Gietteughen
Gigoux.
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eine solch sichere Uebung erworben, dass ihn Prof. Julius Schnorr von Carols-
feld bald darauf ganz an sich zog und ihn als einen ausgezeichneten Gehülfen bei
seinen grossräumigen Malereien im Saalbau der neuen königl. Residenz verwenden
konnte. Hier führte er fünf grosse Wandgemälde aus dem Leben Karl's des Grossen,
Rudulplfs von Habsburg und Friedrich Barbarossas nach Schuorr's Cartons aus,
malte auch in dem unterbrochenen Friese darüber später vier Bilder nach eigenen
Compositionen.
Unter verschiedenen Staifeleigemälden, welche Giesmann zwischen diesen
grösseren Arbeiten ausfiihrte, finden wir namentlich das Gleichniss vom verlorenen
Sohne rühmend genannt.
Gietteughen, Joseph oder Jost, ein Formschneider aus Courtrai, der von 1545
an lange Jahre für Hubert Goltzius an dessen bekanntem Kaiserwerk gearbeitet
und die Bildnisse der Kaiser in Medaillenform geschnitten haben soll. Goltzius ver-
band bei diesen Bildnissen bekanntlich den Holzschnitt in Helldunkel mit dem Kupfer-
stich, eine Manier, in deren Anwendung er der erste gewesen sein soll.
Giifard, Pierre Francois, ein Kupferstecher, geb. 1648 zu Paris, gest. 1723,
leistete namentlich im Bildnissstich einiges Anerkennenswerthe.
Gigante , G. , ein Landschaftsmaler zu Neapel, von dem wir aber nur wissen, dass
er 1847 für den Kaiser von Russland eine Aussicht von der Strada nuova auf den
Golf von Neapel ausfihrte.
Giglio, Meister, ein Goldschmied aus Pisa, der im Jahr 1349 die Statue des heil.
Jacobus über dem Altare der Kathedrale S. Jaccpo zu Pistoja in einem dem Andrea
Pisano bereits verwandten Style der germanischen Kunstrichtung fertigte. Der
Styl ist edler, die Arbeit reiner und schärfer als bei älteren Werken ähnlichen
Gegenstandes, namentlich ist die Gewandung von herrlicher Zeichnung. Die Vcll-.
endung der Arbeit fällt in's Jahr 1353, und wurde sie durch eine besondere Depu-
tation, mit besonderer Feierlichkeit, als sei es eine bereits heilige Sache, aus der
Werkstatt des Künstlers abgeholt. Von anderen Werken Giglids ist bis jetzt nichts
bekannt; wäre aber nur die genannte Statue aus seiner YVerkstatt hervorgegangen,
so würde sie Zeugniss genug abgeben für die grosse Meisterschaft des Künstlers.
Vasari schreibt diese Statue irrthümlicher Weise dem Lionardo di Ser Gio-
vanni aus Florenz, einem Schüler des Cione, zu.
Literatur. Dr. Ernst Förster, Beiträge zur neueren Kunstgeschichte. Leipzig, 1835.
Gigoux, Jean Francois, ein der modernen Richtung der französischen Malerei
angehöriger Maler, geb. zu Besangon, aber schon seit 1833 in Paris thätig. An
seinen die verschiedenen französischen Kunstausstellungen zierenden Bildern, im
sogenannten historisch romantischen Genre, nimmt man ein nicht unbedeutendes
Talent wahr. Die Auffassung ist pikant, die Anordnung und Gruppirung gefällig,
die Zeichnung meist correkt, die Behandlung der Stoffe naturgetreu, das Colorit
gefällig. Nur die Darstellung kirchlicher Gegenstände widerstrebt seinem Pinsel,
wie er namentlich in seinen Bildern in der Magdalenenkirche zu Paris bewies.
Wir kennen von ihm: die Communion des Leonardo da Vinci (1833); Kleopatra.
an ihren Sklaven Versuche mit Gift anstellend (1838); die heil. Genovefa (1849); die
Taufe des Königs Chlodwig (1844); einen todten Christusuvon Engeln beweint;
Kleopatra (1851); eine büssende Magdalena; Galatea (1852). Auf der grossen
Pariser Kunstausstelluug im Jahr 1855 sah man von Gigoux: die Ernte, und ein sehr
schön gezeichnetes Porträt.
Gleich Tony Johannot und Anderen hat sich Gigoux auch mit Illustrationen
zu Werken französischer Dichter befasst. Man rühmt in dieser Beziehung seine
Holzschnittzeichnungen zu einer Prachtausgabe des Gil Blas von Lesage, den er-
Seite für Seite mit seltenem Talent für humoristische Karrikatur illustrirte. Grosse
Verdienste hat sich der Künstler gleichfalls seiner Zeit durch seine interessanten,
nach dem Leben höchst effektvoll auf Stein gezeichneten Bildnisse erworben, durch
die er nicht wenig zum Aufschwung der Lithographie in Frankreich beih-ug
Gigoux ist seit 1842 Ritter der Ehrenlegion.
Müller, Künstler-Lexikon. II. 14