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Führich.
lockende Frische und in der Ausführung erkennt man überhaupt einen durchaus tüch-
tigen und gediegenen Techniker.
Führich , Joseph , Historienmaler, einer der Hauptvertreter der streng kirchlichen
Malerei der Gegenwart, geb. 1800 zu Kratzau in Böhmen, bildete sich unter
Bergler in Prag, kam dann später nach Rom, wo er unter Anderem in der Villa
Massimi neben Overbeck drei Bilder aus Tasso's befreitem Jerusalem ausführte,
Nach seiner Rückkehr in's Vaterland wurde er zu Wien an der k. k. Akademie als
Professor angestellt. Früher wandte er seine künstlerische Thätigkeit fast aus-
schliesslich dem Romantischen zu, wie jene Bilder nach Tasso; die Zeichnungen zu
W. Waiblingers Mährchen von der blauen Grotte; die 15 Zeichnungen zu Tieck's
Genoveva, von denen er auch einige in Oel ausführte; ferner zu dessen Pliantasus
und seinem Elfenmährchen; sein Erlkönig, nach Göthe; die Umrisse zu Göthe's:
Hermann und Dorothea; zu Bürgers wildem Jäger u. s. w. beweisen. Später widmete
er sich jedoch ausschliesslich der strengen kirchlichen Malerei in der von Overbeck
eingeschlagenen Richtung. Unter seine Hauptwerke in dieser Beziehung gehören:
Jesus auf dem Gange zum Garten, Johannes an der Hand führend und von Petrus
und Jakobus gefolgt (1827); Josua mit seinem Heere dankend zum Himmel auf-
blickend, während die Mauern Jericho's zusammenstürzen; die trauernden Juden
(lith. v. Hanfstängl); die heil. Adelheid und der heil. Franz von Assisi vor der
Mutter Gottes; die Menschwerdung Christi (lith. v. Chr. Becker); Boas und Ruth
(lith. v. Leybold); die heil. Gudula (lith. von M. Stoll); der Gang nach dem Oel-
berge (lith. v. Leybold); die heil. Filomena (lith. von Leybold); Maria und Joseph
auf der Reise nach Bethlehem, Unterkommen suchend; der Triumph Christi in Oel
auf Goldgrund gemalt (in der Sammlung des Grafen Raczynski in Berlin); Christus
während des Sturmes schlafend im Schiffe (lith. von Ed. Schaller); Gott Vaterxauf
Wolken sitzend und von Engeln umgeben, schreibt dem Moses mit dem Finger die
Gebote auf die steinernen Tafeln; die Erscheinung kämpfender Reiter in den Wolken
erschreckt die Einwohner von Jerusalem kurz vor der Einnahme der Stadt durch
Antiochus Epiphanes (beide letztere Gemälde in der Gemäldegallerie im Belvedere
zu Wien); die heil. Anna (1844); die Jünger auf dem Wege nach Emmaus; der
heil. Kreuzweg in 14 Stationen (Fresken in der Kirche des heil. Nepomuk zu Wien);
die vierzehn Stationen des Kreuzwegs auf dem Laurenzberge zu Prag (gest. v. Zelisk o
und Skala); der Traum des heil. Joseph, in welchem dieser vom Engel zur Flucht
aufgefordert wird (gest. von A. Petrak);peine Pieta (gest. von Petrak), ein Bild
von bewältigender Stärke der Empündung; der Gang der Hirten zur Krippe; der
Fischzug Petri (1850); das Urtheil Salomoms; die erste Taufe in Samaria. Von 1854
an beschäftigte sich Führich mit den ihm übertragenen Malereien des Presbyteriums
in der Altlerchenfelder Kirche zu Wien.
Führich hat auch einige Blätter, auf denen man nebige Monogramme findet,
meisterhaft radirt, von denen wir namentlich hervorheben: 9 Blätter: das Vater-
unser oder Gebet des Herrn, die sieben Bitten (1826); 11 Blätter: der Triumph
Christi (1839); die Hochzeit zu Kana (1841).
Im Jahr 1841 wurde Führich vom Kaiser von Oesterreich für seinen Triumph
Christi die goldene Künstlermedaille verliehen; 1844 ernannte ihn die königl. Alm-
demie zu München zu ihrem Mit-gliede und'1845 die kaiserl. österreichische Regie-
rung zum ordentlichen akademischen Rath.
In FühricHs Werken tritt uns ganz der Tiefsinn, die Grösse und Schönheit der
i-eligiöskii-Chlichen Richtung der Malerei unserer Zeit entgegen. Sie zeichnen sich
durch den Adel der Gedanken, tiefes Eingehen in die Elemente der katholischen
Mystik, den sittlichen Ernst der Auffassung, tüchtige Charakteristik, Reinheit der
Formen, die freien und ungezwungenen Bewegungen, die einfache Schönheit der
Gewandungen, die edlen und klaren Verhältnisse der Massen und Linien aus. Allein
sie t-heilen auch die Schwächen, an denen diese Kunstrichtung überhaupt leidet. Die
Gestalten haben meistens zu wenig individuelle Beseelung, zu Wenig Kraft; es sind
fast immer mehr resignirte Dulder, als thatkräft-ige Personen. Daher jener vor-