Audouin
Audran.
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Audouin, Pierre, ein vorzüglicher Kupferstecher, dessen Werke grosse Leichtig-
keit und Freiheit in der Führung des Stichels und Meisterschaft in der Behandlung
der Stoffe verrathen, aber ziemlich selten sind, ist 1768 zu Paris geboren und war
ein Schüler von Be auvarlet. Unter seine besten Blätter zählt man: Venus , einen
Dorn aus dem Fusse ziehend, la belle Jardiniere, Raphael und sein Fechtmeister,
nach Raphael, Jupiter und Antiope nach C orreggio, Ludwig XVIII. nach G ro s.
Audouin starb 1822.
Audran, Bänoit, der Sohn des Germain Audran, geb. zu Lyon 1661, gest. 1721,
bildete sich unter seinem Oheim Gerard Audran zu einem Kupferstecher aus, der,
ohne jedoch seinen Lehrer zu erreichen, mit gleicher Geschicklichkeit Porträts und
Geschichtsbilder stach. Seine Blätter, unter denen als die besten erwähnt werden:
Jesus bei Martha und Maria und der kranke Alexander, nach Lcsueur, die sieben
Sakramente, nach P o u s s i n , die Anbetung der ehernen Schlange, die Vermählung
Mosis mit Sephora, Moses vertheidigt die Tochter Jethro, und Christus am Kreuz,
nach Lebrun, zeichnen sich durch correkte Zeichnung und sorgfältige Ausführung
aus. Seinen Neffen gleichen Vornamens, den Sohn des Jean Audran führen wir
nur zur Unterscheidung von seinem Oheim an. Er stach Porträts und Geschichtsbilder,
-letztere nach Pous sin, P. Veronese u. s. W. in ziemlich mittelmässiger Weise.
Audran, Charles, geb. 1594 zu Paris, gest. 1674 ebendaselbst, der älteste der
berühmten Kupferstecherfamilie, bildete sich zu Rom nach C orn. Bloernart und
nach seiner Rückkehr in Paris zu einem geschätzten Zeichner, Kupferätzer und
Stecher, dessen vorzüglichsten Blätter: eine heil. Familie nach Tizian, eine Ver-
kündigung nach L. Caracci, und eine Allegorie auf das WVasser sind.
Audran, Claude, ein Bruder und Schüler des Obigen, geb. 1597 zu Paris, gest.
1677 , war ebenfalls Kupferstecher, ist aber nur durch mittelmässige Blätter bekannt.
Sein Sohn, gleichen Vornamens, geb. 1639 zu Lyon, widmete sich der Malerei
und leistete Lebrun bei seinen grossen Gemälden und Arbeiten für die Gobelins hilf-
reiche Hand , folgte auch in seinen eigenen WVerken, z. B. dem Wunder mit den
Broden für die Notre Dame zu Paris, der Enthauptung des Johannes für die Kart-
hause dort in Styl, Zeichnung und Colorit diesem Meister. Er starb 1684 zu Paris
als Professor und Akademiker. Ein dritter Claude, ein Sohn Germain's und
Schüler YVatteaus, geb. 1658, gest. 1734, nlalte viel in der YVcise seines Lehrers
in Ocl und in Fresco.
Audran, Gerard, der berühmteste der Künstlerfamilie dieses Namens, War ein Sohn
des ersten obengenannten Claude Audran und wurde 1640 zu Lyon geboren. Er
erhielt seinen ersten Unterricht in der Kunst von seinem Vater, bildete sich aber
später zu Rom unter Carlo Maratt-i in der Malerei aus. Die Erfolge, die er durch
seine Arbeiten mit dem Grabstichel errang, bestimmten ihn jedoch, sich ganz der
Kupferstecherkunst zu widmen, und er gelangte darin auch zu ausgezeichneter
Meisterschaft. Er verstand es, durch die freie und ungezwungene Verbindung von
Nadel und Stichel, mit diesen Instrumenten gleichsam zu malen und dadurch in seinen
Blättern eine ausgezeichnete malerische Wirkung zu erreichen. Von dem Minister
Colbcrt nach Paris berufen und zum königl. Kupferstecher ernannt, stach er hier,
meistens im grössten Format, eine ausserordentlich grosse Anzahl von Werken nach
grossen Meistern, vorzugsweise aber nach Lebrun , dessen Ruf er hauptsächlich durch
die meisterhaften Stiche der Alexandersschlachten (4 Blätter in 13 grossen Platten, die
ersten Abdrücke mit der Adresse des Druckers Goyton), der Schlacht und des Triumphs
des Konstantin, verherrlichte. Zu seinen vorzüglichsten Stichen gehören ferner: die
Kreuztragung und die Pest im Königreiche Aegina, nach Mignard; die Ehebrecherin,
die Wahrheit durch die Zeit entführt, der junge Pyrrhus wird gerettet, 005013111, die
Taufe Christi, nach Poussin; die Marter des h. Protasius, und die des h. Laurentius,
nach Lesueur; das Urtheil Salomons, nach Coypel; die h. h. Paulus und Barnabas
und der Tod des Ananias, nach Raphael. Gerard Audran starb 1703. Er gab auch
ein Werk über die Verhältnisse des menschlichen Körpers heraus, das 1682 in F01.
zu Paris erschien.
Müller, Künstler-Lexikon. 5