Engelberger
Engelbrechtsen.
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Aehnlichkeit. Dabei sind sie frei von aller Manier in einer naiv und anspruchslos, aus
dem Vorbilde sich ergebenden YVeise vorgetragen.
Engelberger, Burkhard, aus Hornberg in Württemberg, ein altdeutscher Bau-
meister und Steinbildner, der zu Augsburg lebte und dort von 1467-1499 die Kirche
St. Ulrich und Afra erbaute. Zum Chor derselben legte Kaiser Maximilian I. im
Jahr 1500 den Grund. Im Jahr 1494 wurde Engelberger nach Ulm berufen, um beim
Bau des Münsters, dessen Thurm zu sinken begann, thätig zu sein. Er unterfuhr
denselben mit starken Mauern, wodurch zugleich jedes Schiff der Kirche eine Vorhalle
bekam. Als Steinbildner hat er daselbst die sich nach oben kelchartig ausbreitende
Tragsäule der Kanzel mit der Brüstung der Letzteren, nebst der Treppe mit dem
zierlichen Eingang und der Lehne, sämmtlich aus Stein überaus zierlich und kunst-
reich gearbeitet, hinterlassen. Er starb 1512 zu Augsburg.
Engelbrechtsen, Cornelis, ein tüchtiger Maler, geb. 1468 zu Leyden, gest. da-
selbst 1533, war der Sohn des Malers und Formschneiders Engelbert- von Leyden,
dem zwei Gemälde mit vielen Bildnissen der Schützengilde, ehemals in der gräilich
BrühFschen Gallerie (aus den Jahren 1507 und 1508), und verschiedene mit
dem gothischen Buchstaben E und den Jahrszahlen 1466 und 1467 bezeichneten
Holzschnitte zugeschrieben werden. Er soll die Pastell- und Oelmalerei mit der
gleichen Geschicklichkeit geübt haben und der erste gewesen sein, der letztere
in seiner Vaterstadt betrieben. Trotzdem dass er sich aber nach den Brüdern
van Eyck oder nach deren Schule gebildet zu haben scheint, weicht er von
der Darstellungs- und Behandlungsweise derselben, sowie von der zur selben
Zeit noch in der I-larlemischen Schule herrschenden schon bedeutend ab, so dass
seine meistens ernste Gegenstände behandelnden Bilder ebensowenig die heitere
Fülle und Rundung der Eyck'schen Schule, als die der grossartigen, mehr statua-
rischen Auffassung, die in der Kölner Schule noch traditionnel erhalten war, besitzen,
sondern sich mehr den gleichzeitigen oberdeutschen anschliessen. Es waltet in den-
selben, im Gegensatze zu der mehr gemüthlichen Weise der Nachfolger des van
Eyck, ein härterer Geist vor, der aber in der Schärfe, mit welcher das Einzelne
durchgebildet erscheint, nicht ohne Reiz ist. Die Composition ist weniger einfach
als die van Eyck'sche, das Costüm öfters etwas phantastisch, die Zeichnung, ob-
gleich ziemlich verstanden und nicht allzumager, dennoch nicht gründlich genug
behandelt, obschon einzelne Köpfe zart und wahr gemalt sind. Das Oval seiner
Frauenköpfe ist in der Regel länglich, auch haben sie meistens eine lange spitze
Nase. Der Auftrag der Farben ist stark, etwas glatt und steif. Das Colorit, obgleich
satt und in den Farben von tiefem Braun , hat jedoch wcnig Harmonie und erscheint
in Folge der Anwendung von Schillerfarben in den Gewändern und des Mangels an
Luftperspektive öfters iieckig und unharmonisch. Sein Faltenwurf ist indessen weder
kleinlich noch scharf gebrochen und seine Fernen haben einen hübschen lichtblau-
grauen Ton. Im Ganzen kann demnach Meister Engelbrechtsen immerhin, wenn
auch nicht zu den vorzüglicbsten, so doch zu den guten Meistern seiner Zeit
gezählt werden.
Das einzige bekannte Hauptwerk von ihm, ursprünglich für die Klosterkirche
Marienpoel gemalt, befindet sich jetzt im Stadthause zu Leyden. Es ist ein Altar-
gemälde, auf dessen Mittelbild die Kreuzigung Christi, auf dem linken Seitenflügel
das Opfer Abrahams, auf dem rechten die Anbetung der ehernen Schlange dargestellt
ist, während die (von einem Schüler gemalten) Aussenseiten die Geisselung, Ver-
spot-tung und Dornenkrönung Christi, die Staffel den todten Adam, aus dessen Leib
sich ein Baum (der Baum des Lebens) erhebt, enthalten. Ein anderes Gemälde des
Meisters , im Besitz des verstorbenen Königs von Holland, stellt David mit Bathseba
dar. Eine Anbetung der Könige von ihm, in Tempera gemalt, sah man noch im Jahr
1600 in dem oben genannten Rathssaale. Im Museum zu Antwerpen schreibt man
ihm auch zwei Bilder: den heil. Leonhard, die Gefangenen besuchend, und einen
heil. Hubertus; in der Pinakothek zu München: eine Kreuzigung Christi; in der
Bildergallerie der Moritzkapelle zu Nürnberg: eine Abnahme vom Kreuze; in der