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Fyt.
deren Klarheit, Tiefe und Schmelz, nicht deren zauberhafte Harmonie in der Zu-
sammenstellung. In die Pinakothek zu München ging aus der Boisseredschen Samm-
lung ebenfalls ein Bild dieses Meisters, dort dem Johann Walter van Assen
zugeschrieben, über: ein kleiner Hausaltar mit Flügeln, in der Mitte die Kreuz-
abnahme, zu beiden Seiten den Stifter und die Stifterin, jenen mit dem Karthäuser-
abt Hugo, diese mit der heil. Katharina. Im Berliner Museum schreibt man ihm
eine Altartafel mit Flügeln, auf jener die heil. Anna mit Maria und dem Kinde, auf
diesen die h. h. Barbara und Katharina (auf den inneren Seiten), und Mariä Ver-
kündigung (auf den Aussenseiten) darstellend, zu.
Literatur. Passavant, im Kimstblatt, Jahrgang 1841. Nro. 101.
Fyt , Johannes, einer der ausgezeichnetsten niederländischen Thiermaler, geb. zu
Antwerpen 1625 , gest. 1700 , dessen näheren Lebensverhältnisse gänzlich unbekannt
sind. Er stellte Thiere aller Arten mit ausserordentlicher Meisterschaft im Geschmack
Snyders dar, übertraf diesen aber sogar an Wärme, Klarheit und Kraft der Farbe,
sowie in dem breiten fetten Vortrag und tiefem gesättigtem Ton. Unablässig die
Natur studirend, verstand er sie auch mit der grössten Genauigkeit nachzubilden.
Man bewundert in allen seinen Gemälden die ihm durchaus eigenthümliche Verbin-
dung von Leichtigkeit mit erstaunlicher Kühnheit. Rubens und Jordaens be-
dienten sich öfters seiner Beihilfe. Welchen Gegenstand er auch wählte, in welchem
Styl er darzustellen trachtete, er zeichnete und vollendete Alles mit Meisterschaft.
Diejenigen Gegenstände, welche er am liebsten darstellte, waren: Wildschweine,
Hasen, Hunde, Vögel, namentlich aber Rebhiihner, welche er unübertrefflich wieder
zu geben wusste, Früchte und Blumen. Man kann Federn, Wolle, Haare nicht
täuschender darstellen. Blumen malte er mit bewundernswerther Frische und Wahr-
heit; auch verschmähte er nicht, die Marmor- und Porphyrvasen, in denen sie ent-
halten sind, mit grösster Genauigkeit auf's Täuschendste nachzuahmen.
Fyt radirte auch in Kupfer. Man kennt von ihm 16 Blätter in zwei Folgen,
deren jede aus acht Stücken besteht, und unter denen diejenigen, welche Hunde
darstellen, unter die kleine Zahl der Meisterwerke von Radirungen gehören , welche
uns die Maler hinterlassen haben. Sie verbinden mit den ausgezeichneten Eigen-
schaften, welche man an seinen Gemälden bewundert, das heisst mit der frappan-
testen Naturwahrheit, alle Vorzüge einer malerischen Radirung. Mit einer eben so
raschen, und eben so leichten als geistreich geführten Nadel vollendet, sind sie am
besten geeignet, uns das eigenthümliche und eminente Genie ihres Urhebers erkennen
zu lassen.
Es sind acht Blätter Hunde (1642) und acht Blätter verschiedene Thiere (1666).
Bilder von Fyt's Hand findet man in fast allen grösseren öffentlichen und Privat-
gallerien, denn er war äusserst fruchtbar. Die schönsten sind wohl: in der Au gs-
burger Gallerie, im Berliner Museum, in der Gallerie zu Dresden, in der Pina-
kothek zu München, im Louvre zu Paris, in der Gallerie zu Pommersfelden,
in der Gallerie des Belvedere zu Wien.