menschen an. Die unteren Theile der Seitenwände enthalten in
Medamons grau in grau die allegorischen Figuren der Tugenden und Laster, an der
Portalwand ist das jüngste Gericht dargestellt Unter seine früheren Werke gehören
ferner die Malereien in einer Kapelle der Badia von Florenz und das Gemälde des
Hauptaltars derselben Kirche, von denen die ersteren zu Grund gegangen sind,
Wahrend das letztere noch im Refektorium aufbewahrt wird. Von Giotto geinaltv"