Geyser, Christian Gottlieb, der ältere.
Gherardi , Cristofano.
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Ganze innerhalb der Grenzen des Anstandes und der Schönheit gehalten. Seine
Gestalten sind gedankenvoll aufgefasst, tüchtig charakterisirt, meist auch fein indi-
vidualisirt, gelungen im Ausdruck und gut angeordnet. Auch in der malerischen
Durchführung sind seine Gemälde fast durchaus gelungen zu nennen. Wir führen
von ihnen namentlich an: die Barbierstube; die Friseurstube; Concilium medicum
im Vorgemache eines Sterbenden (in der neuen Pinakothek zu München); das Ende
eines Maskcnballs; der Magistrat eines Städtchens empfängt vor dem Rathhause den
Fürsten; die Hazardspieler; die Concertprobe; Wallensteins Lager. Von seinen
historischen Bildern kennen wir: eine Anbetung der Hirten und den Propheten Elias
in der Wüste.
Geyser, Christian Gottlieb, der ältere, Kupferstecher, geb.1742 zu Görlitz,
gest. 1803 zu Leipzig, bildete sich unter Oeser zu einem sehr geschickten Künstler
in seinem Fach aus. Zu seinen besten Blättern zählt man: die Kinder des Kaspar
Netscher, nach Netscher; einen Mondschein, und einen Sonnenaufgang, nach
Pynacker, und verschiedene Vignetten zu Büchern.
Geyser, Christian Gottlieb, der jüngere, Kupferstecher, der älteste Sohn des
Vorigen, geb. 1772 zu Leipzig, lieferte ebenfalls geschätzte Blätter, erreichte aber
in der Kunst seinen Vater nicht.
Gfall, Johann, Maler, geb. 1725 zu Gauns in Tyrol, bildete sich auf der königl.
Akademie zu Wien, deren Mitglied er 1757 wurde, dann unter Ant. Galli da
Bibiena und Servandoni. Er malte historische Bilder für Kirchen und Privaten
in Oel und al fresco; besonders aber verstand er sich auf die Architektur- und
Dekorationsmalerei, wie diese damals an den Fagaden, an Decken und Wänden der
Häiuser geübt wurde, und wie wir sie heute noch an wenigen aus jener Zeit erhal-
tenen Bauten sehen.
Ghandini, Alessandro, ein Formschneider, der für den Verlag von Andr. An-
dreani zu Rom arbeitete und dessen Holzschnitte zum Theil vorzüglich sind. Er
bediente sich zur Bezeichnung seiner Blätter der Buchstaben AG. Man ündet die
letzteren auf einem sehr schönen Helldunkel mit zwei Platten, die heil. Katharina, zu
ihren Füssen das Rad, am Fusse eines Felsens sitzend und den heil. Geist anbetend.
Ghendt, Emanuel de, Kupferstecher, geb. 1738 zu St. Nicolars in Flandern, gest.
1815 zu Paris. Zu seinen besten Arbeiten zählt man: die Stiche in des Abbe's
Saint-Non Reisewerk über Italien; einige Blätter in der Bibel von Maisonneuve und
in der „Histoire de Psyche"; andere in der grossen Ausgabe von Voltaire und
Rousseau; 8 Blätter in Feneloifs Telemach. In der Pariser Bibliothek zeigt man
eine vollständige Sammlung seiner Werke.
Gherardi, Allt0hi0, Maler, geb. 1664 zu Rieti, gest. 1702 zu Rom, war ein
Schüler von F. Mola und bildete sich nach dessen Tod bei P. da Cortona weiter
aus. Er malte in Rom für verschiedene Kirchen in einer sehr gefälligen, zierlichen
Weise. Die von ihm bekannten 6 radirten Blätter, die Marter der heil. Martina dar-
stellend, beweisen, dass er sowohl in der Composition als in der Zeichnung sehr
geschickt war, Letztere sind überdiess mit vielem Geschmack und grosser Genauig-
keit radirt.
Gherardi, Crisiiüfalloi genannt 11006110, Maler, geb. 1500 zu Borgo San Sepolcro,
gest. daselbst 1556 , erlernte die Kunst bei Rafaello dal Colle, kam aber SPäter
nach Florenz , wo er zu Giorgio Vasari in ein enges freundschaftliches Verhältniss
trat, das bis zu seinem Tode dauerte. Der erstere bediente sich deS 13006110 als
Gehülfen bei fast allen seinen Arbeiten, ja Gherardi wurde Vasari beinahe ganz
unentbehrlich. Nach des Letzteren Entwürfen malte er gemeinschaftlich mit Bat-
tista aus Citta di Castollo im Pal. Vitelli, genannt della Macchia, zu Citta di Castello
die Bilder und Verzierungen einiger Zimmer; dann half er Vasari bei den hlalereien
eines Thors zu Florenz, das für den Einzug Kaiser Karls V. (1536) festlich ge-
schmückt werden sollte, sowie bei den Vorbereitungen zur Vermählung Herzog
Alexanders im.Palast des Ottaviano von Medici zu Florenz. Hierauf ging er nach
der Villa von S. Justino, eine Meile von Borgo , im Kirchenstaat, wo er für den Abt