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Ghisi, Giorgio
Ghislandi.
Auf einem ihrer Blätter triift man , ausser ihrem Namen, nebenstehendes I9
Monogramm.
Ghisi, Giorgio, genannt Mantovano, Maler und treiflicher Kupferstecher, der
Sohn und Schüler des Giov. Batt. Ghisi , geb. 1520 zu Mantual, geSt- daselbst 1582,
führte einen kräftigen und sicheren Grabstichel in der Art und Weise des Marc
Anton, dessen besten Arbeiten viele seiner Blätter zur Seite gesetzt werden können.
Zur Zeit des Papstes Paul III., um 1546. war Ghisi in Rom, woselbst er sich mit
der Kunst, goldene Ornamente in Rüstungen, Waifen, Bügel u.s.w. einzulegen,
beschäftigte und darin rühmende Anerkennung fand. Die letzten mit Jahreszahlen
bezeichneten Blätter Ghisi's sind von 1578. Ausser nach G. Romano und Buona-
rotti stach er auch nach Lucca Penni, Primaticcio , Perino del Vaga u. A.
Zu seinen schönsten Stichen zählt man: den Streit über das heil. Sakrament,
nach Raphael (1552); die Schule von Athen, nach demselben(155O); das jüngste
Gericht in 11 Blättern, nach Michelangelo; Propheten und Sibyllen, nach dem-
selben; das Urtheil des Paris (1555); den Kirchhof (1554), und Herkules mit der
Hydra, alle drei Blätter nach" G. B. Bertano; Apollo auf dem Parnass und den
Traum des Raphael oder die Melancholie des Michelangelo, beide nach Lucca
Penni; Venus und Adonis, und Angelica und Medor, beide nach Teodoro Ghisi;
die Vermählung der heil. Katharina, nach Correggio; die Ruhe auf der Flucht
nach Aegypten, nach Campi. GAQ:
Nebenstehende Monogramme findet man auf seinen Blättern.
Ghisi, Giovanni Battista Mantovano, auch Bertano genannt, Baumeister, Bild-
hauer, Historienmaler und Kupferstecher, das Haupt der Künstlerfamilie Ghisi,
geb. zu Mantua 1503, gest. daselbst 1575, bildete sich bei Giulio Romano und
nach Marc Anton. Er war nach des ersteren Tod der Hauptbaumeister des Herzogs
Vincenzio von Mantua, und überhaupt einer der thäitigsten und unternehmendsten
Künstler in jener Stadt. Seine Thätigkeit als Architekt scheint sich indessen mehr
auf die Oberleitung begonnener Bauten, auf Veränderungen oder neue Einrichtungen
bei bereits bestehenden beschränkt zu haben. Er schrieb auch ein Werk über den
Vitruv, das 1558 zu Mantua unter demTitel: „Gli oscuri e difficili passi dell'
Opera di Vitruvio, ed Giov. Batt. Bertano" herauskam. Nach seiner Com-
position führten Domenico Brusasorci, Fermo Guisoni und lppolito Costa
verschiedene Altargemälde für die Kirchen Mant-ua's aus. Reliefs von ihm in Thon
und Stuck, zum Theil nach G. Romano's Entwürfen, sieht man heute noch im
Palazzo del Te, im Pal. Bonacolsi, im Dom und in S. Barbara zu Mantua. Sein
ältester bekannter Kupferstich ist eine Seeschlacht mit der Aufschrift: J. B. Maut.
sculp. 1538. Meist stach er nach G. Romano; Einiges auch nach eigenen COIIIPO-
sitionen. Die kleine Anzahl der von ihm bekannten Blätter beweist, dass er die
Kupferstecherkunst nur nebenbei betrieb. Seine Stechweise erinnert an Marc Anton, 1-83],
mehr aber noch an den Meister mit dem Würfel. g
Zu seinen besten Blättern gehören: die Trojaner treiben die Griechen nach
ihren Schiffen zurück, nach G. Romano; David, der dem Goliath das Haupt ab-
schlägt, nach demselben (1540); Mars und Venus (1539)_ ä
Auf einigen seiner Blätter sieht man nebenstehende Monogramme.
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister. Bausch, Le
Peintre graveur. Di cillilue valenti incisori Mantovani del secolo XVI. e delle stumpe da 1010 Opßrßtß,
Memoria di Carlo d'Arco. Mantova, 1840. Kunstblatt, Jahrg. 1843, Nro. 92.
Ghisi, Teodoro, ein Maler und Kupferstecher aus Mantua, V0Il dem wir aber keine
weiteren Nachrichten besitzen, als dass Giorgio Ghisi einige Blätter nach Composi-
tionen von ihm gestochen, und dass er 1601 in seiner Vaterstadt im 65. Jahre gestorben-
Ghislandi, Vittore, genannt 11 Frate Paolotto, Maler, der Sohn des Domenico
Ghislandi , geb. 1655 zu Bergamo , gest. 1743, erlernte die Kunst bei Bornbelli,
bildete sich aber vornehmlich nach Tizian Zu einem vorzüglichen Bildnissmalef-
Seine Porträts überraschen durch die ausdrucksvollen Physiognomien und die Treue
der Naturnachahmungi im Fleisch, wie in den verschiedenen Stoffen.