Ghirlandajo, Domenico de].
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Gregor XIII. so übermalt, dass man keine Spur mehr vom Style Ghirlandajds erkennt.
Während seines Aufenthalts in Rom schmückte er ein Grabmal der Frau des Francesco
Tornabuoni in der Kirche S. Maria sopra Minerva mit Fresken aus dem Leben Johan-
nes, des Täufers, und der heil. Jungfrau, welche sehr gerühmt wurden, aber leider
nicht mehr vorhanden sind. Nach seiner Vaterstadt zurückgekehrt, malte er im
Jahr 1480 für das Refectorium des Klosters von Ognisanti das Abendmahl, ein
Gemälde, in welchem sich schon das glückliche Bestreben kund gibt, den einzelnen
Köpfen eine individuelle Charakteristik zu geben, und für dieselbe Kirche im Wett-
eifer mit Sandro Botticelli, der einen heil. Augustinus darstellte, einen heil.
Hieronymus, ein Bild, das deutlich den Einfluss der Werke des van Eyck erkennen
lässt. Ein für dieselbe Kirche gemalter heil. Georg ist zu Grunde gegangen. Un-
gleich bedeutender, sowohl im Ausdruck und in der Auffassung des Lebens, als in
der Darstellung der Gestalten, in der Bewegung der Figuren, und in der Behandlung
der Fleischparthien, welchen früher noch die nöthige Wärme fehlte, erscheint der
Meister bereits in den Fresken der Kapelle Sassetti in S. Trinita zu Florenz , welche
mit der Jahrszahl 1485 bezeichnet sind und Begebenheiten aus dem Leben des heil.
Franciscus darstellen. Diese Bilder, in denen er in den Nebenpersonen, Zuschauern
u s. w. die berühmtesten Persönlichkeiten seiner Zeit porträtirte (gest. v. Carlo und
Gio. Paolo Lasinio), sind noch grösstentheils erhalten und in Hinsicht der ein-
fachen, feierlichen Anordnung des Ganzen, der Würde und Naivetät in den ein-
zelnen Gestalten, dem lebendigen und natürlichen Ausdruck, wie der Schönheit der
Farbenbehandlung eine Schule für Künstler. (Uebrigens sind nicht alle Gemälde jener
Kapelle von gleichem Werthe, und in einigen Darstellungen tritt oifenbar Schülerhülfe
sehr bedeutend hervor.) Die zu gleicher Zeit für dieselbe Kirche gemalte Altartafel
in tempera, die Geburt Christi darstellend, befindet sich jetzt in der Gallerie der
Akademie der Künste daselbst; die thronende Madonna aber mit der Jahrszahl 1485
in der Gallerie der Ufüzien, die früher dem Ghirlandajo zugeschrieben wurde, ist
jetzt erwiesenermassen von Filippino Lippi. Eine für die Brüderschaft der Inge-
suati gemalte Tafel für den Hauptaltar, mit verschiedenen Heiligen in knieenden
Stellungen, ist gegenwärtig über dem Hauptaltar der Kirche J ohannfs, des Täufers,
gewöhnlich della Calza genannt, nahe an der Porta Romana angebracht. Eine
schöne mit der Jahrszahl 1487 bezeichnete Anbetung der Könige, ein Rundbild,
sieht man in der Gallerie der Ufüzien zu Florenz. Für die Kirche des Findelhauses
(agli Innocenti) zu Florenz fertigte er 1488 eine Anbetung der Könige, einBild, das
namentlich wegen der mannigfaltigen Schönheit der Köpfe gerühmt wird.
Noch vollendeter als die bisher besprochenen Werke des Meisters sind die von
ihm von 1485-1490 im Chor von S. Maria Novella zu Florenz ausgeführten Fresken
(gest. v. Lasinio). Hier stellte er auf der einen Seite das Leben der Maria, auf
der anderen das Leben Johannis, des Täufers, in ganz überraschend schönen und
grossen Zügen dar, und brachte darauf, wie auf seinen meisten grossräumigell
Malereien, wieder Bildnisse hervorragender zeitgenössischer ilorentinischer Persön-
lichkeiten an. Auf einer dieser Darstellungen liest man seinen Familiennamen!
BIGHORDI und seinen Zunamen: GRILLANDAI. Auch begann er um 1490 für
dieselbe Kirche eine Altartafel in tempera, auf deren Vorderseite er; Madonna mit
dem Kinde auf Wolken thionend, von Heiligen umgeben, darstellte. An dieser
Arbeit half ihm sein Schüler Franc. Granacci, während die Rückseite mit einer
Auferstehung Christi von des Künstlers Brüdern, Benedetto und Davide Ghir-
1aI1daj0, um 1495 vollendet wurde. Das Mittelbild der Vorderseite dieser Tafel
kam in den Besitz des Königs von Bayern, das Mittelbild der Rückseite nebst zwei
Seitenbildern mit dem heil. Vincentius Ferrarius und dem heil. Antonius in den des
Königs von Preussen (im Museum zu Berlin aufgestellt). Eine im Jahr 149i für die
Kirche von Cestello (jetzt Santa Maria Maddalena dei Pazzi) zu Florenz gemane
Altartafel mit der Heimsuchung Mariä (jetzt im Louvre zu Paris) gehört Wegen der
Lebendigkeit des Ausdrucks, der Zartheit und Feinheit der Köpfe, der Frische und
Heiterkeit des Ganzen zu den treiflichsten Arbeiten des Meisters. Wenn dieses Bild,