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Gaugain
Gaultier , Leonhard.
Gaugain, Thomas, ein Kupferstecber, der sich besonders in punktirter Manier
auszeichnete, geb. zu Abbeville 1748, gest. in London zu Anfang dieses Jahrhunderts,
war ein Schüler von Houtson. Unter die besten seiner Blätter von meist grossem
Format rechnete man: die Bildnisse der zwölf vom Schilfbruche geretteten Offiziere
in einer Barke, nach Northcote; den Tod des Prinzen Leopold von Braunschweig,
nach demselben; the Snow Man (1802), und the joung Pedlar, nach J. Barney;
Maria, nach Müller; Maria Stuart vernimmt von Buckhorst und Beall das Todes-
urtheil, nach Stothard (1788).
Gaulli, GiOV. 331315153, genannt il Baciccio, ein Maler aus Genua, geb. 1639,
gest. 1709, erlernte die Anfangsgründe der Kunst bei Lucian Borzone, kam aber
jung schon nach Rom, wo er sich unter Berninfs Einduss einen eigenen Styl bildete,
der auf grossräumige Malereien gerichtet war, auf welche ihn sein rascher Geist,
seine unerschöpfliche Erfindungsgabe, sowie seine binnen kurzer Zeit erworbene be-
wundernswürdige Fertigkeit anwiesen, und zu deren Ausführung ihm auch Bernini's
Einfluss hinreichend Gelegenheit bot. Seine Werke haben aber, gleich denen des
L. Giordano, keine ausgesuchten Formen und die Figuren sind leere Scheingestalten;
denn die Ungeduld seines Geistes nöthigte ihn, mit diegendem Pinsel die Ergüsse seiner
Phantasie zu üxiren. Daher nahm er es auch mit der Ausführung nicht so genau,
und begnügte sich mit einer Wirkung im Allgemeinen. Es war bei ihm überhaupt
weniger darauf abgesehen, den höheren Sinn zu befriedigen, als das Auge zu ver-
gnügen. Da. er demnach allem Strengen und Ernsten in der Kunst auswich, sind
seine Bilder auch nicht minder flüchtig gedacht als dargestellt, es fehlt also fast allen
der ächte wahre Inhalt. Sein Colorit ist nicht so frisch und abwechselnd, wie das des
L. Giordano, dafür sind jedoch seine Formen doch etwas besser. Er malte kräftig
und saftig, am besten al fresco, in gelblichem Ton und gefälliger Harmonie des
Ganzen. Noch mehr Beifall gewinnt ihm die in allen Theilen herrschende Lebhaftig-
keit und Bewegung; Kinderiiguren gelangen ihm am besten.
Eine seiner ersten Arbeiten in Rom war eine Darstellung der vier Haupttugenden
in den Ecken der Kuppel der Kirche S. Agnese an der Piazza Navona. Diese Bilder
gelielen so, dass er von nun an mit Aufträgen überhäuft wurde. Unter seine grössten
in Rom verfertigten Werke gehören die Malereien an der Decke der Kirche del Gesix,
eine Arbeit, die den Ruf seiner Geschicklichkeit immer weiter verbreitete. Andere
Bilder von ihm sieht man in der Kirche der heil Magdalena, in S Maria in Campi-
telli, in der Kirche der heil. Apostel, wo er an der grossen Decke die glorreiche Ver-
breitung des Franziskanerordens schilderte.
Gaulli war, bei allem Ruhm, den er bei Lebzeiten genoss, ein bescheidener Mann.
Die Mönche von S. Andrea della Valle ersuchten ihn, das Gewölbe dieser Kirche zu
malen; er lehnte aber die Bitte ab, weil er glaubte, mit den daselbst befindlichen
Bildern von Donlinichino und Lanfranco sich nicht messen zu können. Ebenso
weigerte er sich, den Christusorden anzunehmen, den ihm Papst Clemens XI. über-
reichen lassen wollte, wie er von dem Adelsbrief keinen Gebrauch machte, den ihm
König Johann von Portugal für ein grosses Gemälde nebst einer sehr ansehnlichen
Belohnung übersandte.
Literatur. Mus eo Fiorentine, woselbst auch sein Porträt im Stich.
Gault de Saint Germain, Pierre Maria, Maler, geb. zu Paris 1754, gest. 1822,
erlernte die Kunst bei Dumoreau und hinterliess eine grosse Anzahl von Werken:
Historien, Genrebilder, Porträts, durch die er sich die Achtung seiner Zeitgenossen
erworben. Er gab auch mehrere Schriften über die Kunst 11811118-
Gaultier, oder Galter, I-eßnhard, Zeichner und Kupferstecher, geb. zu Mainz um
1552, gest. zu Paris 1641, arbeitete in der Manier des Wierx und Crispin de Pas.
Seine besten Blätter sind: das jüngste Gericht, nach Michelangelo; die Krönung
der Königin Maria. von Medici (1610); die Prccession der Liguisten; acht Cyklupen
bei einem grossen Ambos arbeitend, nach Cousin (1581); Philippus Gamachus;
Cyriakus Stroza; ein getlügelter Mönch mit Schild und grosser Feder als Lanze, mit
welcher er einen Türken und Juden niederschlägt (1611).
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