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Giorgion e
Giottino.
Cav. Cesare Saluzzo zu Turin befinden sich ein Traktat über die Baukunst, Hand-
schrift auf Pergament, mit Verbesserungen von der Hand des Autor und mit beige-
iiigten Zeichnungen, erste Ausarbeitung für den Herzog von Urbino bestimmt und in
zehn Büchern abgefasst; und Abbildungen von antiken Monumenten Roms (aus den
Jahren 1450-1467). Eine dritte und letzte Umarbeitung des "Trattato di Architet-
tura" mit einem beigebundenen Heft Zeichnungen von Maschinen zum Militärbau-
wesen zeigt man in der Magliabecchiana zu Florenz. Endlich findet sich in der
königl. Privatbibliothek zu Turin eine schöne Copie auf Pergament von: „Francisci
Georgii Senensis opusculum de architectura", mit 80 Blättern Zeichnungen, meist
aus dem Traktat über die Baukunst, und den Maschinenabbildungen.
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. Cesare
Saluzzo, Trattato dütrchitettura civile e militare di Francesco di Giorgio Martini, architetto Senese del
secolo XV. Torino, 1841. Rumohr, Italienische Forschungen. Alfr. Reumont, Kunstblatt
Jahrgang 1843, Nro. 8-13.
Giorgione, siehe Barbarelli.
Giottino, eigentlich Tommaso (li Stefano, Maler aus Florenz, geb. 1324, gest.
1356, war ein Sohn des Malers Stefano, eines Schülers des Giotto, und scheint
seinen Beinamen von seiner glücklichen Nachahmung des letzteren Meisters erhalten
zu haben, da die Behauptung, dass er ein Urenkel Giotto's gewesen und dass ihm
desshalb das Diminutiv des Namens dieses Künstlers zu Theil geworden, nicht er-
wiesen ist. Er lernte bei seinem Vater die Anfangsgründe der Malerei, beschloss
aber schon, als er noch sehr jung War, mit allem Fleiss und Studium lieber die
Methode Giotto's, als die seines Vaters, nachzuahmen. Mit grossem Eifer und Erfolg
übte er nun seine Kunst, und obgleich es nur wenige Werke seiner Hand gibt, weil
er jung starb, so erkennt man in denselben dennoch einen Fortschritt über Giotto
hinaus. Er ging strenger als die meisten Nachfolger dieses Meisters auf die Eigen-
thümlichkeiten seiner Kunstübung ein, die er mit Geist wiederzugeben verstand; er
wusste aber die edle gleichmässig gedrängte und lebendige Anordnung, die breiten,
undurchschnittenen Lichtmassen des Giotto noch weiter auszubilden, war auch tiefer
in die Gesetze der Erscheinung eingedrungen, ja, er kannte selbst, wie sich aus
manch' glücklicherer Wendung der Arme und Häupter ergibt, die menschliche Gestalt
ungleich besser, als jener.
Was nun die Werke dieses Meisters selbst betrifft, so malte derselbe in seiner
Jugend für S. Stefano zu Florenz ein Bild, das aber nicht auf uns gekommen ist, und
schon zur Zeit des Vasari, der darüber berichtet, durch Feuchtigkeit sehr gelitten
hatte. Auch die Fresken in der (jetzigen) Kirche des heil. Blasius , die heil. Cosmus
und Damianus darstellend, in einer (später abgebrannten) Kapelle, sowie die über der
Hauptthüre der Kirche S. Spirito, über welch letzterer er die Ausgiessung des heiLGeistes
darstellte, ferner die in einem Tabernakel auf dem Platze vor letzterer Kirche eben-
daselbst sind zu Grunde gegangen. Dagegen ist eine Auferstehung in der 23. Kapelle
von S. Croce, hinter einer Mauerverzierung, die zum Grabmal des Bettino de' Bardi ge-
hört, der zu jener Zeit einen hohen Posten im Kriegsheere einnahm, und den der Künstler
auf jenem Bilde in voller Rüstung aus dem Grabe steigend, von zwei Engeln zum
Weltgericht erweckt, darstellte, noch erhalten, obgleich dieselbe sehr gelitten.
Dann malte er in der Kapelle des heil. Silvesters in derselben Kirche mit grossem
Fleisse Scenen aus dem Leben Constantins; in S. Pancrazio; einen Christus, der
sein Kreuz trägt, daneben einige Heilige; in einem Kreuzgange des Klosters S. Gallo:
eine Pieta; in der Kapelle des heil. Laurentius in S. Maria Novella: die h. h. Cosmus
und Damianus; in Ognisanti: die h. h. Christoph und Georg, und über der Thüre
der Sakristei: eine Madonna mit dem Kind auf dem Arme- Im Jahr 1344 stellte
er auf dem Thurme des Palastes des Podesta den das Jahr zuvor durch das Volk von
Florenz verjagten Julius II. Herzog von Athen dar, ein Spottbild, von welchem in-
dessen auch nur noch einige unkenntliche Spuren vorhanden sind. Auf diese Dar-
stellung folgte die Ausführung seiner Hauptbilder, die Wundergeschichten des heil-
Silvester in der Kapelle Bardi in S. Croce zu Florenz, Fresken, Welche sich bis auf
die heutige Zeit erhalten haben und die Lobsprüche rechtfertigen, welche Ghibefti