Volltext: A - E (Bd. 1)

Eyck, Hubrecht und Jan van. 
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Hubert van Eyck auf uns gekommen zu sein. Mit ziemlicher Sicherheit aber wird 
ihm ein unter dem Namen des Colantouio del Fiore im Museum zu Neapel auf- 
bewahrtes Bild des heil. Hieronymus zugeschrieben, da es in Zeichnung und Behand- 
lung mit den Einsiedlern des Genter Altarbildes übereinstimmt, und auch ein fast 
gleichzeit-iger italienischer Schriftsteller, der gelehrte Humanist Facius in seinem 
Buche: De viris illustribus von einem heil. Hieronymus des van Eyck berichtet, 
der sich im Besitz des Königs Alphons von Neapel befinde. Ein anderes herrliches, 
mit der grössten Sorgfalt ausgeführtes Meisterwerk im National-Museum in S. Trini- 
dad zu Madrid, den Born der lebendigen Wasser darstellend, misst Passavant ("Die 
christliche Kunst in Spanien") mit Bestimmtheit dem Hubert bei, da dasselbejn der 
ganzen Anschauungsweise, sowie in der Behandlung einzelner Theile eine grosse 
Verwandtschaft mit dem Genter Altarwerk zeige. Ausserdem bezeichnet man noch 
eine an die Pilger des Genter Altargemäldes erinnernde Anbetung der Könige, 
Eigenthum des Hrn. Professors van Rotterdam zu Gent, als sein Werk. Ein sehr 
ernster und imposanter Erzengel Michael mit der Wage, Fragment eines grösseren 
Bildes, das Weltgericht darstellend, ehemals in der Lyversbergischen Sammlung zu 
Köln , wird gleich einer Maria mit dem Kinde auf dem Throne in der Sammlung des 
Hrn. Stadtbaumeisters Weyer ebendaselbst ebenfalls dem Hubert beigelegt. Die 
Aechtheit eines ihm zu 'j_'cscl1riebenen Diptychoifs im Museum zu Antwerpen (ehemals 
in der van Ertbormschen Sammlung): Maria, das Kind saugend, nebst den beiden 
Donatoren wird dagegen von namhaften Autoritäten bestritten, über die einer ihm 
beigemessenen Kreuzabnabme Christi in der Esterhazy'schen Gallerie haben wir 
keine sichere Kunde.   
In welchem hohen Ansehen Hubert van Eyck gestanden, beweist die Auszeich- 
nung, dass er nach seinem Hinscheiden in der Familiengruft der Familie Vyd 
und Borluut beigesetzt wurde. Auch berichtet uns Marcus van Vaernewyck in 
seiner "Historie van Belgis G568)", dass der Knochen des Arms von Hubert van 
Eyck, an welchem die kunstreiche Hand des Meisters befestigt war, lange Zeit der 
öffentlichen Verehrung in einem Gitterschranke der Krypta am Eihgange der Bavo- 
kirche ausgestellt worden.   
Ungleich mehr Sicheres ist von Jan van Eyck erhalten, der die von seinem 
Bruder begonnene Umwandlung des Styls vollendete, indem er die Charaktere noch 
mehr individualisirte, so dass der letzte Schein idealischer Auifassungsweise einer 
realistischen, bei welcher selbst die kleinsten Züge bis zu den Falten der Haut ihre 
Beachtung fanden, weichen musste. In Folge davon haben vor Allem seine Bildnisse 
wegen der geistvollen Auffassung, der Bestimmtheit der Zeichnung und der vollen- 
deten und feinen Durchbildung der Form überwiegenden Werth. Charakteristisch 
für den neuen Standpunkt der Malerei zum Leben ist dabei, dass Jan zuerst einzelne 
Gemälde mit Namen, Jahreszahl und Datum zu bezeichnen. begann, was früher nur 
als seltenste Ausnahme vorkam. Es waren meistens kostbare, mit subjektiver Vir- 
tuosität ausgeführte Prachtarbeiten von ausserordentlichem Schmelz der Farbe, die 
im Zusammenhange mit seiner persönlichen Stellung zu dem Herzog von Burgund 
seinen Ruf weit verbreiteten und seinen Werken überall die grösste Anerkennung 
verschafften. Ueberdiess hat eine alte Tradition ihm mehrere andere Bilder genug- 
sam gesichert. 
Das früheste beglaubigte Werk, das wir von Jan van Eyck kennen, ist die 
Einweihung des Thomas Becket zum Erzbischof von Canterbury (bezeichnet J OHES. 
DE. EYCK. FECJT. "i" ANO M" CCCC. ZI. (1421) 30. OCTOBRJSJ, ein Bild von 
tiefster Gluth der Farbe, das in dem warm bräunlichen Ton des Fleisches viele Ueber- 
einstimmung mit den singenden Engeln und Streitern Christi des Genter Altars, in 
den schönen lebendigen Köpfen aber an die Pilger desselben Werks erinnert. Die 
Verhältnisse der Figuren sind dagegen etwas schlanker als auf den meisten seiner 
sonstigen Bilder. Von der Beendigung dieses Werks an bis 1426, um Welche Zeit 
Jan das Genter Altarwerk übernahm, sind uns keine dokumentirten Bilder von ihm 
bekannt, wohl aber ünden wir Zeugnisse seiner Thätigkeit während derselben in
	        
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