Volltext: F - L (Bd. 2)

Giorgio di Martino, Francesco di. 
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Burg von Casole zu leiten. Im Jahr 1488 war er wieder beim Herzog Guidobaldo, 
1489 zu Gubbio und in demselben Jahre in Siena mit Wasserbauten beschäftigt. 
Einen sehr ehrenvollen Auftrag erhielt er im Jahr 1499, indem er mit Luca Fanelli 
nach Mailand berufen wurde, um seinen Rath über die Erbauung der Kuppel des 
Doms abzugeben, welche sofort nach seinen Angaben von Gio. Ant. Amadeo und 
Gio. Giac. Dolcebuono ausgeführt wurde. Die Bewohner von Pavia benützten 
seine Anwesenheit in Mailand, um ihn, nebst Lionardo da Vinci, nach ihrer 
Stadt zu berufen, wo er in Betreff des Domes, dessen Architekt Cristoforo 
Rocchi war, seinen Rath ertheilen sollte. In ähnlichen Angelegenheiten reiste 
er die folgenden Jahre wiederholt nach Urbino und Neapel, dann nach Bracciano, 
Lucca u. s. w. Im Jahr 1493 finden wir ihn als Mitglied des obersten Magistrats 
seiner Vaterstadt, die ihm 1495 für seine Dienstleistungen die Summe von 
200 Dukaten ausbezahlte. In diesen späteren Jahren muss er sich mehrfach 
auch mit der Bildhauerkunst beschäftigt haben, denn 1497 bis 1498 wurden 
ihm für das Tabernakel des Hochaltars im Dome seiner Vaterstadt zwei Engel 
von Bronze, und 1499 die Apostelbilder von Erz für die Säulen im Dom zu Siena 
bestellt, mit deren Guss Francescds Freund, Jacopo Cozzarelli, beauftragt 
Wurde. Nachdem wir ihn in diesen Jahren noch mehrfach auf Reisen mit der Be- 
sichtigung und Anlegung von Festungen (so wiederholt in Neapel 1503) beschäftigt 
finden, erhalten wir die letzte Nachricht über sein Wirken 1506, in welchem Jahre 
ihm die Erbauung einer Chorkapelle hinter dem Hochaltar im Dome von Siena über- 
tragen wurde. Bald darauf scheint er gestorben zu sein. 
Francesco di Giorgio steht in der Mitte zwischen Brunelleschi und den Bau- 
meiste1'n und Ingenieuren vom Ende des 15. und Anfang des_16. Jahrhunderts. Seine 
eigene Ausbildung fallt in die Mitte des 15. Jahrhunderts, doch beweist der Umstand, 
dass er bis an das Ende seines Lebens vielfach gesucht und gebraucht ward, wie 
seine reichen Erfahrungen den Fortschritten seiner Kunst und ihrer Wissenschaft zu 
gut kamen, und wie gross der Einfluss gewesen, den er theoretisch wie praktisch 
auf das Militärbauwesen seiner Zeit geübt haben muss. Ist auch durch neuere 
Forschungen erwiesen, dass keines der vielen Gebäude, welche Vasari und nach 
ihm die Landsleute des Francesco di Giorgio diesem zuschreiben, von ihm herrührt, 
so ist durch jene Untersuchungen dennoch der ihm gebührende Ruhm als erster Kriegs- 
baumeister und Ingenieur seiner Zeit, als einer der Begründer der neueren Befesti- 
guugskunst, ist das grosse Verdienst hergestellt, dass er in diesem Fache der Vor- 
gänger des Sangallo, des Buonarotti, des Sanmicheli und anderer ausge- 
zeichneter Künstler auf diesem Gebiete gewesen. 
Als Maler war Francesco unbedeutend, denn seine Bilder verrathen zwar Talent, 
allein keine gehörige Ausbildung. Lanzi erwähnt von ihm in seiner „Geschichte 
der Malerei in Italien" einer Geburt Christi, die jener Geschichtschreiber von ihm 
in der Sammlung des Abbate Ciaccheri gesehen haben will, und die im Styl m1 M341- 
tegna erinnern soll. Eine andere Tafel von seiner Hand, die sich vor einiger Zeit 
in Monte Oliveto maggiore zu Chiusnrni gefunden, mit einer Darstellung der Himmel- 
fahrt Maria, wurde in die Akademie zu Siena gebracht. Auf dem Deckel eines auf 
der öffentlichen Bibliothek zu Sieua befindlichen Manuscripts von Francesco steht die 
Angabe, dass er 1474 eine Krönung Mariä für die Hospitalkirche daselbst gemalt. 
411611 in sienesischen Urkunden aus den Jahren 1468-4475 finden sich Zahlungen 
fur seine Malereien, bei welchen Gelegenheiten er jedesmal "Dipilltürß" ge- 
nannt wird. 
Wichtig sind auch die Handschriften und Zeichnungen, die man noch Voll 
Francesco di Giorgio besitzt. Die öffentliche Bibliothek zu Siena verwahrt ein Skizzen- 
bllch mit Zeichnungen nach Gebäuden des alten Rom, architektonischen Details und 
Entwürfen zu Maschinen; ferner Abbildungen von Maschinen, meist für Kriegswesen 
"Pd Hyfhaulik, nebst einer Abhandlung über die alten Maasse; dann: den „Trattato 
dl Arßhltettura civile e militare", die Originalhandschrift, eine um 1495 vorgenom- 
mene Umarbeitung des ersten Traktats mit wenigen Zeichnungen. Im Besitz des
	        
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