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Baudel
Bandinelli.
tüchtigen Sculpturen, die der Künstler seither gefertigt, der Statue König YVilhelm IV.
in Göttingen, der Bildwerke im Giebelfelde des dortigen Universitätsgebäudes u.
rühmt man besonders eine seiner jüngsten Arbeiten, eine lebensgrosse Marmorstatue
der Thusnelda (im Besitz des Fürsten von Lippe-Detmold), in dem Moment darge-
stellt, wo sie vom eigenen Vater verrathen, mit Ketten belastet in die Gefangenschaft
abzugeben im Begrilf steht, ein herrliches Werk, das sich nanlentlich durch die
Weichheit und Zartheit der Behandlung des Marmors, worin de1' Künstler überhaupt-
Vortreiiliches leistet, auszeichnet.
Bandel, Heinrich, der Sohn des Obigen, bildete sich ebenfalls zu München in der
Bildhauerkunst aus und trat zuerst 1849 mit einer Statue des Jason, einem Werke
voll Feuer und Leben, auf. Ihr folgten u. A. eine Madonna mit dem Kinde, ein Mar-
morrelief, und eine sterbende Amazone, lauter Arbeit-en, die des jungen Mannes Be-
ruf zur Kunst und seine Anwartschaft, dereinst ein tüchtiger Meister in seinem Fach
zu werden, bethätigen.
Bandinelli, Baocio, ein berühmter italienischer Bildhauer, der Sohn des Gold-
schmieds Michelangelo di Viviano da Gaiole, ist 1487 zu Florenz geboren. Da er
schon frühzeitig ein bedeutendes Talent entfaltete, gab ihn sein Vater, dem (lamaligen
besten Bildhauer der Stadt, Giov. Franc. Rustici, in die Lehre , in dessen WVerk-
stätte er rühmliche IPortschritte machte und hier auch von L e o n ard o d a Vin ci manche
belehrende YVinke erhielt. Er beschäftigte sich anfänglich viel mit der Anfertigung von
grösseren Zeichnungen, von denen er einige durch Agostino Veneziano in Kupfer
stechen liess, studirte auch viel nach guten Meistern, z. B. nach den Filippo Lippi
im Dom zu Prato, besonders aber nach dem von Michelangelo für den grossen
Rathssaal ausgeführten, damals von allen Künstlern bewunderten Carton, und suchte
selbst einige Bilder in Oel und Fresco auszuführen, einen Christus, der die heil. Väter
aus der Vorhölle befreit, und einen berauscbten Noah, von denen sich aber nichts
erhalten hat. Da er sich indessen durch diese Bilder keinen besonderen Ruhm erwarb,
kehrte e1' zur Sculptur zurück, machte 1512 das Modell eines heil. Hieronymus in
Wachs, fertigte sodann die [jugendliche Gestalt eines Merkurs mit der Flöte, die
nachher an Franz I. nach Frankreich kam, ferner für den Dom seiner Vaterstadt eine
Statue des heil. Petrus, für diese selbst iln Jahr 1515 einen zur Feier der Ankunft
des Papst Leo X. auf dem Hauptplatz aufgestellten Herkules, endlich für Papst Leo X.
einen Orpheus, dessen Spiel und Gesang den Cerberus bezähmt (ursprünglich für den
Hof der Medici zu Florenz bestimmt), und begann die Copie des Laokoon, die er aber
erst im Jahr-1525, nachdem er den rechten Arm des antiken nach eigenem Modell
ergänzt, unter Papst Clemens VII. vollendete, während dessen Regierung dieselbe
auch 1531 im Hofe des Palastes der Mediceer aufgestellt vmrde (je-fit in der Gallerie
der Uifizien zu Florenz). Weiter zeichnete er für den Papst die Entwürfe zu Wand-
gemälden für die Hauptkapelle von S. Lorenzo zu Florenz, das Martyrium der
h. h. Cosmus und Damianus und des heil. Laurentius, die von Marc Anton in Kupfer
gestochen wurden und dem Papst so wohl gefielen, dass er Bandinelli dafür mit, de]:
Ritterwürde von S. Peter belohnte; malte ferner einen Johannes in der Wüste, von
rühinenswerther Zeichnung, aber hartem Colorit, als Gesßhenk für Clelllells VII., W0-
für ihm dieser die Ausführung einer grossen Gruppe: Herkules und Cacusr (vor dem
Palazzo Vecchio zu Florenz) übertrug, die er aber erst nach einem zweiten Modell
im Jahr 1534 vollendete. Dazwischen üelen nämlich die Zeichnungen zu dem Carton
einer Grablegung für die Kirche von Cestello, die-Ausführung einer Kreuzabnalnne
in Oel, seine Flucht aus Florenz nach der dritten Vertreibung der Medici, und später
in Rom die Anfertigung eines Modells zu einer Gruppe von Bronzeüguren, den die
sieben Todsünden überwindenden Erzengel Michael darstellend, vom Papst für Castel
S. Angelo bestimmt, und mehrerer anderer kleiner Thonniodelle , eines Herkules,
einer Venus, eines Apollo, einer Leda u. s. w., auch einer Iireuzabnalune in Relief,
die er sämmtlich durch Jacopo della Barba in Bronze giessen- liess. Die letztere
schenkte er Karl V. in Genua, wofür ihm dieser eine Comthurei von S. Jacopo gab
' Abgebildet in den Denk mälern d er Kunst. Atlas zu Kuglers Handb. der Kunstgescli. Tat". 72, Fig. 5.