Franco ,
Gio.
Batista.
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anfertigte, und auch wieder die Ausführung der Bilder für die bei Gelegenheit der
Hochzeit des Herzogs mit der Signora Vettoria Farnese stattfindenden Festlichkeiten
übernahm. Später finden wir den Künstler wieder in Rom, wo er die antiken Statuen
der Stadt zeichnete, um sie in einem eigenen Werke herauszugeben, Bühnendeko-
rationen fertigte, 155,0 mit Girolamo Sicciolante aus Sermoneta die Fagade des
Palastes des Kardinals von Cesis mit dem Wappen des Papstes Julius III. und Figuren
verzierte, und eine Kapelle der Kirche S. Maria sopra Minerva mit herrlichen Fresken
aus der heil. Geschichte schmückte. Nach Beendigung dieser Werke ging er nach
Venedig, wo er für die Kapelle des Fr. Barbaro in der Kirche S. Francesco della,
Vigna: eine Tafel in Oel, die Taufe Christi darstellend; in der Kirche S. Giobbe
in Caueiro für die Kapelle der Foscari: eine Madonna mit Heiligen; auf dem Grab-
male des deutschen Kaufmanns Christoph Fugger: den Gott Mercurius mit Abundantia,
und Fama, und für A. M. Antonio della. Vecchia: Christus mit der Dornenkrone malte.
Später schmückte er die Sala. doro des Dogenpalastes mit Grottesken, und eine
Kapelle in S. Francesco della Vigna mit einer Reihe von kleineren historischen
Fresken. Er hinterliess aber die letztere Arbeit unvollendet, weil er darüber starb.
In solchen kleinen, mehr dekorativen Darstellungen allegorischen und mytho-
logischen Inhalts in den Kassettirungen von Gewölben erscheint Franco besonders
anziehend; in grösseren Gemälden zeigt er mehr manieristisches Wesen. Im All-
gemeinen sucht er den ilorentinischen oder römischen Styl mit der eigenthümlichen
Richtung der venetianischen Meister zu verbinden. Seine Zeichnung ist immer correkt
und sicher, da er aber mehr nach den Antiken und Michelangelois Werken, als
nach der Natur studirte, so wird auch sie oft zu streng und scharf; die Composition
kostete ihn zuviel Anstrengung und Mühe, Wodurch sie oft gesucht und unfrei wurde,
und desshalb auch der natürlichen Anmuth entbehrte. Ein vort-rerfliches Bildniss
von ihm, den berühmten Architekten und Bildhauer Sansovino dztrstellend, besitzt
das Museum zu Berlin.
Franco hat auch eine beträchtliche Anzahl von Blättern in Kupfer radirt.
Bartsch in seinem "Peintre graveur" zählt ihrer 108 auf und bemerkt, dass man
sie bei näherer Untersuchung in vier Klassen eintheilen könne. In die erstere ge-
hören _jene Blätter, die mit rascher Nadel radirt sind und keine Spur des Grabstichels
zeigen. Die zweite enthält dagegen solche Blätter, die mit mehr Sorgfalt radirt
und hie und da mit dem Grabstichel überarbeitet sind. In die dritte fallen jene
Platten, die mit einer feinen Nadel radirt und sehr vorsichtig geätzt sind, so dass
die Striche sehr rein und zait blieben, und auf denen dann die Ueberarbeitung mit
dem Grabstichel in ziemlich engen und verschiedenartig sich kreuzenden Schrafü-
rungen, welche hie und da. mit Punkten ausgefüllt sind, stattfand. Die vierte end-
lich umfasst alle diejenigen Blätter, die eben so sorgfältig, aber breiter radirt, und
in der Aetzung so gefördert sind, dass der Grabstichel nur die abgestumpften Striche
nachholen durfte, wodurch sie das Ansehen eines ganz mit diesem Instrumente aus-
geführten Kupferstichs gewinnen. Da. aber die Grabstichelarbeit auf sämmtlißhen
Blättern eine ziemlich handwerksmässige, von einem so geschickten Maler nicht Wühl
zu vermuthende frostige Behandlung zeigt und nicht mit der leichten und geistvollen
Nadelarbeit zusammenstimmt, so ist Bartsch der Meinung, dass nur letztere von
Franco herrühre, und dass alles, was mit dem Grabstichel überarbeitet ist, von irgend
einem anderen Stecher hinzugefügt wurde. Da. ein gewisser Giß-ßßmß FTaIlßß
an mehreren Blättern des BatiSfa Franco Antheil hatte, wie er durch seine Unter-
schrift beglaubigt, so ist es möglich, dass dieser die Platten, von denen mehrere
erwiesenermassen in seinen Besitz kamen, mit dem Stichel überarbeitet-
Zu France's besten Blättern zählt man: das Opfer Abrahanfs; die Geisselung,
nach Tizian; die Auferweckung des Lazarus, nach Raphael; Sßipids Barmherzig-
keit, nach Giul. Romano; das jüngste Gericht, nach M. Rotta; Moses schlägt
Wasser aus dem Felsen; Melchisedech opfert Brod und Wein; die Grablegung; die
Auferstehung; die Anbetung der Hirten; Johannes predigt in der Wüste; die