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Galle, Cornelius, der ältere
Galle , Philipp.
aufrecht zu erhalten; denn Während allen Schwankungen in der Kunst seines Vater-
landes ist er! sich nicht nur gleich geblieben, sondern hat stets neue Seiten seines
Talentes entfaltet. "Die Familie des Gefangenen", welche er 1855 zur Ausstellung
brachte, ist eben so geistvoll in der Composition als vollkommen in der Zeichnung,
fein, natürlich, wahr, voll tiefer Empfindung der schönen Natur. Auch seine Bild-
nisse, wie z. B. das des Architekten Clysenaer, zeichnen sich durch Kraft der
Färbung und Klarheit des Tons , lebendige Bestimmtheit und Schärfe des Ausdrucks
aus, wenn schon nicht zu verkennen ist, dass man bei denselben oft über der er-
staunlichen Meisterschaft des Machwerks die dargestellte Persönlichkeit ganz ver-
gisst. Unter seine neuesten Schöpfungen gehört: die Wittwe mit ihren Kindern am
Meeresstrande und Murillo findet das Motiv zu seiner Madonna.
Ausserdem triift man in der neuen Pinakothek zu München: einen Mönch, in
einem Klostergange Arme speisend, und im Städefschen Institut zu Frankfurt: die
oben erwähnte, für den König von Holland gemalte Wiederholung der Thronent-
sagung KarPs V. im Kleinen.
Im Jahr 1851 wurde Gallait vom König der Belgier durch das Offizierskreuz des
Leopoldordens und 1852 vom Könige von Preussen durch Verleihung des Ordens pour
le merite für Wissenschaften und Künste ausgezeichnet. Ausserdem ist er Mitglied
der Akademien von München, Berlin, Brüssel und Paris.
Gallait steht in der besten Kraft der Mannesjahre und sein ganzes Wesen trägt
den Ausdruck abgeschlossener Energie und strenger Beharrlichkeit, Eigenschaften,
welche, zusammengehalten mit der Thatsache , dass jede seiner neueren Hervor-
bringungen in irgend einer Weise die frühere an künstlerischer Kraft überragte , bei
seiner aussergewöhnlichen Begabung Bürge sind, dass wir dereinst noch bedeutende
Schöpfungen des Meisters zu erwarten haben werden.
Galle, Oornelius, der ältere, Zeichner und einer der besten Kupferstecher seiner
Zeit, geb. zu Antwerpen 1570, gest. um 1641 , der zweite Sohn von Philipp
Galle , war der Schüler seines Vaters , besuchte aber später auch Rom, wo er sich
namentlich den Geschmack in der Ausführung und die Richtigkeit in der Zeichnung,
welche man in seinen Blättern wahrnimmt, aneignete und woselbst er auch seine
schönsten Arbeiten zu Stande brachte. Unter diese gehören: Judith enthauptet den
Holofernes; Maria wird von Elisabeth besucht; die Himmelfahrt Christi; die vier
Kirchenvater; die heil. Jungfrau in reich verzierter Nische, sämmtlich nach Rubens;
die Kreuztragung und das Bildniss des Malers Artus Wolfart, nach van Dyck; Maria
gibt _dem Kinde Brei, nach Vanni; die Rückkehr der heil. Familie aus Aegypten,
nach Paggi; den heil. Franz von Assisi, das aus Mariens Händen empfangene Jesus-
kind anbetend, nach Vanni.
Galle, Corneliirs, der jüngere, Zeichner und Kupferstecher, geb. 1600 zu
Antwerpen, war der Sohn des Vorigen und wurde von diesem in seiner Kunst unter-
richtet. Er erreichte indessen seinen Vater in der Geschicklichkeit nicht und nament-
lich tritt in seinen historischen Blättern der Mangel einer durchaus richtigen Zeich-
nung störend an den Tag; dagegen sind einige seiner Bildnisse nicht ohne Verdienst,
Seine besten Blätter sind: Venus saugt die Liebesgötter, nach Rubens; Hioh,
nach Diepenbeck; die Bildnisse des Erzherzogs Leopold Wilhelm von Oesterreich;
des Octavius Piccolomini und des Otto Goericke, nach A. van Hulle (1649).
Nebenstehendes Monogramm findet man auf einigen seiner Arbeiten. G
GalletPhilipp, Zeichner und Kupferstecher, geb. zu Hßairlem 1537, gest. zu 1x5.
Antwerpen 1612, erlernte die Kunst bei C oornhert, trieb über Später einen ein- Fb
träglichen Kupferstichhandel. Er zeichnete richtig und führte den Grabstichel mit wir
grosser Leichtigkeit; seinen Stichen fehlt aber wegen der Zerstreuung der Lichter
Wirkung und Harmonie. Sein Sohn Cornelius, der ältere, übertraf ihn bei Weitem.
Zu seinen besten Blättern, auf denen man nebige Monogramme findet, zählt man:
die Erzstatue des Herzogs Alba; ein allegorisches Blatt, _in der Mitte der Tempel
der Gottseligkeit, nach F. Floris (1561); den kolossalen Kopf eines Narren; F E