Görard , Frangois.
183i
Gerard, Francois, berühmter Historien- und Bildnissmaler, geb. zu Rom 1770,
gest. 1837 , zeigte schon in frühester Jugend viele Neigung und grosse Anlage für
die Zeichnenkunst, in deren Anfängen er in einer Pension zu Paris , wohin e; 1'782
mit seinem Vater, einem Franzosen , gekommen war , den ersten Unterricht erhielt.
Später trat er in das Atelier des Bildhauers Pajou, verliess dasselbe aber, da. er.
mehr Lust zur Malerei als zur Plastik zeigte, nach zwei Jahren wieder, um sich
zu Brenet, einem Maler der Akademie, in die Lehre zu begeben. Hier blieb er,
bis es ihm 1'186 gelang, in die Schule David's aufgenommen zu werden, dessen
tüchtigster Schüler er in der Folge wurde. Im Jahr 1789 concurrirte er mit seinem
Bilde: Joseph wird von seinen Brüdern erkannt, um den Preis nach Rom, konnte
aber nur das Accessit erhalten; für seinen 17 93 ausgestellten Daniel, der die keusohe
Susanne vertheidigt, erhielt er, obgleich das Gemälde grosse Anerkennung fand,
keinen Preis. Endlich stellte er im Jahr 1'795 seinen Belisar (gest. von Desnoyers)
aus , ein Bild, das ungeheures Aufsehen erregte , und sogleich von dem holländischen
Gesandten Meyer angekauft wurde, aus dessen Händen es später in die Leuchten-
berg'sehe Gallerie kam. Trotz dem bedeutenden Erfolge, den Gerard mit diesem
Bilde , wie mit seiner 1798 ausgestellten Psyche , welche von Amor den ersten Kuss
empfängt, im Louvre zu Paris (gest-. v. Godefroi), erntete, hielt es dennoch schwer;
für seine Bilder Käufer zu finden, und so war das Honorar, das er für seine Zeich-
nungen zu neuen , von den Gebrüdern Didot zu Paris publicirten Ausgaben des Virgil
und Racine erhielt, lange Zeit fast seine einzige Erwerbsquelle. Erst um 1800
gründete er seinen Ruf als Porträt-maler und von jetzt an wollten alle Berühmtheiten,
seiner Zeit von ihm gemalt sein. Napoleon liess sämmtliche- offiziellen Bildnisse seiner
Person durch Gerard fertigen, bestellte ihm auch 1806 eine Darstellung der Schlacht
von Austerlitz, die aber erst 1810 fertig wurde (gegenwärtig im historischen Museum
zu Versailles). Einen Ossian malte er gleichfalls für ihn. Im Salon von 1808 stellte
er dann seine: „drei Alter des menschlichen Lebens" aus (gest. von Morghen), ein
im ernsten Style, in der YVeise des N. Poussin gehaltenes Gemälde. Unter der
Restauration durch den Fürsten Talleyrand Ludwig XVIII. vorgestellt, liess sich
der letztere von ihm malen, worauf alle Fremden von Auszeichnung, welche die
Ereignisse nach Paris geführt hatten, von ihm porträtirt zu sein wünschten. Sein
Bild: der Einzug Heinrich IV. zu Paris im Jahr1594 (gegenwärtig in der Gallerie
zu Versailles), welches er 1817 ausstellte, und das ungewöhnliches Aufsehen er-
regte , weil Gerard dieser Staatsaktion durch glückliche Anordnung, eine sichere Be-
herrschung der Massen, sowie durch eine gehörige Individualisirung der Einzeln-
heiten ein lebhafteres und dauerndes Interesse zu verleihen wusste, als solche Bilder
in der Regel 2-11 erregen wissen, trug ihm den Titel eines ersten Malers des Königs
ein, und zwei Jahre darauf wurde er in den Adelstand erhoben. Im Jahre 1819 malte
er für den Prinzen August von Preussen: Corrina auf dem Kap Misenä. Seine im
Jahr 1825 gemalte Daphnis und Chloe , im Louvre zu Paris (gest. von Richomme),
kaufte Karl X., der auch eine Darstellung seiner Krönung bei ihm bestellte, die
Gerard aber erst im Jahr 1829 vollendete. Von 1832-1836 war er für den König
Ludwig Philipp mit verschiedenen Arbeiten für das Pantheon beschäftigt. E? malte
dort in den Pendentifs über den Pfeilern der Kuppel vier grosse allegorische Compo-
sitionen: den Ruhm, das Vaterland , die Gerechtigkeit und den Tod, Bilder, die zum
Genialsten gehören, was Gerard geschaffen hat. Eine seiner letzten Arbeiten war
die Pest in Marseille.
Eine eigentliche Schule hat Gerard nicht gebildet. Steuben und Paulin
Guerin halfen ihm hie und da bei Seinen grossen Gemälden, Fräulein Godefroid
bei seinen Bildnissen. In 42 Jahren hat er, ausser einer beträchtlichen Anzahl ver-
schiedener Compositionen, 28 historische Bilder, 87 Porträts in ganzer Grösse und
ungefähr 200 Brustbilder gemalt. Seine Erwählung in daS Institut erfolgte ein-
stimmig. Ritter der Ehrenlegion , war er schon bei der Gründung des Ordens
geworden.
Gerard folgte im Allgemeinen der Richtung seines Lehrers David , er ist aber