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Ghiberti , Lorenzo.
fassung derselben zahlreiche Figuren und Köpfe, sowie höchst anmuthsvolle Orna-
mente. Ringsumher, als Verzierung des die Bilder umschliessenden Rahmens, wie
den Querleisten, sieht man nämlich 24 überhöhte Nischen, in deren jeder eine fast
ganz Tundgearbeitete Gestalt angebracht ist; ferner schauen in den Ecken in "kreis-
förmigen Vertiefungen 24 Köpfe von Frauen und Männern hervor, unter denen man
in der Mitte der Thüre , wo der Meister seinen Namen eingegraben hat , das Porträt
seines Stiefvaters Bartoluccio und "sein eigenes erkennt.
Zur Zeit als Ghiberti _sich mit diesen Thüren beschäftigte, war er aber auch noch
anderweitig in seiner Kunst thätig. So liess er für die Kirche S. Croce zu Florenz
ein Grabmal für, Lodovico degli Obizzi und Bart. Valori unter seiner Leitung aus-
arbeiten; fertigte fir die Kirche des Klosters degli Angeli ebendaselbst 1428 den
Sarkophag der h. h. Protus, Hyacinthus und Nemesius (nun im Kabinet der modernen
Broncen in der grossherzoglichen Gallerie); vollendete er den schönen, 1439 be-
gonnenen Sarkophag des heil. Zenobius, im Dome zu Florenz, mit Reliefs, die
Wunder dieses Heiligen darstellend. Ausserdem führte er, wie sein Biograph Vasari
sagt, für unzählige Personen verschiedene Werke sowohl in Bronce als in Gold und
Silber aus, von denen derselbe namentlich aufführt: die Verzierung um einen antiken
Carneol mit schöner vertiefter Arbeit für Giovanni de' Medici; einen Knopf für den
Chormantel des Papstes Martin, von Gold mit ganz erhabenen Figuren; eine Mitra
mit Laubwerk von durchbrochener Goldarbeit, mit vielen schönen ganz erhabenen
Figuren, für denselben Papst; eine Mitra für Papst Eugen, der 1439 nach Florenz
kam und des Künstlers Werke bewunderte, mit reichen Verzierungen und Reliefs-
darstellungen, unter denen besonders ein thronenderHeiland, von Engeln umgeben,
Maria, in gleicher Umgebung, die vier Evangelisten und noch viele Engelsgestalten
gerühmt wurden. Während der Ausführung der ihm übertragenen Verzierungen
der Einfassung und des Gesimses zu der ersten, von Andrea Pisano gearbeiteten
Thiire des Doms starb der Meister.
Ausser den genannten Werken schreibt die Sage dem Ghiberti das broncene
Postament eines broncenen Jiinglings, gewöhnlich Idolo genannt (im Kabinet der
antiken Broncen der mediceischen Gallerie zu Florenz), und das Bronzethürchen mit
dem herrlich gedachten Reliefbild des thronenden Christus an dem marmornen Sakra-
mentsschrank im Chor von S. Maria nuova in Florenz zu.
Ghiberti machte auch zufolge eines ihm 1436 ertheilten Auftrags die Zeich-
nungen zu den Glasgemälden der Fenster der Kuppel von S. Maria del Fiore, mit
Ausnahme einer einzigen von Donatello componirten; sie wurden aber nicht von
ihm, wie Vasari irrig bemerkt, sondern von Francesco di Domenicc Livi auf
Glas ausgeführt. Auch zu einem Fenster in der Hauptkapelle der Dechanei von
Arezzo entwarf er für den Kaufmann Lazzaro di Giovanni di Feo di Baccio die Zeich-
nung. Sie stellte eine Krönung der Mutter Gottes dar. Dass Ghiberti auch die
Baukunst verstanden , geht daraus hervor, dass er im Jahr 1420 dem BrunßUßSChi
als Mitarbeiter beim Bau der Kuppel von S. Maria del Fiore zu Florenz beigegeben
wurde. Jener aber, eifersüchtig auf die Idee, die ihn bei jenem Kuppelbau leitete,
wollte die Ehre der Erfindung und Ausführung desselben nicht mit dem damals
zwar als Erzgiesser in sehr grossem Ansehen stehenden, ihm aber als Baumeister
nicht ebenbürtigen Ghiberti theilen; er suchte daher und fand auch schon nach
wenigen Jahren Mittel und Wege, Ghiberti von der Theilnahme am Bau zu ent-
fernen. vDie Sage schreibt ferner dem Ghiberti den Plan von S. Lorenzo zu Florenz
zu, aber ohne nähere Begründung.
Endlich schrieb auch Ghiberti ein Werk über die Kunst, das sich in einer
Abschrift aus der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts noch jetzt auf der Biblioteca
Magliabecchiana zu Florenz befindet. Dasselbe besteht in einer Reihe ziemlich un-
verständlicher Betrachtungen über das dem Künstler Wissenswerthe, worauf ein
Abriss über die Geschichte der Kunst folgt, in welchem die alte Kunst etwa zwölf,
die mittelalterliche leider nur neun Seiten einnimmt. 48 Blätter sind sodann einer
langen Abhandlung über das Licht, das Auge, das Sehen u. s. w. gewidmet, an der