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S. Carlo in der Kirche bei den Vätern dell' Oratorio, in S. Maria Egiziaca, für S. Maria
di Donna Regina, für den Vicekönig von Neapel, für den Herzog von Ascalona, und
war bis zu seinem Tode unermüdlich thätig. Seine Leiche wurde in S. Brigida zu
Neapel, in der von ihm gemalten Kapelle des heil. Nicolas von Bari , beigesetzt. Er
hinterliess ein Vermögen von 130,000 Scudi.
Unter seine vorzüglichsten Schüler zählt man: Paolo de' Matteis, Aniello
und Niccolö Rossi, Matteo Pacelli, Tommaso Fasane, Giuseppe Simo-
nelli, Andrea Miglionico, Giov. Bat. Lama und Francisquitto.
Giordano war unstreitig eines der grössten Talente der neueren Malerei, mit
ganz ausserordentlichen Anlagen zum Maler geboren. Vielleicht hat aber auch nie
ein Künstler mit seinen Gaben einen sträflicheren Missbrauch getrieben. Er besass
einen unerschöpflichen Reichthum der Phantasie und die bewundernswiirdige Fertig-
keit, die augenblicklichen Ergüsse seiner schnellauileuchtenden Einbildungslaraft, die
beim Beginne schon das ganze Bild fertig sah, ohne sich bei Einzelnheiten mit
Bedenken, Wählen, Abwägen aufzuhalten, mit fliegendem Pinsel darzustellen.
Selbst Schönheitssinn, Charakteristik, dramatisches Leben, Farbengluth kommen
stellenweise in seinen Bildern zur. glanzvollen Erscheinung; allein der Hast, seine
Gedanken so rasch als nur möglich dargestellt zu sehen, der beispiellosen Leichtig-
keit und Sicherheit im Fertigmachen, und dem aus dieser Schnelligkeit des Produ-
cirens sich ergebenden Gewinn setzte er alle höheren Anforderungen der Kunst:
Erhabenheit und Würde, Ernst und Tiefe, Nachdenken und Durchbildung hintan,
und der verderbliche Zuruf seines Vaters: Fa presto! klang ihm, auch als er ihn
längst nicht mehr hörte , immer noch , sein ganzes Leben lang, in den Ohren. Nach-
dem er die grossen alten italienischen Meister studirt, begnügte er sich, da er allem
Ernsten, Strengen, Durchdachten, Schwierigen, der Ausführung der Details aus-
wich, damit, ihre Darstellungsweise in den wesentlichsten Zügen wiederzugeben,
Wodurch es ihm denn auch vefmöge seiner grossen Geschicklichkeit und Uebung
gelang, den Schein der Vollkommenheit seiner Vorbilder zu erreichen. Er küm-
merte sich wenig um eine schöne und richtige Zeichnung, obwohl er ganz tüchtige
Kenntnisse im Zeichnen besass, um die Auswahl schöner Formen, um erhabenen
Ausdruck, überhaupt um den geistigen Inhalt seiner Compositionen, in denen er
dunkle Allegorien, Mythologie und Geschichte, Tausende von fabelhaften, von er-
fundenen und wirklichen Figuren wild und bunt durcheinander mischte. Sein Streben
war nur auf glänzenden äusseren Erfolg gerichtet, seine Absicht ging nur dahin,
möglichst rasch die Räume zu übermalen, und wenn schon P. da Cortona viele
Figuren in Seinen Bildern anbrachte, Welche keinen anderen Zweck hatten , als die
Lücken zu füllen, S0 bediente sich Giordano dieser leichten Methode, mit fast unbe-
dingter Willkiirlichkeit in der Anordnung, noch viel häufiger.
iMan wird um so härter und strenger in der Beurtheilung dieses Meisters, wenn
man die entschiedenen und grossen Vorzüge, welche er bei allen Mängeln in sich
vereinigt, in Betracht Zieht; Wenn man das Feuer und den Reichthum seines Geistes,
die eminente Fruchtbarkeit Seines Pinsels, in der es ihm kein Maler gleich gethan,
die Kühnheit, die Leichtigkeit und den ungeheuren Umfang seiner Darstellungen
anstaunt; wenn man sich durch das liebliche Colorit, obgleich die Töne nicht
wahr sind, durch die in demselben herrschende Anmuth, durch einen gewissen Trug
der Kunst ungemein angesprochen fühlt; wenn man die ausserordentliche Gabe be-
wundert, die er besass, Hauptwerke der berühmtesten Maler: Raphael, Tizian,
Veronese, Velasquez, Rubens u. s.w. so nachzuahmen, dass damit die ge-
ubtesten Künstler und Kenner getäuscht wurden; wenn man sich dem Reize hingibt,
den geWiSSe Köpfe , den der angenehme Schein des Lebens in seinen Bildern auf den
Beschnner ausübt; wenn man solche bedeutende künstlerische Verdienste erwägt
und man sich sagen muss, dass die unselige Geschicklichkeit seiner Hand nichts
Anderes als den Verfall der Kunst beschleunigen half. Wahrhaft verderhlich wirkte
sein Fhnlluss und Vorbild auf die spanische Malerei. Die einheimischen Künstler,
die keine so grosse mechanische Fertigkeit besassen , wie er, denen es an natürlicher