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Gärard
Gerhard , Hubert.
ruhiger und frei von dessen Uebertreibungen, reiner in der Zeichnung, wahrer und
feiner im Colorit. Auch eigenthümlicher in der Eriindung in seinen Gemälden, als
jener, spricht oft ein edles, höchst gebildetes Gefühl elegischer Art aus seinen
historischen Compositionen. Hin und wieder blickt wohl auch in seinen Arbeiten ein
allzuherbes Studium der Antike durch, er weiss es jedoch besser in den Hintergrund
zu drängen, als David, Die gelungensten seiner Bildnisse gehören zu den besten
Erzeugnissen dieses Fachs in seiner Zeit.
Ausser den bereits erwähnten Bildern von ihm sieht man noch im Louvre zu
Paris: eine kleinere Wiederholung seines Einzugs Heinrichs IV. zu Paris (gest. von
Toschi); den Sieg und den Ruhm, die Geschichte und Poesie , allegorische Figuren,
welche das Gemälde der Schlacht von Austerlitz umgaben; ferner die Bildnisse des
Malers Isabey und seiner Tochter, und des Bildhauers Canova. Die Dresdner Gallerie
besitzt von ihm das Porträt Napoleons als Kaiser im Krönungsornat.
Gerard, ein französischer Bildhauer, geb. 1759 , gest. 1843 zu Paris, war vielfach
für die königl. Paläste beschäftigt, woselbst man noch viele Arbeiten von ihm an-
trilft. Die letzten bestanden in einigen Reliefs für den Arc de 1'Etoile izu Paris.
Gerard, Edouard, ein Genremaler zu Paris, der sich unter Couture bildete. Auf
der grossen Kunstausstellung zu Paris im Jahr 1855 sah man von ihm ein hübsches
Bild: die Heimkehr von der Jagd.
Gerardin , Jean, ein französischer Kupferstecher, von dem wir aber bei Bartsch
nur zwei mit dem Stichel ausgeführte Blätter: Masinissa, nach P. da Cortona, und
die heil. Jungfrau mit dem Kinde, nach Guido, angeführt finden.
Gerardini auch Gilardino geschrieben, nach Anderen Gira1dini-, Melchiorre,
Maler und Kupferätzer, geb. zu Mailand, gest. 1675, bildete sich bei J. B. Crespi,
und vollendete nach dessen Tod die von diesem unbeendigt hinterlassenen Werke. Er
malte aber auch selbstständig verschiedene Bilder in einer gefälligen harmonischen
Manier. Seine Radirungen beschreibt Bartsch in seinem „Peintre graveur". Sie
bestehen in Blättern mit verschiedenen Gegenständen im Geschmack Callots radirt,
und in einem Bildniss des liIalers Crespi, letzteres geätzt und mit dem Stichel vollendet.
Gerards, Marc, siehe Geerards.
Gerbier, Balthazar, ein ausgezeichneter Miniaturmaler, geb. 1592 zu Antwerpen,
gest. 1670 (nach Anderen 1667) zu London, bildete sich in Italien, kam aber schon
jung, im Jahr 1618, durch den Herzog von Buckingham, der seine vielseitigen Talente
kennen und schätzen gelernt hatte, nach London. Er wurde bald der erklärte Günst-
ling Karl I., von diesem 1628 zum Ritter geschlagen, zum Generalintendanten der
königl. Gebäude ernannt, und sowohl mit Aufträgen auf Bildnisse, die er sehr ähn-
lich darstellte und Heissig ausführte, überhäuft, als auch zu allerlei Staatsgeschäften
verwendet. Obgleich 1641 naturalisirt, ging er doch nach dem Tod des unglück-
lichen Königs nach Frankreich, hielt sich dann längere Zeit in Holland auf, von wo
er sich nach Surinam einschiffte. Im Jahr 1660 kehrte er über Rotterdam nach
England zurück, wo er auch unter Jakob II. bis zu seinem Tod vielfach Beschäf-
tigung fand.
Im Kensingtonpalast bei London befindet sich ein Familienbild, das ihn mit
seiner Frau und seinen neun Kindern darstellt, im Auftrag Karl I. prachtvoll gemalt
von Rubens.
Literatur. Immerzeel. De Levens en Werken der Holl. enVlaamKunstschilders u. s. w. Amsterdam, 1842.-
Fiorillo, Geschichte der zeichnendeu Künste in Grossbritannien.
Gerbo, 1401115 , Professor an der Zeichenakademie zu Brügge, geb. daselbst 1761,
gest. 1818. Man nennt von ihm, ausser verschiedenen Arbeiten in Paris und im
Schloss S. Andre, ein Altarbild, die heil. Familie darstellend, in der St. Jakobs-
kirche zu Gent.
Gerhard, Hubert, ein niederländischer Bildhauer, der Voll 1580-1609 in Diensten
des Herzogs Wilhelm V. und Kurfürsten Maximilian I. von Bayern zu München thätig
War. Von ihm rühren unter Anderem die erzene Bildsäule des Erzengels Michael
(nach einer Zeichnung von P. Candid) zwischen den Portalen der Hofkirche zum