Elzheimer.
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ausserordentlich selten sind. Man kennt von ihm übrigens nur zwei: das Bildniss
des grossen Mainzer Kurfürsten Joh. Ph. v. Schönborn, nach Th. C. v. Fürsten-
berg und einen Ecce homo, nach Dürer, vom Jahr 1527.
Elzheimer auch Elsheimer geschrieben Adam, Maler, geb. zu Frankfurt
1574, gest. 1620 zu Rom, wo er Adamo di Francoforto oder Adamo Tedesco
genannt wurde , war der Sohn eines Schneiders, der die Neigung und das Talent des
Sohnes für die Malerei bald erkannte, und indem er ihn zu Ph. Uffenbach in die
Lehre that, auch unterstützte. Des jungen Künstlers Geschmack entschied sich
für die Landschaft in Verbindung mit Historie und zwar in kleinem Format, worin er
es bald zu einer bewundernswürdigen Meisterschaft brachte. Nachdem er in ver-
schiedenen Städten Deutschlands seine Kunst geübt, trieb ihn die Sehnsucht nach
Italien , wo er sehr ileissig die alten grossen Meister und die Natur studirte, und fort-
fuhr, mit grosser Sorgfalt kleinere historische Compositionen, häufig bei Mondschein
oder künstlichen Beleuchtungen, bei Nacht auszuführen. Die Zeit, die er aber auf diese
äusserst vollendeten Arbeiten verwandte , stand nicht im Verhältniss zu dem Lohne,
den er dafür erhielt; er gerieth in Schulden und starb im Schuldthurme, ein Opfer
seiner deutschen Gründlichkeit und Genauigkeit.
Seine Werke, die ihn bei Lebzeiten nicht vom Schuldgefängnisse zu befreien
vermochten , von seinem Tode an aber nur in den Kabineten der reichsten Kunstlieb-
haber zu finden waren, zeichnen sich durch die poetische, gemüthliche Auffassung,
wissenschaftliche Durchbildung und feinste miniaturartige Ausführung aus. Sie sind
gegen die Werke seiner in Manierismus verfallenen künstlerischen Zeitgenossen ver-
hältnissmässig frei von Manier, reich an einzelnen geistvollen Zügen, auch bewundert
man in mehreren den kunstreichen Lichteffekt. In seinen Landschaften verbindet
er mit dem Formensinn der Italiener und der Behandlung der Niederländer eine höchst
eigenthümliche Darstellungsweise, vermöge welcher man vor seinen Bildern durch
ein Verkleinerungsglas in die Natur hinauszublicken wähnt. In dem kleinen Raum
seiner Tafeln ist eine Aussicht über weit geöffnete, höchst mannigfaltige Gegenden
eTSChlOSSQII; Vielfältig" bricht sich das Licht; dunkel beschattete Wäldchen wechseln
mit hellgläinzenden Wasserflächen, und hat sich das Auge in einiger Ferne an der
Harmonie dieser kleinen gemüthlichen Welt erfreut, so wird es in der Nähe die bis
in's Einzelnste gehende Ausführung oder doch geistreiche Andeutung bewundern.
Dabei fehlt es nicht an mannigfach zierlicher Staffage, die sich theils der Landschaft
mehr unterordnet, theils als die Hauptsache erscheint. Seine landschaftlichen Bilder
bilden den Uebergang zu der höheren Gattung, in welcher Claude Lorrain Haupt-
meister wurde.
Cornelius Poelenburg, David Teniers, der ältere, Peter van Laar,
namentlich aber Thomann von Hagelstein ahmten seinen Styl nach. Der Letz-
tere konnte seine Bilder bis zur Täuschung copiren.
Heinrich Graf von Goudt, der Elzheimer auch bei Lebzeiten schon unter-
stützte, hat verschiedene Bilder von ihm trefflich gestochen,
Gemälde von Elzheimer triüt man in den meisten grösseren Gallerien. Das
Museum zu Berlin besitzt: die ihre Tochter suchende durstige Ceres, welche auf
ihrer Wanderung" bei nächtlicher Weile vor einer Hütte hastig aus einem ihr darge-
botenen Krüge trinkt (scheint nach Passavant jedoch nur eine schöne Copie von
Ger. Dou zu sein); die Gallerie zu Dresden: Jupiter und Merkur, von Philemon
und BPwClS beWirt-het (gest, v. Goudt); Judith in Begleitung eines alten Weibes,
welches das Haupt des Holofernes in einen Sack aufnimmt; eine Landschaft mit der
Flucht uuuh Aegypten (gest. v. Goudt); Joseph wird von seinen Brüdern in den
Brunnen versenkt. Dann finden sich in England mehrere trqffliche Bilder dieses
Meisters , S0 in der Sammlung des Herzogs von Devonshire zu London: eine abend-
liche Ruhe auf der Flucht nach Aegypten; in der Bildersammlung zu Corshamhouse:
St. Paulus auf Melite, die Natter, welche ihn gebissen, in's Feuer werfend; der Tod
der Procris , in einer wunderbar zart ausgeführten Landschaft; in der Sammlung des
Hrn. Beckford in Bath: der Engel mit dem Tobias in einer Landschaft (gest. v.