Francheville.
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seiner Arbeiten und an zwei seiner berühmtesten, dem Sabinerraub und dem Herkules
mit dem Centaur, sollen sogar, bis auf wenige Retouchen des Meisters, die Köpfe
von ihm sein. Im Jahr 1580 begab er sich mit demselben nach Genua, wo er für
den dortigen Dom die Statuen der vier Evangelisten und der h. h Stephan und Am-
brosius ausführte. Nach seiner Rückkehr machte er für die Capella Niccolini in
S. Croce zu Florenz die Statuen des Moses und Aaron, der Klugheit, Demuth und
Keuschheit, schmückte auch bald darauf die Cap. S. Antonio in S. Marco ebendaselbst
mit den Bildsäulen von sechs Heiligen. Bei dem 1589 erfolgten Einzug der Ge-
mahlin des Erzherzogs Ferdinand verzierte er die Facade der Hauptkirche mit sechs
allegorischen Gestalten, von denen jetzt noch zwei im Innern derselben aufbewahrt-
werden. Später war er mehrere Jahre in Pisa thätig, wo er zahlreiche Beweise
seiner Thätigkeit hinterliess. Durch diese bedeutenden Schöpfungen, die allgemeine
Anerkennung fanden, wurde sein Name immer mehr bekannt und geehrt; man stritt
sich um Arbeiten von ihm und erwies ihm von allen Seiten Ehren, wie _denn unter
Anderem sowohl Florenz als Pisa ihm das Bürgerrecht schenkten. Trotz aller dieser
Beweise von hoher Achtung, in der er als Künstler stand, schenkte er endlich doch
den dringenden Einladungen Heinrich IV. von Frankreich Gehör und begab sich 1601
nach Paris, wo er als erster Bildhauer des Königs eine sehr ehrenvolle Anstellung
fand, die Ludwig XIIL, nach Heinriclfs Tod, bestätigte. Mehrere Jahre brachte
er dort damit zu, die königlichen Gärten und Paläste mit Figuren, Büsten, Vasen
und dergl. zu schmücken. Im Jahr 1604 begann er das schöne Standbild Heinrich
des IV. zu Pferd, das lange Zeit im Museum von Paris stand, von Ludwig XVIII.
aber der Stadt geschenkt wurde. Im Jahr 1612 vollendete er seinen David mit dem
Haupte Goliath's (bezeichnet: "Opus Petria Francavilla", im Louvre zu Paris),
ein im Motiv manierirtes, in den rundlichen Formen überladenes, aber sehr-fleissig
und glatt ausgeführtes Werk; schuf auch zu gleicher Zeit zwei allegorische Statuen:
die Gerechtigkeit und den Ueberiiuss. 1614 wurde er mit der Errichtung des ehernen
Monuments zu Ehren des Königs Heinrich IV., einer Rcit-erstatue für den Pont-neuf,
beauftragt; er führte indessen nur das Fussgestell davon mit den vier gefesselten
Figuren in Lebensgrösse, als Repräsentanten der besiegten Nationen (jetzt im Louvre
zu Paris) und die dasselbe verzierenden Basreliefs aus, das Pferd wurde von Gio-
vanni da Bologna, die Figur von Dupre gefertigt. Dann vollendete er im Auf-
trag Ludwig XIII. eine Gruppe in Marmor: die Zeit, welche die Wahrheit ent-
schleiert, ein schönes Werk, das Ludwig XIV. später seinem Kanzler Pont-Char-
train schenkte.
Weitere Bildhauerwerke von Francheville sind: eine Venus (für einen iloren-
tinischen Edelmann, Namens Bracci, ausgeführt); eine Statue des Frühlings (für die
Brücke S. Trinita zu Florenz gefertigt); ein Brunnen mit dem Standbild Cosmus I.
und das Denkmal Ferdinand I., beide auf dem Lung-Arno zu Pisa; Jupiter und Juno,
Marmorgruppe (im Pfivaübesitz zu Genua); eine Statue des Orpheus (im Schlüsse
zu Versailles). Sodann wird ihm eine sehr lebendige langbärtige Büste des Gißr
da Bologna, deren bronzener Kopf auf ein Bruchstiick von weissem Marlfißr ge-
setzt ist, zugeschrieben. Endlich sieht man von ihm im Museum zu 13811111! 8111
Brustbild Christi, Flachrelief aus weissem Marmor auf einem grünen Grunde. Im"
Windsor-Park bei London entdeckte man im Jahr 1853 in der Erde vergraben einige
werthvolle Marmorbildsäulen des Meisters, nämlich: eine Venus, die eine Nymphe
gegen die Angriffe eines Fauns vertheidigt, eine Gruppe von grosser Schönheit; einen
gebundenen Simson, der seine Bande lösen will, und einen knieendeu Apollo, der
sich über einen Felsen vorbengt und mit dem rechten Arm auf die Lyra stützt.
Francheville malte auch verschiedene Porträts und Geschichtsbilder; auch scheint
er in der Baukunst bewandert gewesen zu sein , da er in Frankreich den Titel eines
königl. Baumeisters führte. Sogar als Schriftsteller versuchte er sich, indem er ausser
einer: "Microcosmo" betitelten Schrift über den menschlichen Körper, noch zwei
andere Werke schrieb, das eine geometrischen, das andere cosmographischen Inhalts.
Francheville"s plastische Arbeiten beurkunden eine lebhafte, feurige Einbil-