Dyckmans
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in der Gemäldesammlung des Hrn. H. T. Hope in London: zwei Mädchen an einem
Fenster, zwar kalt im Ton, aber ansprechend in den Köpfen und sehr delicat in
der Behandlung.
Dyckmans, Josephus Laurentius, ein Genremaler, geb. 1811 zu Lier in der
Provinz Antwerpen, erlernte die Malerei bei Vervoort und Thielem ans, kam aber
später in Wappers' Atelier, wo er sein erstes Bild: das Liebesgeständniss, das auf
der Kunst-ausstellung zu Antwerpen im Jahr 1834 verdienten Beifall fand, malte.
Der Erfolg, den er damit erreichte, bestärkte ihnin seinem beharrlichen Eifer und
seine folgenden Arbeiten wurden immer vollkommener. Man rühmt darunter beson-
ders: ein Familienstück (1838); den Fischmarkt zu Antwerpen; eine alte Spitzen-
klöpplerin u. s. w.
Dyer, R. H., ein trefflicher, derzeit zu London lebender englischer Kupferstecher
in Punktimianier, von dem man in verschiedenen englischen illustrirten Werken sehr
schöne Blätter findet. Namentlich lobt man in den "lllustrations of modern sculpture",
herausgegeben von T. K. Hervey, mehrere Stiche von seiner Hand, nämlich: die
Venus, nach Canova; Arethusa mit dem Hund, nach der Marmorstatue von Care w,
und die Resignation , nach der Statue von Chantrey.
E, S., ein vorzüglicher Kupferstecher seiner Zeit, dessen Namen und Lebensmu-
stände aber nicht bekannt sind. Man nennt ihn gewöhnlich nur den Meister E. S.
vom Jahr 1466 , obgleich man auch Blätter aus den Jahren 1461 , 1464 und 1467
von ihm kennt. Wahrscheinlich wurde er zu Anfang des 15. Jahrhunderts in Deutsch-
land geboren und bildete sich in der niederdeutschen Schule, vielleicht unter van
Eyck oder dessen Schülern, wie Martin Schön, von dem es auch ein Verwandter
sein könnte, da. er zufolge seines Zeichens S wohl Schön geheissen haben kann. Er
scheint längere Zeit am Burgundischen Hofe gearbeitet, sich jedoch auch in ver-
schiedenen Gegenden Deutschlands und in der Schweiz aufgehalten zu haben. Dass
er sich Erhard Schön genannt und ein Münchner gewesen, wie in jüngster Zeit
behauptet worden, ist durch keine genügenden und stichhaltigen Gründe erwiesen.
Dagegen wird neuerdings mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen, dass er ein
Maler gewesen und ihm in dieser Beziehung ein Gemälde im Berliner Museum: Maria
mit dem Kinde zugeschrieben, das in den Charakteren von Mutter und Kind und auch
in einem gewissen Grad in den Formen mit den Stichen des Meisters E. S. überein-
stimmt. Jedenfalls war er einer der ersten, der in der damals noch neuen Erfindung
des Stechens mit grossem Erfolg auftrat und die meisten seiner deutschen und nieder-
ländisclien Zeitgenossen übertraf. In allen seinen Blättern, in denen er sich äusserst
vielseitig zeigt, beurkundet sich das Streben, eine gewisse Reinheit des Styls und
Adel des Ausdrucks zu erzielen. Seine Madonnen sind, sowohl in der Haltung als
Zeichnung, von lieblichster Anmuth; seine Köpfe, sowohl die männlichen, als die
Weiblichen, zeigen, bei allerdings nicht selten vorkommenden Wiederholungen der
Nasen , doch viele Porträt-ähnliche Darstellungen, Hände und Füsse sind dürftig und
im Verhältniss lang, und für die Gestaltung seiner Figuren ist jene halb concav, halb
convex gewundene Schlangenlinie charakteristisch , welche umjene Zeit sowohl eine
gewisse Neigung für Bewegung, als Sinn für das Edle und Schöne ausdrücken sollte
und von der wir selbst bei Albr. Dürer und H. Holbein noch Spuren entdecken. Die
Kleidungeni der Heiligen und Patriarchen , namentlich aber die Figuren von Christus
und Gott Vater, auch der Engel sind in den Säumen und Kanten reich und dem byzan-
tinischen Geschmack sehr gleichend, mit Verzierungen nach Art der damals üblichen
brokatenen Stoffe zu kirchlichen Kleidern geschmückt, und die Gewänder selbst mit
grosser Einfachheit geworfen, in schönem und edlem breitem Styl, ganz entfernt von
dem geknickten und zerknitterten Faltenwurf, der sich schon bei M. Schon gauer
zeigt und bei Dürer zur Manier steigert. Mangel an Perspektive macht sich in
Müller, Künstler-Lexikon.