Eyck. Hubrecht und Jan van.
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Meisters und der Jahrszahl 1438 befriedigt weniger, weil man darin gewahrt, dass,
sobald Jan den seiner Natur angemessenen realistischen Weg verlassen, die typisch
vorgeschriebenen Formen dem Künstler beengende Fesseln angelegt. Ganz anders
und lebenswarm erscheint dagegen der Meister auf einem aus der Ertbornschen
Sammlung in das Museum zu Antwerpen übergegangenen Madonnenbild vom Jahre
1439 (mit seinem Namen und seinem Motto: "als iche chan" in griechischen Buch-
staben) , das den vollendeten Ausdruck von Liebe und Güte entfaltet und trotz sehr
individueller Züge von grosser Schönheit ist. Aus demselben Jahre 1439 ist das
Bildniss seiner Frau in der Akademie zu Brügge mit der (lateinischen) Inschrift:
„Mein GemahlJohannes vollendete mich im Juny 1439". Die Aechtheit dieses Porträts
wird "indessen trotz der sehr sauberen und zarten Ausführung wegen dem kalten und
trockenen, von den übrigen Bildnissen des Meisters durchaus verschiedenen Ton an-
gezweifelt. Die letzte bezeichnete, uns bekannte Tafel in der Zeit-folge ist ein
Christuskopf (ähnlich dem im Museum zu Berlin) in der Akademie zu Brügge mit der
Inschrift: "Als iche chan. Johes de eyk Inventor anno 1440. 30. January."
Ausser diesen mehr oder minder bestimmt bezeichneten, durch Inschriften be-
glaubigten Bildern, werden Jan van Eyck, wegen der grossen Uebereinstimmung
mit denselben, mit hoher Wahrscheinlichkeit noch folgende weitere zugeschrieben:
Die beiden Flügel eines Reisealtärchens (dessen Mittelbild, die Anbetung der
Könige, dem Besitzer entwendet wurde), die Kreuzigung und das jüngste Gericht
darstellend, zwei Bilder von höchster Vollendung und scharfer Lebendigkeit der
Charaktere. Die Kreuzigung ist ganz dramatisch gefasst und reich an Figuren,
unter denen man auch die Brüder van Eyck vom Genter Bilde, sowie ihre Schwester
Margarethe zu erkennen glaubt. In dem jüngsten Gericht, einer herrlichen und
trotz des kleinen Maassstabes wahrhaft erhabenen Composition, ist besonders der
Erzengel Michael, sein Schwert schwingend, eine überaus herrliche Gestalt, voll
Ernst und Milde und von ergreifender Poesie. Beide Gemälde, ehemals im Besitz
des russischen Gesandten Tatischelf zu Wien, befinden sich jetzt in St. Petersburg. Ein
kleines Madonnenbild, Maria auf dem Throne, dem Kinde die Brust reichend, wahr,
lieblich und fein in Zeichnung und Färbung, befand sich ehemals im Besitz des
Königs Von Holland und ist jetzt im StädeYschen Institut zu Frankfurt; ebenso eine
Verkündigung, die aber von dem Kaiser von Russland erkauft wurde. Von aus-
gezeichneter Schönheit ist ferner ein Triptychon in der Dresdner Gallerie , im Mittel-
bilde Maria mit dem Kinde auf dem Throne in einer reich gothischen Kirchenhalle
stehend, auf dem rechten Flügel der heil. Michael mit dem Stifter des Bildes, auf
dem linken die heil. Katharina, auf deren Aussenseiten, grau in grau gemalt; die
Verkündigung. Die Gemäldesammlung des Belvedere zu Wien besitzt ansser dem
angeführten Gemälde auch noch das Brustbild des Jodocus Vyd aus Gent, nicht ganz
Lebensgrösse, in vorgerücktem Alter (die Zeichnung dazu sieht man im Kupferstich.
kabinet zu Dresden), und eine Maria mit dem Kinde an der Brust, unter einem Bal-
dachin vor einem reichgeschmückten Throne stehend, ein kleines Miniaturbild von
vorzüglichster Ausführung. Im Louvre zu Paris istdie von einem Engel gekrönte
Madonna mit dem Kinde auf dem Schoosse, welches den ihr gegenüber knieenden
Donator segnet, ein Bild von wunderbarer Tiefe, Kraft und Wärme des Tons.
Weitere dem Jan van Eyck beigemessene Bilde;- gind; der heil, Hieronymus
in seiner Studirstube in einem Buche blätternd, in der Sammlung des Sir Thomas
Baring zu Stratton (England); eine stehende Madonna mit dem Kinde, vor ihr ein
knieender Geistlicher, welchen die heil. Barbara. der Mutter Gottes empfiehlt, in der
Bildersammlung zu Burleighouse; eine kleine Anbetung der Könige, in der Gallerie
Lichtenstein zu Wien; ein Miniaturbild der Madonna mit dem Kinde, ehemals im
Besitz des Dichters Rogers zu London; eine Maria, den todten Christus beweinend,
in der Sammlung des Hrn. Kraellüef ZU Regensburg; Maria mit dem Kinde, eine
wunderköstliche Miniatur in der Weise des schönen Altärchens des Dresdner Bildes
in der Gallerie Doria zu Rom; ein männliches und ein weibliches Bildniss , im Besitz
des Grafen Demidoif; Maria mit dem Kinde, welches der heil. Katharina den Ring