Ginderick
Gingelen.
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Familienname war Vincenzio Tamagni ein Maler, der unter die Schüler
RaphaeFs gezählt wird, erwiesenermassen indessen nur dessen Gehülfe war, als
solcher aber von ihm vielfach verwendet und sehr gerühmt wurde. Für letzteren
arbeitete er mit anderen Malern in den vatikanischen Logen zu Rom in der Art
des Polidoro, und seine Arbeiten zeichneten sich besonders durch die lieblichen
Gestalten , in denen stets Raphael sein Vorbild blieb, durch das weiche Colorit und
die ileissige Ausführung aus. Im Borgo malte er an eine Wand zu seinem grossen
Ruhm einen Fries in grüner Erde , worauf er die neun Musen und den Apoll in ihrer
Mitte darstellte; darüber brachte er am Wappen des Papstes einige sehr hübsch
gemalte Löwen an. Ausserdem verzierte er mehrere Fagaden von Palästen und
Häusern zu Rom mit schönen Bildern, die aber leider sämmtlich zu Grunde gegangen
sind. So malte er nach Raphaels Zeichnungen die Fagade des Hauses von Giov.
Ant. Battifero aus Urbino und stellte darauf die Cyklopen dar, wie sie Jupiters Blitze
schmieden, und Vulcan, der dem Cupido seine Pfeile znrichtet. So schmückte er
eine Wand auf dem Platze San Luigi de' Francesi mit einer Darstellung des Todes
Cäsars und einem Triumphzug der Gerechtigkeit, nebst einem Reitergefecht im Fries
und einigen allegorischen Gestalten der Tugenden zwischen den Fenstern; so stellte
er auf der Vorderwand der Epifani hinter der Curie des Pompejus nahe beim Campo
di Fiore die drei Könige dar, wie sie dem Stern nachziehen u. A. m.
Bei der Zerstörung und Plünderung der Stadt Rom im Jahr 1527 iioh Vincenzio
tiefbetrübt in seine Vaterstadt, woselbst er, niedergebeugt von den in jenem kriege-
rischen Zustande erduldeten Leiden , noch einige Zeit fortarbeitete , aber kein Werk
mehr schuf, das sich mit seinen früheren vergleichen liesse. Er scheint einige Jahre
hernach gestorben zu sein.
In S. Gimignano zeigt man als Bilder des Vincenzio das Gemälde der Cintola
und das Bild am Altare der h. Anna in der Kirche S. Agostino, sowie das Gemälde
am Hauptaltar der Kirche S. Girolamo. Das letztere scheint im Jahr 1522 gemalt
zu sein. Auch rührt wahrscheinlich von ihm eine Frescomalerei im aufgehobenen
Kloster S. Caterina her, welche die Jahreszahl 1528 trägt und auf der man die
thronende Madonna mit dem Jesuskinde sieht, welches der heil. Katharina angetraut
wird, während der heil. Gimignano stehend und die h. h. Benedict und Hieronymus
knieend dem Verlübniss beiwohnen.
In der Dresdner Gallerie sieht man ein herrliches Bild des Meisters, eine höchst
liebliche Madonna mit dem Kind auf dem Schoosse, das der kleine Johannes küsst.
Ginderick, Theodorich von, ein Malermeister, der unter Anderem im Jahr 1475
die beiden Engel und Baldachine am Thurme der St. Michaelskapelle in der Viktors-
kirche in Xanten bemalt und vergoldet, auch das Jahr darauf die in Calcar gear-
beitete Statue des Salvators bemalte.
Literatur. Auszüge aus den Baurechnungen der St. Viktorskirche zu Xanten. Ein urkundliclnr Beitrag
zur Kunstgeschichte des Mittelalters, herausgegeben von Dr. H. Scholten. Berlin, 1852.
Gingelen , Jacques van , ein trefflicher Landschaftsmaler, geb. 1810 zu Borger-
hout bei Antwerpen, bildete sich bei Moerrenhout, unter dessen Anleitung er
von 1827-1831 Landschaften, Pferde und andere Thierstücke malte. Später machte
er die Bekanntschaft des französischen Malers Le P oitevin, hielt sich hierauf einen
Winter lang in dessen Atelier in Paris auf und nahm zuletzt ganz dessen Manier an.
Von nun an malte er nur noch Hafen-, Strand- und Seeansichten mit Staffagen aus
dem 15. und 16. Jahrhundert. Seine auf den verschiedenen Kunstausstellnngen seit;
jener Zeit erschienenen Bilder zeigen derartige Ansichten der Küsten und Seehafen
von England, Frankreich, Holland, Schottland, Irland und Deutschlalld- Sie empfeh-
len sich durch lebendige Auffassung, Gefühl für solche Naturscenen und gewandte
Technik.
Gingelen hat auch einige hübsche Radirungen und Lithographien nach seinen
Bildern geliefert.
Grosses Verdienst hat sich der Künstler durch seine Schule erworben, in der sich