Volltext: F - L (Bd. 2)

Ghisi, Adamo 
Ghisi , Diana. 
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lieh eingeschlagene Bahn vollständig und wurde aus einem Künstler ein  Hand- 
werker. Um sich in die Lage zu setzen, seinem Lebensgenuss fröhnen zu können, 
hielt er eine förmliche Malerboutique, voll von Gehülfen und Lehrlingen, aus der 
eine unzählige Menge von Gemälden , Alt-arbilder, Dekorationen für Festlichkeiten, 
Fahnen, Standarten u. s. w. hervorgingen. Derartige oberilächliche und rnanierirte 
Arbeiten sieht man in Florenz (z. B. eine Kreuztragung in S. Spirito) und Umgegend 
noch viele.   
Im Berliner Museum Zeigt man von ihm: Maria und Joseph verehren knieend 
das auf der Erde liegende Kind, und eine Himmelfahrt Maria; in der Eremitage zu 
St. Petersburg: eine Maria mit dem Kinde. 
Schüler von Ridolfo waren: Antonio del Ceraijuolo; Mariano da. Pescia; 
Toto del Nunziata; Carlo Portegli da Loro, vor Allen aber Michele di 
Ridolfo. 
Literatur. Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister.  Kugler, Hand- 
buch der Geschichte der Malerei. 
Ghisi , Adamo , genannt Mantovano, Zeichner und Kupferstecher, der Sohn des 
Giov. Bat. Gliisi und Bruder des Giorgio Ghisi, geb. zu Mantua, wo er um 
1566 arbeitete, bildete sich nach Giulio Romano, vorzugsweise aber nach Michel- 
angelo, dessen grossartige Compositionen ihm am meisten zusagten. In späteren 
Jahren, um 1573, weilte er zu Rom. Seine Stechweise nähert sich der seines Bruders 
Giorgio, doch ist sein Stichel weder so sicher, noch so zart. Auch in der Zeichnung 
ist er schwach. Sein bekanntestes Werk sind die Figuren und Gruppen nach Michel- 
angelo's Fresken in der sixtinischen Kapelle in 73 Blättern. Zu seinen besten 
Arbeiten zählt man: eine heil. Familie mit den h. h. Georg, Blasius, Nikolaus und 
der heil. Katharina, nach Giulio Romano; Diana; Herkules, nach der Antike, Ä 
und G. B. Bertano; den Leichnam Christi auf dem Schoosse der Maria, nach ß 
Michelangelo. Q 
Nebenstehende Monogramme findet man auf seinen Stichen. 
Ghisi, Diana, Kupferstecherin, die Tochter des Giov. Batt. Ghisi, geb. um 1530 
zu Mantua, heirathete den von Vasari wegen seiner Arbeiten in Elfenbein und 
Ebenholz gepriesenen Architekten und Bildhauer Francesco da Volterra, "und 
wurde desshalb Bürgerin von Volterra, wie sie sich auf späteren Blättern selbst 
bezeichnet: Diana Mantuana civis Volaterana. Sie folgte ihrem Manne 1575- 
nach Rom, woselbst sie um 1590 starb. Ihre letzten bekannten Kupferstiche sind 
vom Jahr 1588. Vieles stach sie nach Giulio Romano, der auf ihre Bildung über- 
haupt den wesentlichsten Einfluss gehabt zu haben scheint, in vorgerückteren Jahren 
aber mehr nach F- Zllßßaro, nach Paris-Nogari und Anderen. In ihren Werken 
finden sich grosse Verschiedenheiten. Ihre erste Arbeiten erinnern an die Manier 
ihres Bruders Giorgio Ghisi, aber ihr Stichel ist nicht so frei und die Strichlagell 
sind nur spärlich mit Punkten ausgefüllt. In einigen von ihren Stichen, wie z.B. 
in der Uebergabe der Schlüssel an Petrus, nach Raphael, folgte sie mehr der 
Methode des Marc Anton, in anderen dagegen strebte sie mehr nach malerischen! 
Effekt durch freiere Strichlagen und grössere Schattenmassen, Ihre Zeichnung ist 
fast durchaus mittelmässig, Oft, namentlich in späteren Arbeiten, sogar incorrekt. 
Ihre beiden berühmtesten Blätter sind; Psyche's Festmahl, vom Jahr 1575, eine 
modificirte Nachbildung zweier Conipositionen von G. Romano im Pal. del Te, wahr- 
scheinlich nach einer Zeichnung Voll letzterem SelbSiß. Welßhe man-gegenwärtig in 
der Villa Albani bei Rom sieht, und die Ehebrecherin im Tempel. nach demselbeix- 
Meister und von demselben Jahre. Ein Sehr üeissigeS Blatt, eine Säulenvolute a Stach 
sie zu Rom 1576 nach einer von ihrem Gatten, einem antiken Kapitell von numi- 
dischem Marmor nachgebildeten Form. Andere geschätzte Blätter von ihr sind: die 
Geburt des heil. Johannes, des Täufers; die Geburt von Apollo und Diana; der 
Leichnam des Patroklos wird aus dem Gefechte getragen; Horatius Cocles, sämmt- 
lich nach Giulio Romano.
	        
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