Volltext: A - E (Bd. 1)

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Eyck, Hubrecht und Jan van. 
an den Finger steckt, im Besitz des Kaufmanns Weber zu Antwerpen (bez. Joanes 
van Eyck); eine der vorigen ähnlichen, aber erweiterte und vermehrte Composition 
in der interessanten Kunstsammlung des Hrn. Verhelst zu Gent; eine Verkündigung 
im Besitz des Hrn. Nieuwenhuys, des Vaters, zu Brüssel; Maria mit dem Kinde im 
Besitz des Hrn. Joly de Bammeville zu Paris. (Nach WVaagen, eine Wiederholung 
aus dem grossen Bilde in der Akademie zu Brügge von Lambert van Eyck ge- 
malt.) Endlich zeigen die Compositionen auf den Messgewandern, welche der Her- 
zog Philipp der Gute für die grossen kirchlichen Feiern der Ritter des goldenen 
Vliesses anfertigen liess (zu Wien in einem grossen Schranke der Schatzkammer auf- 
bewahrt), in der höchst grossartigen und stylgemässen Erfindung die auffallendste 
Verwandtschaft mit den WVerken des Jan van Eyck. 
Das letzte Werk des Jan van Eyck, das er jedoch unvollendet hinterliess , von 
dem daher auch nur die Erfindung als seine Arbeit zu betrachten ist, war für die 
Martinskirche zu Ypern bestimmt und kam später in den Besitz des Hrn. Bogaert zu 
Brügge. Es ist ein Mittelbild mit Seitenflügeln, auf ersterem die heil. Jungfrau als 
Himmelskönigin, vor ihr den Stifter des Bildes knieend, auf den Seitenüügeln vier 
Darstellungen des alten Testamentes, welche sich, im Geiste jener ältest christ- 
lichen Symbolik, auf die Geheimnisse der jungfräulichen Geburt beziehen, enthaltend. 
Dasselbe soll von seinem Bruder Lambert vollendet worden sein. (Siehe diesen.)  
Sämmtliche Bilder, welche aus der Boissereeschen Sammlung in die Münchner Pina- 
kothek übergegangen sind und dem Jan van Eyck zugeschrieben wurden, werden jetzt 
als Arbeiten von Nachfolgern bezeichnet. Die grosse Anbetung der Könige in der 
Kapelle des Castello nuovo zu Neapel, sowie eine andere Darstellung desselben 
Gegenstandes in S. Maria del Parto ebendaselbst, welche beide Bilder früher dem 
Jan zugeschrieben wurden, gelten jetzt für Arbeiten anderer Meister. Eine grosse 
Anzahl anderer Bilder, welche in den verschiedenen Sammlungen Europas den 
Namen der beiden Brüder führen (und von denen Rathgeber in seinen „Annalen der 
niederländischen Malerei" ein ziemlich vollständiges Verzeichniss bringt), erweisen 
sich theils als Schulwerke, theils sind sie noch nicht hinlänglich geprüft, um Veran- 
lassung zu geben, sie namentlich aufzuführen. 
Wie wir in den Werken der Brüder van Eyck zuerst die Landschaft ausgebildet 
erblicken , so zeigen sich auch bei ihnen die ersten, freilich noch vereinzelten Spuren 
des Genrebildes. Leider sind uns die betreffenden Bilder, eine Badestube und eine 
Fischotterjagd von Jan van Eyck nur durch Beschreibungen bekannt. 
Endlich haben wir der Brüder van Eyck auch noch als Miniatnrmaler zu 
gedenken. Es haben sich verschiedene Miniaturen in Mess- und Gebetbüchern 
erhalten, die als Werke der Geschwister van Eyck gelten. Die fürstliche Lieb- 
haberei für Bilderhandschriften hatte in Philipp dem Guten ihre höchste Spitze 
erreicht; er scheint sehr bedeutende flandrische Maler fortwährend in dieser Gattung 
beschäftigt zu haben, woraus sich auch die Ininiaturartige Vollendung der Tafel- 
bilder erklären lässt. Zunächst erwähnen wir hier das 1423 und 1431 für Philipp's 
Schwager, den Herzog von Bedford, Regenten von Frankreich, ausgeführte Mess- 
buch, welches sich gegenwärtig im Besitz des Hrn. Tobin zu Oak-Hill bei Liverpool 
befindet und 59 grössere und gegen 1000 kleinere Bilder enthält, von denen die di-ei 
letzten grossen: den Herzog vor seinen Schutzheiligen knieend, die Herzggin im 
Gebet vor der heil. Anna und die Aufnahme der Lilien in's französische Wappen den 
van Eyck zugeschrieben werden. Wichtiger noch erscheint dß-S für denselben Herzog 
von Bedford ausgeführte Brevier in der königl. Bibliothek zu Paris (vollendet 1424), 
in dessen Bildern man die Hände des Hubert und Jan, ja Selbst der Margaretha van 
Eyck zu erkennen glaubt. Auch dem Lambert van Eyck wird neuerdings eine Theil- 
nahme an diesen Darstellungen zugeschrieben. Ferner lllmmt man die in der Hand- 
schrift des Hromau de la rose" (in derselben Bibliothek) dargestellten Scenen des 
Ritterlebens als ebenfalls von den van Eyck's gemalt an, da sie in der Behand- 
lung dem eben erwähnten Brevier, in Trachten und Anordnung den "gerechten Eich. 
tern" und „Streitern Christi" des Genter Altarwerks ganz genau entsprechen, Ein
	        
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